Rookie-Klasse 2025: Was von den neuen Formel-1-Talenten zu erwarten ist
Mit fünf talentierten Rookies geht die Formel 1 in die neue Saison: Was ist von Antonelli, Bearman, Hadjar, Doohan und Bortoleto zu erwarten?
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2025 wartet mit der größten Anzahl an Rookies seit Jahren auf: Fünf junge Fahrer kommen in die Königsklasse - von Mercedes bis Sauber. Doch die Erwartungen an die Talente könnten kaum unterschiedlicher sein.
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Die Formel-1-Rookies der Saison 2025: Hadjar, Doohan, Bearman, Antonelli, Bortoleto Zoom Download
Andrea Kimi Antonelli: Chance für Mercedes' Langzeit-Projekt
Der wohl meistbeachtete Rookie des Jahrgangs 2025 ist Andrea Kimi Antonelli. Nach einem intensiven Vorbereitungsprogramm hat Mercedes dem jungen Italiener das Vertrauen geschenkt, das Cockpit von Lewis Hamilton zu übernehmen.
Antonelli ist das neueste Talent aus dem Nachwuchsprogramm von Mercedes und tritt damit in die Fußstapfen von Fahrern wie Esteban Ocon und George Russell.
Der Italiener stieß bereits mit elf Jahren zum Mercedes-Programm und dominierte die europäische Kartszene, bevor er 2022 einen Doppeltitel in der Formel 4 gewann. Im Jahr darauf feierte er einen überlegenen Meisterschaftsgewinn in der Formula Regional.
Mercedes ist darum bemüht, den Druck auf den erst 18-Jährigen gering zu halten - insbesondere nach einem Unfall bei seinem ersten Freien Training in Monza, bei dem er zunächst mit beeindruckender Geschwindigkeit überzeugte.
Auch wenn Antonelli niemand Geringeren als Hamilton als Russells Teamkollege ersetzt, wird nicht erwartet, dass er sich nahtlos in den Platz des siebenmaligen Weltmeisters einfügt. Stattdessen betrachtet das Team ihn als Lernenden an der Seite von Russell - so wie dieser einst von Hamilton lernen konnte.
Ein Risiko stellt Antonellis begrenzte Erfahrung im Formelsport dar. Da er direkt in die Formel 2 befördert wurde und die Formel 3 übersprungen hat, fehlt ihm Rennerfahrung in wichtigen Nachwuchsserien. Und im Gegensatz zu Russell, der drei Jahre bei Williams reifen konnte, steigt Antonelli direkt in ein Topteam ein.
Doch Mercedes begleitet ihn bereits seit seinem elften Lebensjahr und wird ihm genügend Zeit geben, um sich an alle Facetten des Formel-1-Zirkus zu gewöhnen.
"Es geht darum, die Erwartungen für das nächste Jahr zu managen - seine, unsere und die der Fans - und ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln", erklärte Mercedes-Teamchef Toto Wolff zum Ende der vergangenen Formel-1-Saison.
"Es wird Momente geben, in denen wir uns wegen Fehlern die Haare raufen, aber auch wieder brillante Momente, in denen sein Talent durchscheint. Das Wichtigste ist seine Weiterentwicklung. 2026 ist für uns als Motorenhersteller ein entscheidendes Jahr, und wir wollen ihn bis dahin bestmöglich vorbereitet haben."
Oliver Bearman: Formt Haas einen künftigen Ferrari-Star?
Andrea Kimi Antonellis ehemaliger Formel-2-Teamkollege Oliver Bearman gehört ebenfalls zu den hoch gehandelten Rookies der Saison 2025 - und das dank seiner eigenen Leistungen. Der 19-jährige Brite machte in der Saison 2024 mit mehreren starken Auftritten für Ferrari und Haas auf sich aufmerksam.
Besonders beeindruckend war sein spontaner Einsatz für Carlos Sainz in Dschidda, wo er mit einem abgeklärten Rennen direkt bei seinem Debüt als Siebter ins Ziel kam.
Bei Haas ersetzte Bearman in zwei Rennen Kevin Magnussen. In Baku schlug er dabei seinen erfahrenen Teamkollegen Nico Hülkenberg, tat sich später beim chaotischen Brasilien-Grand-Prix jedoch deutlich schwerer - wobei er nicht der einzige Fahrer war, den die sintflutartigen Regenfälle in Schach hielten.
Diese wertvolle Erfahrung wird dem Ferrari-Junior helfen, wenn er nun in seine erste volle Saison mit Haas startet. Als Teamkollege wird ihm der erfahrene Esteban Ocon zur Seite stehen, der von Alpine kommt und an dem sich Bearman messen kann.
Basierend auf seinen Leistungen aus dem Jahr 2024 erwarten viele, dass er dem Franzosen schon bald Druck machen wird. Ferrari wird seine Entwicklung bei Haas genau beobachten, denn Bearman hat nun zwei Jahre Zeit, um die Scuderia davon zu überzeugen, dass er dort langfristig auf auf Hamilton folgen kann.
