Austin: Bauverzögerungen vorprogrammiert?
Bisher unter Verschluss gehaltene Dokumente in Austin lassen befürchten, dass es in den USA zu einer "Zitterpartie" à la Südkorea kommen könnte
(Motorsport-Total.com) - Kaum hat die Formel 1 die "Zitterpartie" in Südkorea, wo selbst während des Rennwochenendes noch emsig gebaut wurde, überstanden, droht schon das nächste organisatorische Chaos. Denn nun aufgetauchte Dokumente deuten darauf hin, dass der für 2012 geplante Grand Prix der USA auf ähnlich wackeligen Beinen steht wie zuletzt Südkorea.
Im Mai wurde von Veranstalter Full Throttle Productions eine umfangreiche Präsentation des Streckenprojekts in Austin bei den Behörden eingereicht. Diese wurde auf Wunsch von Full-Throttle-Chef Tavo Hellmund zunächst unter Verschluss gehalten, musste nun aber an regionale Medien herausgegeben werden. Denen fiel prompt ein besorgniserregendes Detail auf, das nicht zum ersten Mal Zweifel an der Seriosität des Projekts aufkommen lässt.
Angedachter Termin im Juli unmöglich?
Denn auf Seite 17 der Dokumente geben die Veranstalter selbst an, dass sie mit einer Bauzeit von 24 Monaten rechnen. Das heißt, beim geplanten Baubeginn im Dezember 2010 wurde die Strecke erst im Dezember 2012 fertig werden - und dass die Formel 1 in der texanischen Hauptstadt Austin einen Weihnachts-Grand-Prix fahren wird, gilt als ausgeschlossen. Zudem wäre da ja auch noch die 90-Tage-Inspektionsfrist der FIA, die in Südkorea nicht eingehalten werden konnte.
"Wir hätten gerne den Luxus, schon 90 Tage vor dem Eventdatum fertig zu sein", erklärt Hellmund, "aber unser Zeitplan wird das wahrscheinlich nicht erlauben. Bei den letzten fünf neuen Grand-Prix-Strecken wurde diese Frist nicht eingehalten und die waren alle ein Erfolg. Es würde keinen Sinn machen, sich an eine 90-Tage-Frist zu klammern, die in Wahrheit nur eine Strecke auf der ganzen Welt treffen würde, nämlich uns."
FIA-Senatspräsident Nick Craw, gleichzeitig Präsident des amerikanischen Motorsportverbandes ACCUS, hat bereits angekündigt, dass er sich für eine Aufhebung der 90-Tage-Frist einsetzen würde, sollte dies für Austin erforderlich sein, auch wenn er grundsätzlich alle Fristen eingehalten sehen möchte. Craw war erst kürzlich in Austin, um sich selbst ein Bild vom Areal in der Nähe des internationalen Flughafens zu machen und die wichtigsten Verantwortlichen zu treffen.
Baukosten von 150 Millionen Euro erwartet
Dazu gehörten neben seinem Begleiter Tim Mayer (FIA-Delegierter) auch Hellmund, Tilke-Partner Peter Wahl und Bürgermeister Lee Leffingwell sowie weitere behördliche Repräsentanten. Hellmund: "Wir sind sehr froh, dass wir Nick Craw und Tim Mayer unser Team vorstellen und ihnen die Pläne für eine der besten Rennstrecken der Welt zeigen konnten." Zudem betont er, dass er und sein Team "weit über die Grenzen einer Rennstrecke hinaus" denken.
Übrigens: Auch die geplanten Kosten für den Bau der Strecke stehen nun fest und liegen bei umgerechnet knapp 150 Millionen Euro. Full Throttle will die Kosten aber nicht komplett selbst stemmen, sondern erhofft sich für einen Zeitraum von zehn Jahren einen jährlichen Zuschuss in der Höhe von 25 Millionen US-Dollar (umgerechnet knapp 18 Millionen Euro) aus texanischer Hand. Dafür sollen pro Rennwochenende 215 Millionen Euro in der Region bleiben.