Andy Cowell: Warum die Regelreform 2014 nicht mit 2026 vergleichbar ist
Bei Aston Martin schwingt mit Andy Cowell ein neuer Teamchef das Zepter: So will der Brite die einzelnen Abteilungen vorm Regelumbruch 2026 miteinander verzahnen
(Motorsport-Total.com) - Bei der großen Regelreform von 2014 war er federführend für Mercedes' Wundermotor verantwortlich, mit dem die Silberpfeile in den folgenden Jahren den Sport dominieren sollten: Andy Cowell. 2026 wird das Reglement nun wieder im großen Stile umgeworfen, doch diesmal tritt der Brite in einer ganz anderen Rolle auf: Als neuer Teamchef soll er Aston Martin in eine erfolgreiche Zukunft führen.

© LAT Images
2025 fährt die Formel 1 ihre 75. Saison, 2026 kommen dann die neuen Regeln Zoom Download
Nicht wenige Experten im Fahrerlager fragen sich vor diesem Hintergrund jedoch, ob Cowell in seiner ursprünglichen Rolle als Techniktüftler nicht vielleicht sogar wertvoller für das Team von Milliardär Lawrence Stroll wäre als am Kommandostand - doch geht es nach dem Briten selbst, haben sich die Zeiten grundlegend geändert, und damit auch die Anforderungen ans Team, um beim Regelwechsel den bestmöglichen Job zu machen.
"Wann immer es eine Regeländerung gibt, ergibt sich die Chance, besser zu sein als die Konkurrenz. Es ist gewissermaßen ein Neustart", sieht Cowell zwar gewisse Parallelen zu damals - doch: "Der Wechsel von 2013 zu 2014 war aber besonders drastisch, da die Antriebsregeln von einem Saugmotor zu einem direkteinspritzenden Turbo mit MGU-H und MGU-K umgestellt wurden - ohne ein funktionierendes System war man nirgends."
Cowell: "Vielleicht unterschätze ich es damit auch ..."
"Wohingegen wir von 2025 auf 2026 sozusagen das "H" rausnehmen, was zu einer komplexeren Turboverzögerung führt, sowie eine größere Batterie, einen stärkeren Motor und eine geringere Rate beim Bezindurchfluss mit sich bringt", erklärt Cowell, der dabei vor allem auch den Sprit als "große Herausforderung" sieht.
Trotzdem stellt der Brite klar: "Ich bin mir nicht sicher, ob es so ein dramatischer Einschnitt (wie 2014) ist. Es ist mehr eine Weiterentwicklung dessen, was wir heute schon haben. Vielleicht unterschätze ich es damit auch etwas, aber ich glaube, die eigentliche Herausforderung liegt darin, dass nicht nur die Antriebsregeln geändert werden, sondern auch die für Aerodynamik und die Reifen", sieht Cowell gleich mehrere Faktoren, die das Feld wieder mehr auseinanderziehen könnten.
Immerhin: Mit Honda kriegt Aston Martin 2026 einen zuletzt überaus erfolgreichen Motorenpartner an die Seite. "Honda ist enorm leistungsfähig - das beweist die Anzahl ihrer Siege und Meisterschaften in den letzten Jahren. Tatsächlich hat der Honda-Motor zuletzt mehr gewonnen als der von Mercedes. Also Hut ab dafür", zollt Cowell seinen Respekt.
"Brückenbauer" zu Honda und unter den Abteilungen
Dem zukünftigen Partner hat der Motorenexperte auch schon einen Besuch im Werk abgestattet: Vom "Ehrgeiz, der Kreativität, dem Antrieb, Humor und den hervorragenden Einrichtungen", sei er anschließend beeindruckt gewesen. Zumal sich der Brite aufgrund seines persönlichen Erfahrungsschatzes auf dem Gebiet dazu in der Lage sieht, "mich in ihre Lage versetzen und sie dadurch unterstützen", so Cowell. Ein wichtiger Teil seiner Aufgabe sei entsprechend sicherzustellen, "dass das Ingenieursteam in Silverstone nahtlos mit dem in Sakura zusammenarbeitet".
Er selbst lerne aktuell jeden Tag mehr darüber, "was es bedeutet, ein Rennfahrzeug zu entwickeln. Meine Erfahrung im Bereich der Antriebseinheiten hilft mir dabei, die Teams zusammenzubringen und die gegenseitigen Perspektiven zu vermitteln", erklärt Cowell, der sich deshalb als "Brückenbauer" zwischen den verschiedenen Abteilungen definiert, um das gemeinsame Ziel für 2026 zu erreichen: "Ein hocheffizientes Rennfahrzeug - aerodynamisch wie auch antriebsseitig."
Dabei sind für Cowell die benötigten Zutaten klar: "Jedes einzelne System wird auf Effizienz getrimmt, denn wenn man Effizienz konsequent verfolgt, zeigt die Stoppuhr am Ende, dass man gute Arbeit geleistet hat. Genau das treibt uns als Team und als Organisation in jeder Abteilung an." Zumindest daran hat sich seit 2014 in der Formel 1 ausnahmsweise mal nichts geändert ...