Mehr Trainingszeit für Formel-1-Rookies: Wer bekommt die Chance?
Ab 2025 müssen die Formel-1-Teams viermal pro Saison einen jungen Fahrer im ersten Training ins Cockpit setzen: Wer wird davon am meisten profitieren?
(Motorsport-Total.com) - Seien wir ehrlich: Ein Einsatz im ersten Freien Training für einen Rookie ist normalerweise nicht das Highlight eines Formel-1-Wochenendes. Oft warten die Teams bis zur allerletzten Gelegenheit, um diese Pflicht abzuhaken - und überlassen den jungen Fahrern im Grunde die "wertlosesten" Sitzungen des Jahres. Zum Beispiel FT1 in Abu Dhabi unter Bedingungen, die wenig mit dem eigentlichen Grand Prix zu tun haben.
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Rookies wir Arthur Leclerc kommen 2025 in der Formel 1 öfter zum Zuge Zoom Download
Oder in Kanada, auf einer Art Stadtkurs, oft bei suboptimalem Wetter. Solche Rookie-Einsätze beinhalten oft keine Performance-Läufe, da Ingenieure junge Fahrer von riskanten Aufgaben fernhalten wollen, die mit einem hohen Unfallrisiko verbunden sind.
Wie der Einsatz von Andrea Kimi Antonelli in Monza im letzten Jahr zeigte, ist das nicht die schlechteste Idee, da motivierte Nachwuchsfahrer unbedingt beeindrucken wollen. Stattdessen übernehmen Rookie-Fahrer häufig Aufgaben wie Aerodynamik-Tests, die oft mit der Anweisung verbunden sind, die Randsteine zu meiden und auf den Geraden eine bestimmte Geschwindigkeit nicht zu überschreiten.
Rookie-Trainings: Des einen Last, des anderen Chance
Trotzdem haben die Architekten dieser Regel - wer auch immer sie sein mögen - bereits genügend Beweise, um sie als Erfolg zu bewerten. Nehmen wir Franco Colapinto als Beispiel: James Vowles hat wiederholt betont, dass es die Leistung des Argentiniers im ersten Training in Silverstone war, die ihm das Vertrauen gab, Colapinto ein Renncockpit zu geben. Ohne diese Regel wäre wohl Mick Schumacher und nicht Colapinto bei Williams als Ersatz für Logan Sargeant eingesprungen.
Während Oliver Bearman vielleicht erst in Saudi-Arabien wirklich auf sich aufmerksam machte, hatte er seinen aktuellen Teamchef Ayao Komatsu bereits ein halbes Jahr zuvor beeindruckt - als er in Mexiko ein perfektes, fehlerfreies FT1-Programm auf einer staubigen Strecke absolvierte. Seine Heldentaten in Dschidda bestätigten nur die bereits bestehende Meinung von Komatsu über Bearman - und selbst eine schwierige F2-Saison war kein ernsthaftes Hindernis für Bearmans Haas-Vertrag für 2025.
Auch wenn die Rookie-Regel für einige Teams eine Belastung darstellt - die meisten würden es vorziehen, die Zeit ihrer aktuellen Stammfahrer am Steuer zu maximieren - funktioniert sie trotzdem. Es lässt sich argumentieren, dass diese Regel ein wesentlicher Faktor dafür ist, dass fast ein Drittel des Fahrerfeldes der Formel 1 im Jahr 2025 aus neuen Piloten besteht.
Rookie-Ausnahmen
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jedes Team in dieser Saison bei allen vier Gelegenheiten einen seiner Stammfahrer auf die Ersatzbank setzen muss, da einige Stammfahrer die Rookie-Definition erfüllen. Laut den Regeln gelten Fahrer als Rookies, wenn sie "nicht mehr als zwei Meisterschaftsrennen in ihrer Karriere" bestritten haben. Somit müssen Fahrer wie Kimi Antonelli, Gabriel Bortoleto und Isack Hadjar ihr Cockpit nicht abgeben.
Sie behalten ihren Rookie-Status bis zum Großen Preis von Bahrain und decken damit zwei der vier verpflichtenden Rookie-FT1-Einsätze ihrer jeweiligen Teams in Australien und China ab.
Das Gleiche gilt für Jack Doohan, obwohl er bereits im vergangenen Jahr in Abu Dhabi ein Rennen bestritten hat. Sein Rookie-Status läuft nach dem Großen Preis von China aus. Doch die ersten beiden FT1-Sessions finden noch davor statt und erfüllen somit die Anforderung.
Fotostrecke: Die Formel-1-Rookies der vergangenen 20 Jahre
2005: 6 Rookies - 16. Tiago Monteiro (Jordan/7 Punkte), 18. Narain Karthikeyan (Jordan/5), 19. Christijan Albers (Minardi/4), 21. Patrick Friesacher (Minardi/3), 24. Vitantonio Liuzzi (Red Bull/1) und 25. Robert Doornbos (Minardi/0) Fotostrecke
Folglich müssen nur deren Teamkollegen - Pierre Gasly, George Russell, Yuki Tsunoda und Nico Hülkenberg - während der Saison ihre Autos abgeben, da die Regeln ausdrücklich vorschreiben, dass jedes Auto (beziehungsweise jede Nennung, um genau zu sein) zweimal von einem Rookie gefahren werden muss.
