• 10. März 2025 · 11:54 Uhr

Pionierin in der Formel 1: Hannah Schmitz über Vorbilder und Vielfalt

Hannah Schmitz ist eine der wenigen Frauen an der Boxenmauer der Formel 1 - Als Strategiechefin von Red Bull kämpft sie für Vielfalt und gegen alte Muster

(Motorsport-Total.com) - Hannah Schmitz ist eine der bekanntesten Frauen im Formel-1-Fahrerlager. Als leitende Strategieingenieurin bei Red Bull ist sie an Rennwochenenden regelmäßig an der Boxenmauer zu sehen. Dort findet sie sich als eine der wenigen Frauen - und manchmal die einzige - oft im Fokus der Kameras wieder.

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Hannah Schmitz hofft, mehr Frauen für die Formel 1 begeistern zu können Zoom Download

In einer ohnehin schon stressbehafteten Position verstärkt diese Aufmerksamkeit den Druck nur noch mehr. Doch Schmitz gibt zu, dass sie gelernt hat, dies zu akzeptieren.

Für die 39-Jährige gab es in ihrer Jugend keine weiblichen Vorbilder in leitenden Ingenieurspositionen innerhalb des Formel-1-Fahrerlagers. Heute jedoch erkennt sie an, dass sie selbst zu einem solchen Vorbild geworden ist.

Wie viele Frauen im Fahrerlager hatte Schmitz nie die Absicht, ihr Geschlecht in den Vordergrund zu stellen. Doch da sich Vielfalt und Inklusion langsamer entwickelten, als sie erwartet hatte, habe sie ihre Meinung dazu geändert.

"Als ich angefangen habe, wollte ich fast nicht, dass die Leute mich als Frau sehen - nicht, weil ich versuchte, ein Mann zu sein, sondern weil mein Geschlecht nichts mit meiner Fähigkeit, meinen Job zu machen, zu tun hat", sagt Schmitz.

"Deshalb sollte mein Geschlecht bei der Arbeit eigentlich keine Rolle spielen. Aber dann hatte ich das Gefühl, dass sich die Vielfalt mit der Zeit von selbst verbessern würde. Es dauert in dieser Branche einfach ein bisschen länger."

"Doch dann wurde mir klar, dass es eben nicht einfach so passiert. Wir müssen Vorbilder sein und lautstark zeigen, wie großartig dieser Job ist. Ich liebe meine Arbeit absolut - sie ist fantastisch. Und jeder kann diesen Job machen. Man muss kein weißer Mittelschicht-Mann sein, um erfolgreich zu sein", so Schmitz.

Schmitz treibt Inklusion bei Red Bull aktiv voran

Als eine der bekanntesten Frauen im Sport hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, innerhalb des Unternehmens Initiativen voranzutreiben. Seit drei Jahren gibt es ein Gender-Inklusionsnetzwerk, das sie gemeinsam mit einer Kollegin aus der Personalabteilung leitet. Dort werden Themen rund um Vielfalt und Inklusion besprochen.

Es besteht nicht nur aus Frauen, die nur zwölf Prozent der Red-Bull-Belegschaft ausmachen, sondern auch aus Männern, insbesondere solchen mit Töchtern, wie Schmitz anmerkt.

Zusätzlich hielt sie ein externes Webinar im Vorfeld des Internationalen Frauentags am vergangenen Samstag ab, bei dem sich jeder anmelden konnte. Dort sprachen fünf Frauen von Red Bull über ihre Jobs, die vielleicht nicht so bekannt sind. Ziel war es, mehr Frauen für eine Karriere in der Formel 1 zu begeistern - insbesondere jene, die gar nicht wissen, welche Möglichkeiten es für sie eigentlich gibt.


Fotostrecke: Frauen in der Formel 1: Sie nahmen an Grands Prix teil

Schmitz selbst ist zweifellos inspirierend. Sie absolvierte ihr Maschinenbaustudium in Cambridge und wusste, wie sie sagt, immer, dass sie etwas machen wollte, mit dem niemand rechnet. Heute ist sie Mutter von zwei kleinen Kindern und muss ihre Familie mit einem hochintensiven Job in Einklang bringen.

So erfordert ihre Arbeit zahlreiche Reisen. Bei der Hälfte der Rennen ist sie vor Ort, bei der anderen Hälfte arbeitet sie von der Red-Bull-Zentrale in Milton Keynes aus.

Ihr Posteingang ist regelmäßig mit Nachrichten junger Mädchen gefüllt, die um Rat fragen, wie sie in die Formel 1 kommen können. Die Menge an Anfragen sei inzwischen kaum noch zu bewältigen, doch wenn sie Zeit hat, schreibt Schmitz zurück.

Als Frau muss man oft die Extrameile gehen

"Die meisten Ratschläge, die man bei Karrieretalks oder Panels hört, sind: Gib nicht beim ersten Versuch auf. Man sollte nicht sofort denken: 'Oh, ich bin nicht gut genug, deshalb habe ich die Stelle nicht bekommen'", betont der Ingenieurin.

"Viele Leute, die es in die Branche geschafft haben, sind die Extrameile gegangen - sei es durch Networking, das Knüpfen von Kontakten oder durch gezieltes Nachfragen beim einstellenden Manager, ob die Bewerbung überhaupt gesehen wurde."

"Viele derjenigen, die es letztlich geschafft haben, mussten diese Extrameile gehen, was eigentlich nicht nötig sein sollte, aber es ist eben oft so. Und es gibt nach wie vor nicht wirklich viele weibliche Vorbilder."

Auch Schmitz selbst hatte in ihrer Jugend keine weiblichen Vorbilder. Diese fand sie später, als sie eine Familie gründete. Unter ihnen befand sich Allyson Felix, die bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio antrat, nachdem sie Mutter geworden war.

"Als ich mich entschieden habe, eine Familie zu gründen, gab es dann Vorbilder - Frauen, die nach der Geburt wieder in den Job zurückkehrten. Denn das bringt eine Menge Druck mit sich. Man hört Fragen wie: 'Wirst du wirklich weiterarbeiten? Bist du dir sicher?' Ich glaube nicht, dass Männer diese Fragen so oft gestellt bekommen."

"Aber dann habe ich von anderen Frauen gelesen, die nach der Geburt in ihre Karriere zurückkehrten. Für mich war Allyson Felix eine der größten Inspirationen - einfach unglaublich. Geschichten wie ihre zu lesen und zu denken: 'Ja, ich kann das auch.' Das hat mich wirklich bestärkt, vor allem in meiner Schwangerschaft."

Mittlerweile gibt es bei Red Bull Richtlinien für Eltern - etwas, das, wie Schmitz sagt, nicht unbedingt vorhanden war, als sie ihr erstes Kind bekam, aber sie sprach es an und der Arbeitgeber reagierte. Und nicht das nur für Mütter: Eltern haben jetzt die Möglichkeit, einen Tag später zu fliegen, und für einige Ingenieure wurde der erste Arbeitstag an der Strecke von Donnerstag auf Freitag verschoben.

Natürlich ist das nicht in allen Positionen möglich, aber für Schmitz bedeutet das, dass sie für das Saisonauftaktrennen in Melbourne erst am Dienstag abreist - und so einen zusätzlichen, wertvollen Tag mit ihrer Familie verbringen kann.

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