Weltmeister bei Ferrari: So lief das erste Rennen!
War ihr Ferrari-Debüt ein Hinweis auf spätere Erfolge? So schnitten Formel-1-Weltmeister bei ihrem ersten Grand Prix für die Scuderia ab
(Motorsport-Total.com) - Jeder Rennfahrer träumt davon, eines Tages mit Ferrari Formel-1-Weltmeister zu werden. Den wenigsten aber gelingt es, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Lewis Hamilton tritt in der Saison 2025 an, das Gegenteil zu beweisen.
Hamiltons Wechsel von Mercedes zu Ferrari ist eines der größten Ereignisse in der Geschichte der Formel 1: Der mit sieben WM-Titeln erfolgreichste Fahrer schließt sich dem mit 15 Fahrer- und 16-Konstrukteurstiteln erfolgreichsten Rennstall an.
Doch Hamilton ist nicht der erste Weltmeister, den es nach Maranello zieht: Vor ihm haben schon andere Titelträger ihr Glück in Rot versucht - mit unterschiedlichem Erfolg. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die jeweils ersten Rennwochenenden der Weltmeister, die mit Ferrari nochmals Weltmeister werden wollten und ob sie dieses Ziel erreicht haben.
1956: Fangio erzielt einen geteilten Sieg
Mit Juan Manuel Fangio wechselt zur Saison 1956 der bestimmende Fahrer des ersten Jahrzehnts in der Formel-1-Weltmeisterschaft zu Ferrari. Denn Fangio hat bereits 1951 für Alfa Romeo, 1954 für Maserati und Mercedes sowie 1955 für Mercedes jeweils den Titel gewonnen.
Das erste Saisonrennen 1956 ist Fangios Heimrennen: der Argentinien-Grand-Prix in Buenos Aires. Doch für den Titelverteidiger läuft eigentlich nichts nach Plan: Eine fehlerhafte Benzinpumpe bremst ihn ein, bis er nach 30 Runden das Ferrari-Schwesterauto von Luigi Musso und dessen fünften Platz übernimmt. Kurz darauf leistet sich Fangio auch noch einen Dreher.
Dann überschlagen sich an der Spitze die Ereignisse: Bei Fangio-Teamkollege Eugenio Castellotti streikt das Getriebe, bei Carlos Menditeguy im Maserati geht die Antriebswelle ein und bei dessen Teamkollegen Stirling Moss deutet sich ein Motorschaden an. Damit bleibt nur noch Jean Behra im Maserati als letzter Gegner - Fangio überholt ihn und gewinnt.
Weil sich Fangio das Auto mit Musso geteilt hat, teilen sich die beiden beteiligten Fahrer die Punkte für den Sieg. Fangio reist dennoch als WM-Spitzenreiter aus Argentinien ab: Der Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde macht ihn zum Tabellenführer. Und auch am Jahresende ist Fangio vorne - er wird im ersten Jahr Weltmeister für Ferrari, dann zieht er für 1957 weiter zu Maserati. Dort holt er sich den fünften Titel.
1990: Ausfall für Prost beim Ferrari-Debüt
Das erbitterte Duell mit Ayrton Senna bei McLaren hat bei Alain Prost Spuren hinterlassen. Nach seinem WM-Titel 1989 sucht er eine neue Herausforderung und wechselt zu Ferrari.
Beim Saisonauftakt in Phoenix in den USA belegt Prost im Ferrari 641 auf nasser Strecke den siebten Platz, während Teamkollege Nigel Mansell im Schwesterauto nicht über Rang 17 hinauskommt. Ein größeres Erfolgserlebnis hält das erste Ferrari-Rennwochenende für Prost nicht mehr bereit.
Denn schon beim Start setzen Getriebeprobleme ein beim WM-Titelverteidiger, der deshalb auf Platz neun zurückfällt. Zwar gelingt es Prost, bis Runde 17 auf Position vier nach vorne zu fahren, doch nur vier Runden später ist Schluss: Das Getriebe will nicht mehr, Prost fällt aus.
Aber: Schon im zweiten Rennen in Brasilien ist Prost erstmals ein Sieger für Ferrari. Vier weitere Siege bringen ihn bis Saisonende in Schlagdistanz zu WM-Spitzenreiter Senna. Prosts Titelträume lösen sich dann aber beim vorletzten Grand Prix in Japan in Rauch auf, nachdem er in der ersten Kurve mit Senna kollidiert ist. Und auch seine Ferrari-Zeit nimmt 1991 kein Happyend: Nach dem berühmtem "Lastwagen"-Vergleich fliegt Prost bei Ferrari hochkant raus!
1996: Schumacher verliert gegen Irvine
Zweimal hat Michael Schumacher mit Benetton den Formel-1-Fahrertitel gewonnen - und dann beschlossen, seinen Vertrag nicht zu erfüllen, sondern vorzeitig zu Ferrari zu wechseln. Dort bekommt er es mit dem ersten Zehnzylinder-Motor im F310 zu tun, und mit Eddie Irvine als Teamkollegen.