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Ein großer Unterstützer des jungen Briten ist Haas-Teamchef Ayao Komatsu, der sich bereits sicher ist, dass Bearman das Potenzial für eine Ferrari-Zukunft mitbringt.
"Er ist ein Ferrari-Fahrer, und wir haben ihn für zwei Jahre - mit einer Option auf ein weiteres Jahr. Wenn wir einen guten Job machen und Ollie einen guten Job macht, dann kann Ferrari ihn nicht ignorieren", stellte Komatsu erst kürzlich klar.
"Ich sehe ihn nicht als typischen Rookie, denn wir achten sehr darauf, was er zu sagen hat. Jedes Mal, wenn er ins Auto steigt, ist sein Feedback hervorragend. Seine Herangehensweise ist exzellent, sein Tempo beeindruckend. In Baku und Interlagos hat er Nico, der unsere Referenz war, in beiden Qualifyings geschlagen."
Isack Hadjar: Neuester Red-Bull-Junior muss Reife zeigen
Isack Hadjar ist das neueste Talent aus Red Bulls Nachwuchsprogramm - einer Talentförderung, die zuletzt nicht mehr so nahtlos funktioniert hat wie früher.
Red Bull hat seinen Fokus stärker auf die unteren Nachwuchsklassen gelegt und unterstützt viele junge Fahrer im Kartsport und in der Formel 4, während es an der Spitze der Pyramide, in Richtung Formel 1, zuletzt an passenden Kandidaten mangelte.
Als Daniel Ricciardos Comeback in der Red-Bull-Familie nicht den gewünschten Erfolg brachte und sich das Team entschied, Sergio Perez zu ersetzen, erwog man sogar, außerhalb des eigenen Nachwuchspools nach einem neuen Fahrer zu suchen.
Letztlich hielt Red Bull jedoch an seiner Philosophie fest und beförderte zunächst Liam Lawson ins A-Team und schließlich Hadjar zu den Racing Bulls. Trotz seines natürlichen Speeds konnte der Franzose Red Bull bislang allerdings noch nicht vollständig davon überzeugen, dass er eine langfristige Lösung ist.
Ähnlich wie sein neuer Teamkollege Yuki Tsunoda in seiner Anfangszeit gilt Hadjar als ungeschliffener Rohdiamant, der in mehreren technischen und mentalen Bereichen noch reifen muss, um sich als Formel-1-Spitzenfahrer zu etablieren.
Diese Chance erhält der 20-Jährige nun. Doch bekanntermaßen gibt es bei Red Bull wenig Geduld für lange Eingewöhnungszeiten. Hadjar wird sich also schnell beweisen und die Geschwindigkeit aus seiner Vizemeister-Saison in der Formel 2 im vergangenen Jahr rasch auf die Formel 1 übertragen müssen.
Denn mit dem 17-jährigen Arvid Lindblad wartet bereits das nächste Talent der Red-Bull-Akademie auf seine Chance. Lindblad soll 2025 viel Formel-1-Testzeit erhalten, um 2026 bereit zu sein - was zur Strategie von Red Bull passt, einen fünften Fahrer in der Hinterhand zu haben, um Druck auf die aktuellen Piloten auszuüben.
Fotostrecke: Die aussichtsreichsten Junioren der Formel-1-Teams 2025
Schafft es bald wieder ein Deutscher in die Formel 1? Am nächsten dran ist aktuell Red-Bull-Junior Oliver Goethe. Der 20-Jährige wurde 2024 mitten in der Saison von der Formel 3 (ein Sieg) in die Formel 2 hochgezogen. In diesem Jahr fährt er mit MP Motorsport dort seine erste volle Saison. Aber: Die Konkurrenz bei Red Bull ist groß. Fotostrecke
"Wir freuen uns, Isack bei uns zu haben. Er bringt eine neue und frische Dynamik ins Team und wird Yuki 2025 unterstützen", sagt Racing-Bulls-Teamchef Laurent Mekies.
"Sein Weg in die Formel 1 war außergewöhnlich, er hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Er besitzt das Talent und den Ehrgeiz, um auf höchstem Niveau zu konkurrieren. Wir sind überzeugt, dass er sich schnell anpassen und einen bedeutenden Eindruck hinterlassen wird", so Mekies weiter.
Jack Doohan: Wird er den Druck von Colapinto spüren?
Es ist eher ungewöhnlich, dass ein Rookie bereits unter Druck steht, bevor er überhaupt sein erstes Rennen gefahren ist - doch genau das scheint bei Jack Doohan der Fall zu sein.
Der Sohn der Motorradlegende Mick Doohan war lange Zeit Mitglied des Junior-Programms von Red Bull, wechselte vor der Saison 2022 dann aber zu Alpine. In dem Jahr begann der Australier seine erste von zwei vollständigen Saisons in der Formel 2, nachdem er 2021 Vizemeister in der Formel 3 geworden war.
