• 10. März 2025 · 10:53 Uhr

20 Jahre Red Bull in der Formel 1: McLaren verbot die Teamzeitschrift

Red Bull seit 20 Jahren in der Formel 1 - In der Anfangsphase versuchten die etablierten Teams, den neuen Rennstall abzuschotten

(Motorsport-Total.com) - Vor 20 Jahren stieg Red Bull in die Formel 1 ein. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die noch lange nicht zu Ende zu sein scheint. Mit Max Verstappen hat das Team bereits vier Formel-1-Weltmeisterschaften gewonnen. Zu Beginn des Projekts in der Königsklasse versuchten die etablierten Teams, den Rennstall zu verdrängen. So gab es zum Beispiel ein Verbot des Red-Bull-Magazins bei McLaren, wie David Coulthard verrät.

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Eine Erfolgsgeschichte: Red Bull seit 20 Jahren in der Formel 1 Zoom Download

Machen wir eine Zeitreise: Wir schreiben das Jahr 2004. Coulthard ist in seinem letzten Jahr bei McLaren. Der Schotte wusste, dass er durch Juan Pablo Montoya ersetzt werden würde und suchte nach einer Alternative, um in der Formel 1 zu bleiben. Jaguar war an den Diensten des Routiniers interessiert, doch dieser erklärte: "Ich werde nicht bei Jaguar unterschreiben. Ich würde lieber aus der Formel 1 aussteigen."

Coulthard glaubte nicht an Jaguar und die Teamführung, doch dann kam aus dem Nichts das Angebot von Red Bull. Der Energy-Drink-Hersteller arbeitete damals mit dem jungen Christian Horner zusammen und versuchte, in der Formel 1 Fuß zu fassen. "Ich gründete mein eigenes Team in der heutigen Formel 2 und trat gegen das Team von Helmut Marko an", erzählt Horner.

Der Weg von Horner und Red Bull in die Königsklasse

"In den Jahren 2002, 2003 und 2004 gewannen wir drei Jahre hintereinander und ich suchte nach einem Weg, das Team in die Formel 1 zu bringen", so Horner weiter, der Unterstützung vom damaligen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone erhielt. Dieser wollte damals "junges Blut" in seiner Formel 1 sehen und "Eddie Jordan loswerden". Also bot Horner für das Team und hatte damals einen Red-Bull-Junior von Helmut Marko in seinen Reihen: Vitantonio Liuzzi.

"Der Deal mit Jordan wurde immer komplizierter, Red Bull kaufte Jaguar im November 2004", erinnert sich Horner. "Später in diesem Monat bekam ich einen Anruf von Helmut, dass Dietrich Mateschitz mich sehen wolle. Ich fuhr nach Salzburg, und Mateschitz erzählte mir, dass er das Management ändern wolle. Er habe große Ambitionen mit dem Team und wolle mir eine Chance geben."

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David Coulthard bei Red Bull Racing Zoom Download

Horner war damals erst 31 Jahre alt und hatte im Vergleich zu vielen anderen in der Königsklasse kaum Erfahrung. Horner übernahm die Rolle des Teamchefs und auch Coulthard wurde verpflichtet. Der Schotte scherzt: "Christian kam zu mir, aber er musste noch lernen, welche Tür zu welcher Abteilung bei Jaguar führt. Ich erinnere mich, dass das Team noch vor dem ersten Test meine Unterschrift haben wollte."

Der Einfluss von Coulthard und die Verpflichtung von Newey

Doch Coulthard lehnte damals ab. Er wollte erst einmal das Auto ausprobieren und das Team kennen lernen. Der Schotte wollte sichergehen, dass die nötigen Investitionen getätigt und die richtigen Leute für das Projekt eingestellt wurden. Er sagte damals: "Wenn ich einen guten Job mache, dann wollt ihr mich. Wenn ihr einen guten Job macht, dann will ich bei euch sein."

Während des Testtages tauschte sich Coulthard mit Mateschitz aus: "Dietrich war beim Test dabei. Ich saß mit ihm zusammen und erfuhr, was seine Vision im Sport ist. Ich wusste, dass er Teilhaber bei Sauber ist und lange Zeit ein sichtbarer Sponsor des Teams war. Er kam also nicht aus dem Nichts und interessierte sich nur für ein paar Monate für die Formel 1. Da war schon ein langfristiger Plan geschmiedet worden."


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Wichtig für Coulthard war auch, dass er an der Strategie feilen durfte und einige Freiheiten hatte. Der Schotte verbrachte viel Zeit mit Mateschitz in Salzburg, um das Team zu formen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. "Natürlich stimmte er nicht immer zu, aber so funktioniert das Spiel auch nicht", so Coulthard, der am Red-Bull-Boss schätzt, dass er nicht auf Powerpoint-Präsentationen, sondern auf seine Werte und seine Leidenschaft setzte.

