Formel-1-Strategie: Red Bull will 2025 nicht für 2026 opfern
Red Bull will seine potenzielle Titelchance 2025 ergreifen: Die Entwicklung für die neue Regelära ab 2026 sei zwar wichtig, aber ein weiterer Titel habe Priorität
(Motorsport-Total.com) - Red Bulls Technikdirektor Pierre Wache hat betont, dass das Team den Kampf um den Formel-1-Titel 2025 nicht opfern wird - nicht einmal, um seine Chancen für die neue Regelära im darauffolgenden Jahr zu maximieren.
Red Bull erwartet für 2025 ein enges Rennen an der Spitze mit McLaren, Ferrari und Mercedes. Das Team aus Milton Keynes will sich für den Titelkampf optimal wappnen, steht aber angesichts der bevorstehenden Überarbeitung der Regeln wie alle vor der Herausforderung, seine Ressourcen für 2025 richtig zu verteilen.
"Das Gleichgewicht hängt stark davon ab, was man findet", sagt Wache gegenüber Motorsport.com, einer Schwesterseite von Motorsport-Total.com. "Macht man große Fortschritte für 2026, dann ist die Versuchung groß, viel Aufwand in 2026 zu stecken."
"Aber wenn wir 2025 eine Chance haben, um die Meisterschaft zu kämpfen - und ich denke, die haben wir -, dann wird man niemals eine Meisterschaft wegwerfen. Es wird eine schwierige Entscheidung. Wir werden mit einer Strategie in die Saison starten, aber sie hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, sich zu ändern."
Aufgrund der aktuellen Vorschriften, die sowohl ihre finanziellen Ausgaben als auch ihre aerodynamischen Testmöglichkeiten einschränken, müssen die Formel-1-Teams entscheiden, in welchem Maße sie die Entwicklung ihres 2026er-Boliden priorisieren - und das geht auf Kosten ihres aktuellen Autos.
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Die optimale Nutzung neuer Regeln kann entscheidend für eine titelreife Saison sein, wie Brawn GP und Mercedes bei ihren Siegen 2009 und 2014 bewiesen haben.
Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele für diese Strategie: So verzichtete BMW-Sauber im Jahr 2008 auf einen möglichen Titelkampf mit Robert Kubica, konnte aber dennoch kein konkurrenzfähiges Auto für die folgende Saison entwickeln.
Red Bull weniger beschränkt in der Entwicklung
Red Bull konnte sich mit Max Verstappen 2024 zwar den vierten Fahrertitel in Folge sichern, wurde in der Konstrukteursmeisterschaft von McLaren und Ferrari geschlagen. Doch das hat für das Team mit Blick auf die Entwicklung auch Vorteile.
Gemäß Reglement werden die aerodynamischen Testbeschränkungen (einschließlich der Nutzung des Windkanals und CFD-Simulationen) immer strenger, je erfolgreicher ein Team ist. Diese Beschränkungen basieren auf der Konstrukteurswertung von 2024 und gelten für die ersten sechs Monate von 2025.
Red Bull nutzt in diesem Zeitraum bis Ende Juni 768 Windkanal-Durchläufe, während der amtierende Konstrukteursmeister McLaren auf 672 limitiert ist. Zum Vergleich: Das letztplatzierte Team Sauber hat ganze 1.104 Durchläufe zur Verfügung.
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"Das kann potenziell ein großer Vorteil für 2026 sein, und ich hoffe, dass wir ihn richtig nutzen", sagt Wache. Der Franzose warnt jedoch, dass Ressourcen allein nicht alles seien.
"Nur weil man mehr Geld oder mehr Windkanalzeit hat, bedeutet das nicht automatisch, dass man besser abschneidet. Sonst wären die Teams am Ende des Feldes im Folgejahr immer ganz vorne. So funktioniert die Formel 1 nicht", weiß Wache.
"Aber es kann ein Vorteil sein, und wir müssen ihn richtig einsetzen. Es ist ein positiver Aspekt unserer aktuellen Situation und könnte sich als sehr vorteilhaft erweisen."