• 31. Dezember 2024 · 16:03 Uhr

Letzte Saison mit altem Reglement: F1-Teams wieder vor Dilemma

Die Formel 1 steht 2026 vor ihrem nächsten großen Reglementswechsel - Den Teams steht eine schwere Entscheidung ins Haus, die noch niemand abwägen kann

(Motorsport-Total.com) - Der Titelkampf in der Formel 1 im Jahr 2025 wird voraussichtlich keine so geradlinige Angelegenheit werden, wie man sich vorstellen mag. Denn schon morgen ist der Startschuss für die Entwicklung der 2026er-Boliden, bei denen ein neues Reglement greift.

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Formel-1-Teams im Dilemma: Wann soll die Entwicklung auf 2026 ausgerichtet werden? Zoom Download

Bislang galt ein Entwicklungsverbot für die neue Fahrzeuggeneration. Als Teil der Maßnahmen, die Ende 2023 vereinbart wurden, um ein frühzeitiges Wettrüsten zu verhindern, dürfen die Teams vor dem 1. Januar 2025 keine Aero-Tests an jeglichen Fahrzeuggeometrien durchführen, die für das Reglement 2026 gilt.

Dies hat die Teams jedoch nicht daran gehindert, erste Ideen zu entwickeln. Und man kann darauf wetten, dass sie nach Beendigung des Moratoriums schnellstmöglich die ersten Modelle in den Windkanal bringen werden, um den Geheimnissen der neuen Fahrzeuggeneration auf den Grund zu gehen.

Doch die Teams werden von Anfang an vor dem Dilemma stehen, wie viele Ressourcen sie in ihre Autos für 2026 stecken wollen, denn sie können natürlich auch die Pläne für die Saison 2025 nicht völlig außer Acht lassen. Es wird taktisches Wirtschaften nötig sein, um zu entscheiden, wo die Ressourcen am besten eingesetzt werden.

Manche Teams dürften sich dafür entscheiden, mehr in ihr Fahrzeug für 2025 zu investieren, um kurzfristige Gewinne zu erzielen, während andere bereit sein könnten, das nächste Jahr abzuschreiben und zu hoffen, einen Vorsprung für 2026 zu erzielen.

Große Reglements-Umwälzungen hat es in der Formel 1 immer wieder gegeben. Bis heute unvergessen ist der Umbruch von 2008 auf 2009, als die Topteams der alten Saison (McLaren und Ferrari) nach ihrem Titelkampf bis zum letzten Rennen im neuen Jahr völlig chancenlos waren. Plötzlich waren Brawn und Red Bull das Maß der Dinge.


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2014 änderte sich das Motorenreglement radikal und Mercedes beendete mit einem überlegenen Aggregat die Red-Bull-Ära. Die Silberpfeile schafften es auch, beim Umstieg auf breitere und schnellere Autos 2017 an der Spitze zu bleiben. Beim Umbruch 2021/22 gelang das wiederum Red Bull - allerdings mit dem kontroversen Schönheitsfehler der Überschreitung der Budgetobergrenze.

Alle sind gleich - oder nicht?

Ferrari-Teamchef Fred Vasseur mahnt bereits: "Wir sind nicht alle in der gleichen Situation. Ich denke, wenn man Alpine oder Aston Martin ist, dann ist die Versuchung wahrscheinlich größer, sich komplett auf die neuen Regeln einzulassen. Außerdem haben sie [aufgrund ihrer Platzierung in der Konstrukteurswertung] mehr Zeit im Windkanal, was bedeutet, dass sie wahrscheinlich diese Richtung einschlagen können."

"Wenn man heute zu den besten vier Teams gehört, kann man das Auto [als Basis für 2025] mitnehmen und weiß, dass man im nächsten Jahr im Kampf dabei sein wird."

McLaren stellt klar, dass man nach dem Gewinn der Konstrukteurswertung, aber dem verpassten Fahrertitel 2025 so viel wie möglich erreichen wolle. Neil Houldey, technischer Direktor von McLaren, sagt: "Ich denke, dass wir eine Chance haben, 2025 mindestens eine Weltmeisterschaft zu gewinnen."

"Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, 2026 Titel zu holen. Wir wollen beides erreichen. Aber es gibt die Konkurrenz von Red Bull. Mercedes wird ein schnelles Auto haben. Es gibt Ferrari, die schnell sind. Es gibt keinen Grund, warum diese Teams in der nächsten Saison nicht stark auftreten werden. Wenn wir den Titel holen wollen, müssen wir dabei sein und dasselbe tun."

Zwar könnte jedes Team, das im nächsten Jahr mit einem Rückstand in die Saison startet, frühzeitig seine Jetons auf 2026 setzen. Die meisten Teams aber werden voraussichtlich Flexibilität anstreben, wie sie die Dinge angehen wollen.

In einer idealen Welt legen sie gleich mit einem starken Paket 2025 los. Das würde ihnen einen Vorsprung verschaffen, um die Entwicklung für 2025 frühzeitig einzustellen und alles auf 2026 zu setzen.


