Von ISDN zu Glasfaser: Datentransfer im Wandel der Zeit
Wie noch vor weniger als 20 Jahren ein Ferrari-T-Shirt für schnelleren Datentransfer sorgte und welche Möglichkeiten den Formel-1-Teams heute offenstehen
(Motorsport-Total.com) - Anlässlich des Grand Prix von Brasilien schlägt der Formel-1-Zirkus seine Zelte seit Jahren in Interlagos auf. Erstmals wurde im Jahr 1973 auf der gegen den Uhrzeigersinn befahrenen Rennstrecke gefahren. Damals lag diese noch deutlich außerhalb der Stadt Sao Paulo und war 7,9 Kilometer lang.
© Toro Rosso
Technisch haben die Teams ganz andere Möglichkeiten als noch vor einigen Jahren Zoom Download
Nachdem der Brasilien-Grand-Prix zwischenzeitlich nach Rio de Janeiro umgezogen war, kehrt man zur Saison 1990 nach Sao Paulo zurück. Inzwischen lag die Millionenmetropole deutlich näher an der auf 4,3 Kilometer verkürzten Rennstrecke von Interlagos. Heute befindet sich der Kurs inmitten der Stadt, die unaufhaltsam weiter wächst.
Verglichen mit den 1990er-Jahren hat sich in Interlagos nicht nur optisch einiges getan. Auch in Sachen Technik operieren die Formel-1-Teams bei einem Grand Prix von Brasilien heute mit ganz anderen Möglichkeiten. "Ich erinnere mich noch, wie wir uns um die ISDN-Leitungen in der Boxengasse streiten mussten, weil es nicht genügend gab", wird Matt Harris, Leiter der IT-Abteilung im Mercedes-Team, von der Nachrichtenagentur 'Reuters' zitiert.
Datenübertragung in Brasilien damals und heute
Harris gehörte schon im Jahr 1999 zum Team aus dem britischen Brackley. Dieses firmierte damals noch nicht unter der Bezeichnung Mercedes, sondern BAR. Weil es zur damaligen Zeit in Interlagos nicht genügend ISDN-Leitungen für alle Formel-1-Teams gab, wurde zu abenteuerlichen Methoden gegriffen, wie sich Harris erinnert.
In Interlagos anno 2015 müssen sich die Teams um die Bandbreite für die Datenübermittlung keine Gedanken mehr machen. Moderne Technik wie Glasfaserkabel und Remote-Zugriff aus der Fabrik gehören inzwischen zum Standard. In diesem Zusammenhang erinnert sich Harris an eine Anekdote, die sich um Michael Schumacher zutrug, als dieser für das Mercedes-Team fuhr.
Datenanalyse am Rennwochenende künftig in der Fabrik?
"Michael saß im Auto, als ihn über Funk einer seiner Renningenieure ansprach. Als Michael verdutzt entgegnete, dass er seinen Gesprächspartner an jenem Wochenende noch gar nicht an der Strecke gesehen hätte, entgegnete dieser 'Ich bin in der Fabrik.'" Soll heißen: Die Qualität der Datenübertragung war derart gut, dass es keinen Unterschied machte, ob der Ingenieur direkt neben Schumachers Auto in der Box stand oder eben in der Fabrik des Teams im heimischen Brackley saß.
Für die Zukunft rechnet der IT-Spezialist damit, dass die moderne Kommunikation den Teams das Leben noch einfacher macht. So könnte die übliche Datenanalyse im Nachgang zu einem Trainings- oder Qualifying-Tag künftig nicht mehr vor Ort an der Rennstrecke, sondern in der heimischen Fabrik über die Bühne gehen. "Warum sollte es nicht möglich sein, die Daten in der Fabrik zu verarbeiten und ihnen die Ergebnisse dann gebündelt an die Strecke zu schicken?", fragt Harris.