Beim Saisonauftakt in Melbourne erzielt überraschend Irvine das bessere Qualifyingergebnis: Er nimmt "Schumi" zweieinhalb Zehntel ab und belegt Platz drei in der Startaufstellung, eine Position vor seinem prominenten Teamkollegen.
Im Rennen dreht Schumacher den Spieß um - zunächst. Denn an dritter Stelle liegend entwickelt sein Ferrari hartnäckige Bremsprobleme, die wenige Runden danach das Aus bedeuten. Irvine profitiert und erzielt das erste Podestergebnis für Ferrari in der Formel-1-Saison 1996. Es sollte sein einziges Top-3-Ergebnis des Jahres bleiben.
Während Irvine mit nur drei weiteren Punkteresultaten am Saisonende nur Platz zehn in der Fahrerwertung belegt, kommt Schumacher nach drei Siegen in Barcelona, Spa-Francorchamps und Monza auf Gesamtrang drei hinter den dominierenden Williams-Fahrern Damon Hill und Jacques Villeneuve. Doch die großen Ferrari-Sternstunden kommen erst noch für Schumacher: Von 2000 bis 2004 wird er fünfmal in Folge Formel-1-Weltmeister in Rot!
2007: Kimi macht's!
Nach dem Rücktritt von Michael Schumacher am Ende der Saison 2006 ist Kimi Räikkönen der neue Starfahrer von Ferrari. Er erwischt beim Australien-Grand-Prix 2007 in Melbourne einen Einstand nach Maß und stellt seinen Ferrari F2007 auf die Poleposition.
Auch im Rennen läuft alles nach Plan: Räikkönen gewinnt den Start und dominiert das Geschehen. Er liegt nur nach seinen Boxenstopps kurzzeitig nicht in Führung und gewinnt nach 58 Runden überlegen mit 7,2 Sekunden Vorsprung auf Fernando Alonso und weiteren 11,4 Sekunden auf dessen McLaren-Teamkollegen Lewis Hamilton.
Was er zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnt: Dabei handelt es sich um die Top 3 der WM-Gesamtwertung 2007. Denn Räikkönen gewinnt in seinem ersten Ferrari-Jahr nicht nur das Auftaktrennen, sondern hauchdünn um einen Punkt auch die Weltmeisterschaft vor den punktgleichen Hamilton und Alonso! Es bleibt sein einziger Formel-1-Titel.
2010: Vettels Pech ist Alonsos Glück
Mit seinem Wechsel von Renault zu Ferrari wähnt sich Fernando Alonso zur Saison 2010 wieder auf der Siegerstraße. Doch zunächst setzt es eine Niederlage: Im Qualifying zum Saisonauftakt in Sachir in Bahrain unterliegt Alonso im Ferrari F10 seinem Teamkollegen Felipe Massa, und das um satte 3,5 Zehntel.
Im Grand Prix dagegen hat Alonso Massa im Griff und liegt in der zweiten Rennhälfte direkt vor dem Ferrari-Stallgefährten auf Platz zwei, als eine defekte Zündkerze den Red Bull von Spitzenreiter Sebastian Vettel langsam werden lässt. Alonso macht kurzen Prozess, überholt den waidwunden RB6 und gewinnt nach 49 Rennrunden mit 16,1 Sekunden vor Massa.
Am Saisonende aber jubelt Vettel: Alonso, der als WM-Spitzenreiter zum Finalrennen gereist ist, verliert seine Titelchancen hinter dem Renault von Witali Petrow - weil Alonso nur Siebter wird und Vettel gewinnt, ist Vettel der Weltmeister 2010. Alonsos enttäuschter Blick nach der Zieldurchfahrt wird zum Meme - und symbolisiert seine titellose Zeit bei Ferrari.
2015: Vettel fährt aufs Podium
Nach einer enttäuschenden sieglosen Saison 2014 sucht Sebastian Vettel eine neue Herausforderung bei Ferrari. Der erste Schlagabtausch mit seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen endet positiv für ihn: Er nimmt dem Finnen im Qualifying wenige Tausendstelsekunden ab und belegt direkt vor Räikkönen den vierten Platz in der Startaufstellung.
Gegen die dominierenden Mercedes von Lewis Hamilton und Nico Rosberg hat Vettel im Rennen keine Chance, wohl aber gegen den Williams von Felipe Massa: Bei den Boxenstopps kurz vor Halbzeit im Grand Prix zieht er vorbei und sichert sich so den dritten Platz. Diesen behält Vettel bis ins Ziel bei seinem ersten Ferrari-Rennen.
Der erste Sieg in Rot lässt nicht lange auf sich warten: Bereits bei der zweiten Saisonstation in Malaysia steht Vettel erstmals als Ferrari-Fahrer ganz oben. Weitere zwei Siege in Budapest und Singapur bringen ihm deutlich vor dem sieglosen Räikkönen den dritten WM-Platz ein. Weltmeister mit Ferrari aber wird Vettel nie.