Was bedeuten die Honda-Aussagen im Hinblick auf 2026?
Koji Watanabe wurde kürzlich zitiert, dass Honda mit den Herausforderungen der neuen Formel-1-Motorenformel "kämpft" - Analyse und Einordnung seiner Worte
(Motorsport-Total.com) - Im Rahmen der 24 Stunden von Daytona sprach Koji Watanabe, Präsident der Honda Racing Corporation, nicht nur über Langstreckenrennen, sondern auch über die Formel 1. "Wir haben zu kämpfen. Jetzt versuchen wir unser Bestes, um das Ergebnis im nächsten Jahr zu zeigen", zitierte PlanetF1 Watanabe über den neuen Formel-1-Motor für 2026.
Auf die Frage, womit Honda zu kämpfen hat, antwortet er: "Alles ist neu. Der Motor ist ein neuer 355 kW starker, sehr kompakter Motor. Auch die leichte Batterie ist nicht so einfach zu entwickeln. Und auch der kleine Motor mit der großen Leistung. Alles ist sehr schwierig, aber wir versuchen unser Bestes."
In verschiedenen Medienberichten wurden aus diesen Worten ziemlich voreilige Schlüsse gezogen. Aber Watanabes Aussagen müssen eingeordnet werden. Der HRC-Präsident wies vor allem darauf hin, dass das Gesamtpaket für 2026 eine Herausforderung für die Motorenhersteller darstellt. Das gilt aber für alle, die auf der FIA-Nennliste stehen.
Die Herausforderung ist eine doppelte. Erstens steigt der Anteil der elektrischen Leistung auf eine 50:50-Aufteilung und macht die elektrischen Teile der Powerunit (ohne MGU-H) noch wichtiger.
Das hängt eng mit der aerodynamischen Effizienz der neuen Autos zusammen, die einen geringeren Luftwiderstand haben müssen, damit die Motorenformel funktioniert. Die neuen Motoren würden zum Beispiel in den diesjährigen Autos nicht funktionieren, da diese zu viel Luftwiderstand haben.
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Der zweite Teil der Herausforderung ist der Verbrennungsmotor (ICE) selbst. Max Verstappen sagte während des Großen Preises von Österreich 2023: "Die Formel 1 läuft Gefahr, ein ICE-Wettbewerb zu werden." Das ist eine Theorie, die sich danach im Fahrerlager immer mehr verbreitete.
Während die FIA versuchte, die Regeln für die elektrischen Komponenten zu verschärfen, haben mehrere Hersteller angedeutet, dass es zu einem wichtigen Schlachtfeld wird, so viel Leistung wie möglich aus dem Verbrennungsmotor herauszuholen - wobei auch der neue Kraftstoff zu einem Schlüsselfaktor wird.
Jeder Hersteller hat sich eigene Ziele gesetzt
Dieses Fakten relativieren die Aussage von Honda. Schließlich ist das Wort "kämpfen", das Watanabe verwendet hat, sehr relativ. Es hängt davon ab, wie die eigenen Ziele gesetzt werden, und diese Messlatte kann für jeden Hersteller unterschiedlich sein.
Alle Motorenhersteller schätzen selbst ein, welche Zahlen sie erreichen müssen, um im Jahr 2026 wettbewerbsfähig zu sein. Aber natürlich kennt niemand die Ziele seiner Konkurrenten.
Als Fords Motorsport-Direktor Mark Rushbrook in der vergangenen Saison über die Fortschritte von Red Bull Powertrains sprach, sagte er aus gutem Grund: "Alles, was ich sagen kann, ist, dass wir uns unsere eigenen Ziele für die Powerunit gesetzt haben, basierend auf unseren Erfahrungen und dem, was wir für nötig halten, um 2026 erfolgreich zu sein."