Doohan beendete die Formel-2-Saison 2022 auf einem respektablen sechsten Platz und wurde 2023 Dritter. Gleichzeitig wurde er von Alpine als Formel-1-Reservist eingebunden, nahm an mehreren Testfahrten sowie ersten Freien Trainings teil.
Nach einem Jahr als Ersatzfahrer schien seine Formel-1-Zukunft zunächst ungewiss - bis der Abgang von Esteban Ocon schließlich die Tür für Doohans Aufstieg öffnete.
Wie Bearman erhielt auch Doohan einen Vorsprung, indem er Ocon beim Saisonfinale in Abu Dhabi ersetzte. Doch obwohl er für 2025 als Vollzeit-Fahrer neben Pierre Gasly bestätigt wurde, scheint es nicht so, als hätte er unbegrenzte Zeit, sich zu beweisen.
Zu Beginn des Jahres gab Alpine eine Vereinbarung mit Williams bekannt, Franco Colapinto als Reservefahrer unter Vertrag zu nehmen. Williams erklärte sich bereit, den Argentinier ziehen zu lassen, um ihm "die bestmögliche Chance auf ein Stammcockpit für 2025 oder 2026 zu geben", so Williams-Teamchef James Vowles.
Zwar erhielt Colapinto kein Stammcockpit, seine schnelle Anpassung während der Stippvisite bei Williams, in der er neun Grands Prix bestritt, machte aber in der gesamten Formel-1-Welt Eindruck. Dadurch hat er bereits acht Rennen mehr Erfahrung als Doohan.
Die meisten Beobachter erwarten, dass Alpines Berater Flavio Briatore nicht lange zögern wird, einen Fahrerwechsel zu forcieren, falls Doohan nicht früh überzeugt. Doch Teamchef Oliver Oakes versichert, dass Doohan eine faire Chance bekommt.
"Er wird nächstes Jahr eine echte Chance erhalten, und wir wollen keinen zusätzlichen Druck auf seine Schultern laden", so Oakes. "Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft die besten Fahrer im Auto haben. Das heißt, dass sich jeder beweisen muss und wir uns alle Optionen offenhalten."
Gabriel Bortoleto: Langfristige Hoffnung von Sauber/Audi
Gabriel Bortoleto war nie ein Seriensieger in den unteren Nachwuchsklassen, doch der 20-jährige Brasilianer machte dies mehr als wett, indem er in seinen Rookie-Saisons in der Formel 3 und der Formel 2 jeweils den Titel gewann - ein Kunststück, das zuletzt Oscar Piastri gelang, der mittlerweile für McLaren fährt.
Ob Bortoleto Piastris steilen Aufstieg in die Formel 1 nachahmen kann, bleibt abzuwarten. Da der Australier und sein Teamkollege Lando Norris fest bei McLaren etabliert sind, war das Team aus Woking bereit, eine Vereinbarung mit Sauber zu treffen, um seinem brasilianischen Juniorfahrer den Formel-1-Einstieg zu ermöglichen.
Von allen Rookies der Saison 2025 befindet sich Bortoleto womöglich in der komfortabelsten Position - soweit es so etwas in der Formel 1 überhaupt gibt. Er wird mit dem erfahrenen Nico Hülkenberg als Teamkollegen an der Seite in seine Debütsaison starten, was ihm wertvolle Orientierung bieten wird.
Gleichzeitig nimmt ihm der Wechsel zu einem Team, das die Saison 2024 als Letzter beendete und derzeit keine schnellen Lösungen zur Verbesserung seiner Performance in Sicht hat, einen Teil des Drucks. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit dürfte sich zunächst eher auf andere Formel-1-Rookies konzentrieren.
Bortoleto, der von Fernando Alonsos Management-Agentur A14 betreut wird, kann sich bei Sauber weiterentwickeln, bevor das Team 2026 in das Audi-Projekt übergeht.
Solange er keine völlige Katastrophe erlebt und nicht von Hülkenberg deklassiert wird, dürfte der Brasilianer die Weichen für eine vielversprechende Formel-1-Karriere stellen. Sauber-Chef Mattia Binotto betont, dass Bortoleto als langfristiges Projekt eine Schlüsselrolle in der Transformation des Teams zu Audi spielt.
"Was er erreicht und wie er fährt, beeindruckt mich", sagt Binotto. "Aber noch mehr beeindruckt mich seine Fähigkeit, sich zu entwickeln, zu verbessern und Fortschritte zu machen. Es war wichtig für uns, ihn für einen Mehrjahresvertrag zu gewinnen."
"Audi hat sich für eine lange Reise verpflichtet, und es war entscheidend, diese Reise gemeinsam mit einem jungen Fahrer zu beginnen", unterstreicht Binotto.
Bortoleto ist der Sohn von Lincoln Oliveira, dem Chef der brasilianischen Stock Car Pro Series, und wird der erste brasilianische Vollzeit-Formel-1-Fahrer seit Felipe Massa im Jahr 2017 sein. Dies dürfte die leidenschaftliche brasilianische Fangemeinde sowie den beliebten Grand Prix von Sao Paulo weiter beflügeln.