Colin Kolles fordert Budgetlimit mit drakonischen Strafen
Ex-Formel-1-Teamchef Colin Kolles hat eine Idee, wie eine Budgetobergrenze umgesetzt werden könnte, an die sich auch die reichen Teams halten müssten
(Motorsport-Total.com) - Seit Jahren sind sich in der Formel 1 alle einig: Die Kosten sind zu hoch, die Budgets der Rennställe müssten gesenkt werden. Doch während es bei den Aussagen der Top-Team-Vertreter oft den Anschein macht, als würde es sich um Lippenbekenntnisse handeln, ist es generell schwierig, ein Budgetmodell in der Formel 1 einzuführen, das für Hersteller- sowie Privatteams attraktiv ist, spannenden Wettbewerb ermöglicht und überprüfbar ist.
Ex-FIA-Boss Max Mosley versuchte, ab der Saison 2009 eine Budgetobergrenze von 45 Millionen Euro einzuführen, doch der Brite wurde nach seinem Sex-Skandal von Jean Todt abgelöst und konnte sein Werk nicht mehr zu Ende bringen. Danach wurde das Ressourcen-Restriktions-Abkommen, eine Art Selbstkontrolle der Teams, eingeführt, das aber nach einem Streit zwischen den Rennställen über Bord geworfen wurde.
Van der Garde: Budgetlimit hätte Vorteile
In Anbetracht der großen finanziellen Probleme der Mittelfeld-Teams - Caterham musste sogar komplett aufgeben - ist das Thema aktueller denn je, konkrete Maßnahmen sind aber weit und breit nicht sichtbar. Mosley forderte erst kürzlich eine Wiederaufnahme seiner Idee einer Budgetobergrenze, doch Kritiker meinen, dass die Ausgaben der Teams kaum überprüfbar sind. "Ich weiß nicht, ob es möglich ist", sagt Ex-Caterham-Pilot Giedo van der Garde, der als Testpilot bereits bei vielen Mittelfeld-Teams arbeitete, gegenüber 'ServusTV'. "Es wäre aber sicher gut."
Seiner Meinung nach hat sich die Budgetschere zwischen Top- und Mittelfeld-Teams in den vergangenen Jahren zu weit geöffnet. Bestes Beispiel ist das Weltmeister-Team Mercedes: Dort reduzierte man vor rund fünf Jahren noch das Personal, ehe das Budget vergrößert wurde und man wieder deutlich aufrüstete. Inzwischen arbeiten 1.200 Mitarbeiter in Brackley und in der Motorenabteilung in Brixworth.
"Die großen Teams haben jetzt Budgets in Höhe von 500 oder 600 Millionen, die kleinen haben 100, vielleicht ein bisschen mehr oder weniger", vergleicht van der Garde. "Wenn sich das mehr in der Mitte einpendeln würde, dann wäre das 100-prozentig besser, denn dann wären auch die Zeitabstände der Teams knapper."
Kolles kritisiert bombastische Budgets
"Die nächste Stufe, die GP2, gibt fünf oder vier Millionen pro Jahr aus", vergleicht er. In der Formel 1 würde man ein ähnliches Produkt auch mit einem Top-Budget von 100 Millionen Euro schaffen können, glaubt Kolles. Eine derartige Budgetobergrenze muss seiner Meinung nach aber konsequent exekutiert werden.
Wie ein Budgetlimit funktionieren könnte
Diese würden sich nicht im einstelligen Millionenbereich abspielen, "sondern in einer Größenordnung, wie man McLaren in der Spionageaffäre bestraft hat, also bei 100 Millionen". Durch eine derartige Bedrohung könnte man sicherstellen, dass Sünder nicht nur viel Geld verlieren, sondern auch einen Imageschaden riskieren würden.
"Ich denke, dass sich dann sogar die Werke und deren Vorstände Gedanken machen würden, ob man so ein Risiko überhaupt eingehen soll, dass sie sozusagen beim Doping erwischt werden", sagt Kolles.