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Helmut Marko: McLaren war bei Wintertests "deutlichst überlegen"
Auch Helmut Marko sieht McLaren für 2025 als großen Favoriten, doch wo stehen Red Bull und Max Verstappen? So ordnet er die Lage bei seinem Team vor dem Auftakt ein
(Motorsport-Total.com) - Rätselraten bei Red Bull: Nach dem schwierigen Jahr 2024 und durchwachsenen Testfahrten, tut sich das einstige Weltmeisterteam mit der eigenen Standortbestimmung für den Saisonauftakt 2025 noch schwer - klar ist für Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko vor dem Abflug nach Australien nur: McLaren ist der haushohe Favorit.
"McLaren war deutlichst überlegen", erklärt Marko mit Blick auf die jüngsten Testeindrücke aus Bahrain bei ServusTV. "Die waren in den Shortruns, das haben sie ja nicht gezeigt... die sind rausgefahren: Sektor eins, Bestzeit. Sektor zwei, Bumm. Und dann sind sie wieder in die Box abgebogen", erklärt der Grazer, wie das Papaya-Team seiner Meinung nach tiefgestapelt habe: "Also die waren bemüht, das wahre Potenzial zu verschleiern."
Auch bei den Longruns von McLaren glaubt Marko an viel Spritzuladung und damit eine Verschleierungstaktik - bereinigt, schätzt der Red-Bull-Berater, sei der Konstrukteurs-Weltmeister eine "halbe bis eine Sekunde schneller" gewesen, zumal er warnt, dass McLaren "trotzdem in den Topspeed-Messungen nicht vorn dabei" war. Marko: "Das lässt wieder schließen, dass sie nicht mit der vollen Motorkraft gefahren sind. Also wenn dieses Ergebnis in Australien ist, dann gibt es ganz klar [Platz] eins und zwei."
Red Bulls Hauptziel: Arbeitsfenster breiter machen
Die Flinte ins Korn werfen will Red Bull trotz dieser Aussicht aber noch lange nicht, schließlich sei Bahrain allein schon wegen der Streckenbeschaffenheit nicht zwingend repräsentativ für den weiteren Verlauf des Jahres, das dieses Jahr dort eher kühle Wetter zudem auch ein Ausreißer gewesen - weshalb Marko hofft, "dass der Speed, der sich dort ergeben hat, nicht für die ganze Saison gilt".
Helmut Marko: McLaren war bei Tests "deutlichst überlegen"
Max Verstappen startet als Titelverteidiger in die Formel-1-Saison 2025. Titelfavorit ist laut Helmut Marko aber Lando Norris auf McLaren. Weitere Formel-1-Videos
Und auch das Team selbst sende durchaus positive Signale in Bezug auf einige der offenen Baustellen aus der jüngeren Vergangenheit: "Wie wir wissen, ist das letzte Jahr nicht so gut gelaufen technisch", räumt Marko ein, der Red Bull spätestens ab Imola "technisch in den Rückstand geraten" sieht. Zwar habe Weltmeister Verstappen das mit seinen Leistungen oftmals "übertüncht", so Marko, "aber phasenweise waren wir nurmehr die vierte Kraft".
Ab Monza habe das Team jedoch "intensivst an der Behebung dieser falschen Abbiegung gearbeitet", erklärt Marko, und stellt erleichtert fest: "Das hat teilweise Früchte getragen. Aber die Quintessenz war, das Auto hatte ein viel zu geringes Arbeitsfenster. Wenn du da drinnen warst, dann haben wir gewonnen oder waren vorne dabei. Aber wenn du die kleinsten Änderungen durchgeführt hast, plötzlich war eine Sekunde weg."
Für 2025 sei die Zielsetzung deshalb ganz klar gewesen, "dass wir das Auto in ein breiteres Arbeitsfenster bekommen, dass die Fahrer mehr Selbstvertrauen in das Fahrverhalten haben, dass es also kalkulierbarer wird", so Marko. Nach den Testfahrten glaubt der Red-Bull-Berater, sei das "im Ansatz gelungen, aber noch nicht in der Perfektion".
