Formel-1-Technik: Was neu ist am Ferrari SF-25
Ferrari-Technikchef Loic Serra erklärt, wie viel SF-24 im neuen SF-25 steckt und warum Ferrari das Rennauto zur Formel-1-Saison 2025 umkrempeln musste
(Motorsport-Total.com) - Wie viel am Ferrari SF-25 ist tatsächlich neu? Und was hat das italienische Traditionsteam vom Vorjahresauto SF-24 übernommen? Diese Fragen hat Loic Serra als Chassis-Verantwortlicher von Ferrari am Rande der Präsentation des neuen Formel-1-Autos beantwortet.
Er sagte bei Automoto.it: "Der Großteil des Autos ist neu. Das ist von außen nicht unbedingt erkennbar, doch gerade diese Teile haben den größten Einfluss. Wir haben viele interne Komponenten verändert, aber die Philosophie bleibt dieselbe."
Letzteres gilt nicht für die Vorderradaufhängung des SF-25, die laut Serra ein Schwerpunkt bei der Entwicklung für 2025 gewesen ist. Kein Wunder, denn Ferrari hat von einer Pushrod- auf eine Pullrod-Aufhängung umgestellt.
Der Vorteil der neuen Pullrod-Konfiguration: Die Zugstange verläuft - vom Rad aus - von oben nach unten und ist weiter unten am Chassis befestigt. Dadurch sind auch die Dämpfer niedriger am Chassis positioniert. Das ermöglicht einen insgesamt tieferen Schwerpunkt und wirkt sich positiv auf die Gesamtaerodynamik aus.
Ein Nachteil aber ist der Einbau: Die Zugstange ist für die Mechaniker weniger gut zugänglich als die Druckstange im Ferrari SF-24 und ist außerdem technisch komplexer in der Abstimmung.
Ferrari erhofft sich hier einen Leistungszugewinn, aber nicht nur dort: Die neue Aufhängung ist nur "die sichtbarste Spitze des Eisbergs", versichert Serra.
Ferrari SF-24 war technisch ausgereizt
Er und sein Team haben beim SF-25 versucht, "Raum für aerodynamische Entwicklungen" zu schaffen. Denn der SF-24 von 2024 ist laut Serra an seine Grenzen gestoßen: "Es war nicht mehr möglich, die Performance des Autos weiter zu steigern."
Fotostrecke: Formel 1 2025: Der Ferrari SF25 von Hamilton und Leclerc
Hier ist er also, der erste Ferrari für Rekordweltmeister Lewis Hamilton. Ferrari hat den SF-25 im Februar 2025 online präsentiert und ... Fotostrecke
Eine Steigerung aber sei Pflicht im letzten Jahr des auslaufenden Reglements, meint Serra: "Vergangenes Jahr war das Auto vor uns etwa 30 Millisekunden schneller. Vor diesem Hintergrund zählt jede einzelne Millisekunde, die wir durch Aerodynamik, Fahrwerk oder vor allem durch Reifenmanagement gewinnen können. Es geht um jedes Detail."
Ferrari-Antrieb "in allen Aspekten" optimiert
Das gilt auch für die Ferrari-Motorenabteilung unter der Leitung von Enrico Gualtieri. Denn obwohl die Formel-1-Antriebe seit 2022 technisch "eingefroren" sind, gibt es auch in diesem Bereich Optimierungsmöglichkeiten - allerdings "keine gewaltigen Fortschritte", wie Gualtieri bei Automoto.it erklärt.
Er und seine Kollegen haben im Winter daran gearbeitet, die Leistung des Ferrari-Antriebsstrangs "in allen Aspekten eines Rennwochenendes zu optimieren" und an das neue Fahrzeug anzupassen.
Dazu gehörten auch gewisse Kompromisse: "Für uns ging es darum, den Platzbedarf des Motors in der Fahrzeugarchitektur so gering wie möglich zu halten, um den Aerodynamikern völlige Freiheit zu geben", sagt Gualtieri.
Hamilton fährt erstmals keinen Mercedes-Motor
Und es bleibt spannend für die Motoreningenieure bei Ferrari. Denn Lewis Hamilton als siebenmaliger Formel-1-Weltmeister hat ihnen nach seinen ersten Ferrari-Runden wertvolle Erkenntnisse gebracht. "Es war das erste Mal, dass er einen Motor eines anderen Herstellers fuhr als Mercedes."
"Wir haben bereits über die Unterschiede zum Ferrari-Motor gesprochen und sein Feedback eingeholt, um zu erfahren, was er darüber denkt", sagt Gualtieri. "Es war wichtig zu verstehen, was die Fahrer fühlen, wenn sie im Auto sitzen. Das hilft uns, weit mehr Informationen zu erhalten als nur die Daten, die unsere Sensoren liefern." Wie genau sich Hamilton über den Ferrari-Antrieb äußerte, dazu sagte Gualtieri nichts.