Der entscheidende Schritt: Adrian Newey kommt zu Red Bull

Eine Personalie brachte Red Bull einen großen Schritt nach vorne: Star-Ingenieur Adrian Newey. Coulthard hatte schon bei Williams und McLaren mit ihm zusammengearbeitet, und auch Horner wollte den begnadeten Formel-1-Designer unbedingt haben. Horner scherzt: "David war schneller als Tinder heute, denn das Match war sofort da. Er arrangierte ein geheimes Treffen im Bluebird in London, Adrian und seine Frau waren dabei."

"Am Ende treffen die Frauen alle Entscheidungen und so haben wir uns alle kennengelernt", fügt Horner hinzu. Nach dem Abendessen kam es zu einem Treffen zwischen Newey und Mateschitz, bei dem der Deal unter Dach und Fach gebracht wurde. Am 8. November 2005 wurde der Deal zwischen Red Bull und Newey offiziell verkündet. Das junge Team hatte einen großen Fisch an der Angel.


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"Das war ein wichtiger Moment für uns", sagt Horner. "Davor haben uns die Leute nicht ernst genommen und waren nur darauf aus, auf eine der Red-Bull-Partys zu kommen. Als Adrian zu uns kam, änderte sich alles. Die Leute sahen uns nicht mehr als Party-Team." Und das sollte Folgen haben, denn die etablierten Formel-1-Teams witterten eine Bedrohung und sollten recht behalten.

Von der Party-Marke zum ernsthaften Konkurrenten

Red Bull war für seine Partys bekannt, und Coulthard scherzt, dass er einer der Gründe dafür war. Er sagt: "Es war wegen mir! Es war ein frischer Wind im Paddock. Der Paddock ist heute viel freundlicher als früher. Natürlich musste Red Bull den Zugang mit der Zeit einschränken, aber am Anfang war es ein Haus der offenen Tür mit Essen für die Medienvertreter und so weiter."

Laut Coulthard gab es eine Zeit, in der sogar die anderen Teams ihre kleinen Partner, die sie nicht versorgen konnten, zu Red Bull brachten, um sie zu verköstigen. Horner erinnert sich mit einem Lächeln: "Wir waren das einzige Team, bei dem man nicht 200 Pässe brauchte, um durch die Haustür zu kommen." Für Coulthard war es ein Tapetenwechsel, denn bei McLaren war er deutlich abgeschotteter.

"Intern war McLaren freundlich und offen", sagt Coulthard über den Stil des damaligen McLaren-Teamchefs Ron Dennis. "Aber nach außen gab es Barrieren und Ron kontrollierte gerne, welche Informationen aus dem Team nach außen drangen. Ich respektiere das, denn er war der Boss, der Eigentümer. Aber Red Bull hat das alles ganz anders gemacht." Und jetzt kommen wir zur Geschichte aus der Überschrift: das Red-Bull-Magazin.

McLarens Magazin-Verbot und Red Bulls Wandel zum Top-Team

Red Bull gab am Rennwochenende ein kleines Magazin mit wichtigen Informationen zum Rennen heraus. Es lag im Paddock aus und Dennis verbot seinen Mechanikern und Teammitgliedern, das Magazin mit in die McLaren-Hospitality zu nehmen.

"Das war typisch Ron, aber ich bin mir sicher, dass er es in seinem Büro gelesen hat", vermutet Coulthard. "Ich war neun Jahre dort und er hat immer gesagt, dass er solche Magazine nicht liest. Aber als ich die Schublade seines Schreibtisches öffnete, waren die Zeitschriften alle da. Das ist Erwartung gegen Realität." Coulthard glaubt, dass jeder so ein Guilty-Pleasure hat.

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Ron Dennis sperrte Red Bull bei McLarena aus Zoom Download

Red Bull sei seinen eigenen Weg gegangen und gehöre heute zu den Top-Teams der Formel 1. "Als wir in die Formel 1 gekommen sind, haben wir laute Musik aus unseren Lautsprechern gespielt. Wir hatten eine Hospitality, die wir Energy Station nannten", erinnert er sich. "Damals war alles anders, denn niemand hat uns ernst genommen." Viele dachten, Red Bull wolle nicht gewinnen, sondern nur eine gute Zeit haben, aber die Realität sah ganz anders aus.

Was Horner betont, ist, dass Red Bull unbedingt gewinnen will, aber dabei den Spaß nicht auf der Strecke lassen möchte. "Das hat sich über die Jahre nicht geändert", sagt er. "Wir sind immer noch das Team mit der lautesten Musik. Das Team neben uns tut mir immer ein bisschen leid, weil unsere Mechaniker heutzutage auch einen speziellen Musikgeschmack haben." Red Bull ist immer noch laut, aber auch sehr erfolgreich.

Acht Weltmeisterschaften feierte der Rennstall mit Verstappen und Sebastian Vettel. Sechsmal stand Red Bull an der Spitze der Konstrukteurswertung. Künftig soll in Zusammenarbeit mit Ford ein eigener Motor gebaut werden. Red Bull atmet Formel 1 und hat sich etabliert. Coulthard: "Hätte ich damals nicht das Vertrauen gehabt, hätte ich dort nicht unterschrieben". Aus dem Party-Team der Formel 1 ist ein Top-Team geworden, und gleichzeitig erfreut sich die Marke einer hohen Aufmerksamkeit für ihre Produkte.

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