Ein weiteres relevantes Detail ist, dass die Formel 1 die Regel zur "Freien Trainings-Superlizenz" beibehalten hat - was den Pool der Fahrer, die für Einsätze berechtigt sind, über die aktuellen Superlizenz-Inhaber hinaus erweitert. (Die Freitagsfahrer der Formel 1 2025 in der Übersicht)
Eine reine Trainingslizenz erfordert nur 25 Punkte statt der üblichen 40. Allerdings ist auch hier ein vorheriger Nachweis von mindestens 300 km in einem F1-Auto notwendig, beispielsweise im Rahmen eines TPC-Programms (Testing of Previous Cars, Tests mit mindesten zwei Jahre alten Auto) eines Teams.
Wer wird für die Top-Teams fahren?
Rookie-FT1-Sessions sind besonders relevant für Teams mit hoch angesehenen Talenten, und Red Bull gehört fast immer zu dieser Kategorie. Es ist leicht vorstellbar, dass Christian Horner und Helmut Marko Arvid Lindblad so oft wie möglich evaluieren möchten.
Lindblad hat bereits die erforderlichen Superlizenzpunkte gesammelt, und mit einer erfolgreichen F2-Saison könnte er 2026, oder sogar noch früher, in der F1-Startaufstellung stehen. Gute FT1-Auftritte könnten diesen Prozess beschleunigen. Ein Einsatz im Frühling wäre daher naheliegend. Gleichzeitig hat Red Bull mit Oliver Goethe und Pepe Marti zwei weitere potenziell relevante Junioren in der F2.
Bei Ferrari gibt es nach dem erfolgreichen Bearman-Experiment ironischerweise diesmal keinen offensichtlichen Kandidaten. Es wäre zu erwarten, dass Arthur Leclerc, der Bruder von Charles Leclerc, noch ein oder zwei Trainingseinsätze erhält. Es scheint jedoch, dass die Ferrari-Fahrer-Akademie Dino Beganovic als nächsten in der Reihe vorbereitet. Das Team setzte ihn in einem privaten Test in Barcelona Anfang des Jahres ein. Obwohl es sich mit Details dazu zurückgehalten hat, ist es wahrscheinlich, dass die erforderlichen 300 Kilometer für eine Trainingslizenz absolviert wurden.
Durch Antonellis Aufstieg wird es für Mercedes schwieriger, Rookie-Sessions zu besetzen, besonders da der neue Ersatzfahrer Valtteri Bottas die Rookie-Kriterien um etwa 250 Starts überschreitet. Wahrscheinlich wird Frederik Vesti die Chance bekommen.
McLaren steht vor einer ähnlichen Situation. Im vergangenen Jahr tauchte IndyCar-Fahrer Pato O'Ward in einer Trainingseinheit auf, ebenso wie Ryo Hirakawa, dessen Einsatz in Abu Dhabi viele überraschte. Hirakawa ist keine Option mehr, da er sich inzwischen Alpine angeschlossen hat. O'Ward wird jedoch sicherlich noch ein oder zwei weitere Sessions erhalten. Es ist auch durchaus möglich, dass McLaren prüfen möchte, welches Potenzial Junior Ugo Ugochukwu hat, dessen Sieg in Macau-Grand-Prix 2024 ihn über die erforderliche Punkteschwelle brachte.
Was ist mit dem Rest?
Aston Martin wird voraussichtlich alle vier Rookie-Trainingssitzungen an Felipe Drugovich vergeben, der als Ersatzfahrer des Teams weiterverpflichtet wurde. Auch Alpine wird keine großen Schwierigkeiten haben, einen geeigneten Kandidaten zu finden - neben dem bereits erwähnten Hirakawa hat das Team jetzt Paul Aron in seinen Reihen, der bereits im Young-Driver-Test nach der letzten Saison eingesetzt wurde. (Übersicht: Die Test- und Ersatzfahrer der Formel-1-Saison 2025)
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Racing Bulls muss dank Hadjars Aufstieg nur noch zwei Sitzungen abdecken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Lindblad im Auto sitzen wird, und aufgrund der laufenden Partnerschaft mit Honda wäre es logisch, Ayumu Iwasa, wie im vergangenen Jahr, erneut in Japan einzusetzen.
Bei den drei verbleibenden Teams herrscht deutlich weniger Klarheit. Bei Haas könnte man sicher erwarten, dass der Toyota-Protege Ritomo Miyata zum Einsatz kommt, da er bereits im Januar bei einem TPC-Test in Jerez gefahren ist und die erforderlichen Lizenzpunkte durch seine Titelgewinne in Japan gesammelt hat. Ebenfalls denkbar ist Pietro Fittipaldi, der gemäß den Regeln trotz seiner zwei Starts im Jahr 2020 noch als Rookie gilt, auch wenn seine Rolle bei Haas für 2025 derzeit noch nicht bestätigt wurde. Oliver Bearman erfüllt aufgrund seiner drei Einsätze als Ersatzfahrer im letzten Jahr nicht mehr die Rookie-Kriterien.
Luke Browning ist wohl am besten positioniert, um weitere FT1-Einsätze bei Williams zu erhalten, insbesondere da das Team nach Colapintos Aufstieg auch die Zusammenarbeit mit einem weiteren Junior, Zak O'Sullivan, beendet hat.
Bei Sauber scheint es hingegen einen Neuanfang zu sein. Der langjährige Ersatzfahrer Theo Pourchaire wurde freigestellt, nachdem er bereits im vergangenen Jahr von der Seitenlinie zusehen musste, wie stattdessen der von Mattia Binotto hoch geschätzt Robert Schwarzman das Auto fuhr. Der russisch-israelische Fahrer fährt in diesem Jahr aber in der IndyCar-Serie, sodass ein überraschender Außenseiter als Kandidat sinnvoll erscheinen könnte.