Montoya zu Red Bull: "Normalerweise kein gutes Zeichen"
Dabei war Start in Bahrain am Mittwoch "noch gut gelaufen, da war der Longrun von Max wettbewerbsfähig", gibt Marko eine kleines Resümee: "Donnerstag lief nicht so gut, da ist Liam gefahren. Die sind in der Abstimmung in eine andere Richtung gegangen, die nicht die Erfolge gebracht hat", erklärt der Österreicher.
"Am Freitag haben wir neue Teile gebracht. Ein Teil dieser neuen Teile hat gut funktioniert, ein Teil nicht so. Und wir sind dann mit einer Art Zwitter gefahren, neue und alte Teile", verrät der Grazer. Schließlich bremste noch ein technisches Problem das Team ein, "was eine Stunde gekostet hat", so Marko, dessen Fazit abschließend lautet: "Also wir sind nicht optimal unterwegs gewesen."
Auch Ex-Formel-1-Pilot Juan sieht Red Bull mit Blick auf die neue Saison in Schwierigkeiten. "Ich glaube, es wird Red Bull sein, denen es [an Pace] fehlt", erklärt der Kolumbianer gegenüber Oddspedia, und bezieht sich auf die Testfahrten: "Wenn man sich die Rundenzeiten von letztem Jahr zu diesem Jahr anschaut, sind sie in Bahrain die gleichen Zeiten gefahren. Und das ist normalerweise kein gutes Zeichen", schlägt der 49-Jährige Alarm.
Vor diesem Hintergrund ordnet Montoya auch das laut Marko vergrößerte Arbeitsfenster ein: "Ja, das ist plötzlich besser, sie haben das Auto leichter zu fahren gemacht, wie sie es wollten. Aber das Auto ist nicht schneller. Die anderen Leute, die anderen Autos sind besser geworden", glaubt Montoya, dass Red Bull weiterhin Probleme haben wird, die Pace der restlichen Top-Teams, allen voran von McLaren, mitzugehen.
Marko hofft auf "Max-Faktor" und warnt Lawson
Marko will deshalb jedoch nicht in Panik verfallen, schließlich sei zwischen Testfahrten und Auftakt auch Red Bull keineswegs stillgestanden - vielmehr habe das Team "alles analysiert", sagt Marko, der verrät: "Max war im Simulator und war eigentlich sehr angetan, dass wir jetzt scheinbar die richtige Richtung haben."
Neben den "ganz anderen Verhältnissen" im deutlich wärmeren Australien, ortet Marko außerdem noch ein weiteres Ass im Ärmel, das einem schon im letzten Jahr zumindest die Fahrer-WM rettete - der viel zitierte "Max-Faktor. Der wirkt fast in allen Phasen und der kann halt Unmögliches möglich machen", hofft Marko.
Verschwunden ist aus dem Red-Bull-Lager indes der Perez-Faktor, der dem Team im vergangenen Jahr mit vielen Unfällen und Unsicherheiten das Leben noch zusätzlich erschwerte. In der Garage neben Verstappen ist Youngster Liam Lawson eingezogen, und mit ihm auch "eine ganz andere Stimmung", so Marko, "eine richtige Begeisterungswelle", wie es sein Förderer nennt: "Er ist halt jung, voller Optimismus."
Allerdings mahnt Marko auch vor zu viel Euphorie: "Der muss jetzt seinen Weg finden und nicht denken: 'Wie schlage ich den Max?' Weil das war der Fehler all jener, die leider gescheitert sind", verweist er auf Verstappens vorherige Teamkollegen, die dann andere Wege bei der Abstimmung oder Strategien genommen hätten, "weil sie eben nicht wahrhaben wollten, dass da einer unschlagbar ist". Das sei Verstappen aber "derzeit - und ich glaube, das wird noch einige Zeit so sein".
Lawson traut er den Job an der Seite des Weltmeisters trotzdem zu, denn: "Der Liam ist ein sehr Bodenständiger. Neuseeländer sind überhaupt geerdete Menschen, und das war auch der Grund, warum wir ihm gegenüber dem Yuki Tsunoda den Vorzug gegeben haben", rechtfertigt Marko noch einmal Red Bulls Entscheidung pro Lawson.