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Ebenso kann ein Team, das zu Beginn des Jahres einen Rückstand hat, zu dem Schluss kommen, dass es sich nicht lohnt, mehr Ressourcen als nötig in das aktuelle Auto zu stecken und sich für 2026 einen Vorsprung auf seine Gegner zu verschaffen.

Das könnte bedeuten, dass einige Teams viel früher als gewöhnlich die Entwicklung für 2025 einstellen, als sie es normalerweise tun würden, wenn die Regeln nahezu unverändert blieben wie in diesem Winter.

Warum ein früher Umstieg sinnvoll ist

Dies ist jedoch ein sehr dynamischer Prozess, und die Teams könnten sich dazu verleiten lassen, die 2025er-Upgrades viel länger voranzutreiben, als ihnen lieb ist - entweder, weil sie die Chance auf eine gute Platzierung in der Konstrukteurswertung haben, oder weil sie nicht zu weit zurückfallen wollen.

So sieht es Aston-Martin-Teamchef Mike Krack: "Alle starten auf gleicher Basis, und je nachdem, wo man steht und wie groß die Lücken sind, werden die Entscheidungen getroffen. Aber 2026 gibt es nicht mehr Punkte als 2025, und es gibt eine Konstrukteurs- und eine Fahrermeisterschaft zu gewinnen. Ich denke, dass jeder im Moment mit Volldampf auf 2025 ausgerichtet ist, auch, weil es für 2026 noch einige Einschränkungen gibt."

"Aber je nachdem, wie die Hackordnung aussieht und wie groß die Lücken sein werden, muss man sich schnell entscheiden. Kann ich diese Lücke schließen oder werden andere die Lücke zu mir schließen? Kann ich es mir leisten, mit dem, was ich habe, zu Ende zu fahren und mich auf 2026 zu konzentrieren? Ich kann diese Frage jetzt nicht beantworten. Wir müssen objektiv von Monat zu Monat sehen, wo wir stehen."

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Die Umstellung auf 2026 darf jedoch nicht länger als nötig herausgezögert werden. Da das Verständnis für das Reglement 2026 noch in den Kinderschuhen steckt, wird jede Woche Arbeit am zukünftigen Auto höchstwahrscheinlich mehr Vorteile bringen als die weitgehend ausgereizten 2025er-Autos weiter mühevoll weiter zu verbessern.

So sieht es jedenfalls Andrew Shovlin, Leitender Renningenieur bei Mercedes: "Ich glaube nicht, dass irgendjemand ein komplettes Redesign oder eine dramatische Änderung des Konzepts [für 2025] anstreben wird, denn das wäre ein zu großer Eingriff in das Programm. Aber ich denke, alle Teams werden ihren Start ins Jahr 2025 abwarten, um ihre Entscheidung zu treffen, ab wann sie sich auf 2026 konzentrieren werden."

"Fakt ist, dass das Entwicklungstempo des 2026er Autos das des 2025er-Autos (Alle Präsentationstermine 2025!) bei weitem übertreffen sollte. Deshalb verliert man mit jeder Woche, die man am 25er arbeitet, mehrere Wochen, die man mit dem 26er aufholen muss."

Es gibt keine klare Antwort

Die Entscheidung, wann die Entwicklung 2025 auf der Grundlage der aktuellen Form eingestellt werden soll, wird auch durch die Tatsache erschwert, dass die Hackordnung vom Saisonbeginn nicht unbedingt während der gesamten Saison bestehen bleibt.

Das beste Beispiel dafür ist die Saison 2024, wie Shovlin erklärt: "Ich denke, wenn man sich nur dieses Jahr ansieht, hätte wohl jeder auf Red Bull gesetzt, eine weitere Konstrukteursmeisterschaft zu gewinnen. Dann sah es plötzlich so aus, als würde McLaren dominieren. Dann kam plötzlich Ferrari aus dem Nichts. Wir [Mercedes] hatten kurze Phasen, in denen wir ganz vorn mitgemischt haben."

"Ich denke, es wird ein enges Jahr, aber das vergangene Jahr hat einen gelehrt, dass man aus den ersten sechs Rennen nicht auf das Ergebnis der Meisterschaft schließen sollte."


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Die endgültige Entscheidung wird äußerst kompliziert sein. Die Teams werden vermutlich erst zu Beginn der Saison 2026 wissen, ob sie ihr Timing richtig gewählt haben. Das alles wird den Teams in der Saison 2025 noch einiges an Kopfschmerzen bereiten - und zwar vom ersten Rennen an.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat ebenfalls keine klare Antwort, wie der Balanceakt aussehen soll: "Wenn es ein enger Kampf ist, wird die Entwicklung unweigerlich länger in die Saison hineingezogen, was besonders schwierig ist. Wir haben das von 2021 auf 2022 gesehen."

"Je früher man beginnt, desto größer ist natürlich der Vorteil. Aber wenn es eine enge Meisterschaft gibt und es bis zum Schluss spannend bleibt, dann wird es für die verschiedenen Teams eine schwierige Gratwanderung sein, zu entscheiden, wie sie ihre Ressourcen aufteilen."

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