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"Wir haben keine Ahnung, wo die Konkurrenz steht und wie ihre Entwicklungskurve aussieht. Wir haben einfach keinen direkten Vergleich mit unseren Gegnern, aber wenn wir uns anschauen, was wir unserer Meinung nach brauchen, um erfolgreich zu sein, sind wir in einer guten Position."
Die gleichen Fragezeichen gelten für Honda, wobei Watanabe in Suzuka noch sagte: "Die Arbeit am Motor für 2026 verläuft gemäß unserem ursprünglichen Plan. Wir können natürlich keine Details verraten, aber es entspricht unseren Zielen."
"Die Frage für alle Hersteller ist, ob ihre internen Ziele ehrgeizig genug sind, um 2026 konkurrenzfähig zu sein, und da niemand die Antwort auf diese Frage kennt, ist das nächste Jahr ein Schritt ins Ungewisse."
Führen verschiedene Wege zum gleichen Ziel?
Interessant ist, dass die Hersteller die neuen Regeln für 2026 unterschiedlich angegangen sind. Watanabe sagte im vergangenen Frühjahr: "Wir konzentrieren uns zunächst auf die elektrische Seite der Powerunit. Unser Schwerpunkt liegt jetzt hauptsächlich auf den elektrischen Komponenten und der Batterie."
"Diese Arbeit steht in vollem Einklang mit unseren eigenen Zielen. Gleichzeitig entwickeln wir natürlich auch den Verbrennungsmotor, aber in diesem ersten Stadium ist das noch kein V6. In der ersten Phase handelt es sich noch um einen Einzylinder."
Das ist etwas anderes als das, was Red-Bull-Powertrains-Ford bei einem Medienrundgang durch sein Motorenwerk in Milton Keynes mitgeteilt hat. Red Bull hat tatsächlich mit dem Verbrennungsmotor begonnen, und im Gegensatz zu Honda nicht nur mit einem einzelnen Zylinder.
Beim Vorbeigehen an RBPTs erstem V6-Motor erklärte Steve Brodie, Head of Power Unit Operations: "Die Inbetriebnahme dieses V6-Motors war im August 2022. Dietrich Mateschitz konnte diesen allerersten Red-Bull-Motor noch kurz vor seinem Tod laufen hören."
Das bestätigt, dass Red Bull sein eigenes Motorenprojekt mit dem Verbrennungsmotor begonnen hat, während Honda sich zunächst auf die elektrischen Komponenten konzentrierte.
Beide Ansätze sind leicht zu erklären. Honda weiß aus seiner jüngsten Vergangenheit in der Formel 1, dass man einen wettbewerbsfähigen Verbrennungsmotor herstellen kann. Daher ergibt es Sinn, sich zunächst mit den elektrischen Komponenten zu befassen, die sich verändern und 2026 stärker in den Vordergrund treten sollen.
Red Bull und Ford hingegen mussten eine ganze Motorenfabrik von Grund auf neu aufbauen. Aus dieser Perspektive ist es naheliegend, mit dem Verbrennungsmotor zu beginnen. Das erklärt, warum die Hersteller unterschiedliche Wege einschlagen und dass ihre Fortschritte kaum vergleichbar sind.
Das alles relativiert Watanabes Worte und macht weitreichende Schlussfolgerungen, die von anderen gezogen wurden, verfrüht. Ja, der Motor für 2026 ist eine immense Herausforderung. Aber das gilt nicht nur für Honda. Außerdem sagt es nichts über die Position im Vergleich zur Konkurrenz aus.
Es unterstreicht in erster Linie, dass das neue Reglement ein gewaltiger Schritt ins Ungewisse ist, der 2026 - selbst unter Insidern im Fahrerlager - zu einem der größten Fragezeichen in der jüngeren Geschichte des Sports macht.
Die Formel-1-Fans können nur hoffen, dass es nicht zu einer jahrelangen Dominanz eines einzigen Teams kommt, wie es bei der letzten Überarbeitung des Motorenreglements im Jahr 2014 der Fall war.