Benzindurchfluss: Deutsche Firma liefert ab 2026 Technologie für die Formel 1
Das deutsche Unternehmen Allengra mit Sitz in Dillenburg löst ab 2026 die bisherigen "Fuel-Flow-Meters" von Sentronics in der Formel 1 ab
(Motorsport-Total.com) - Deutsche Technologie wird ab 2026 im Bereich der Mess-Sensorik beim Thema Benzindurchfluss eine entscheidende Rolle spielen. Denn die Allengra GmbH mit Sitz in Dillenburg hat die Ausschreibung der FIA für die Jahre 2026 bis 2030 gewonnen und wird damit in Zukunft Exklusivlieferant für Benzindurchfluss-Sensoren in der Formel 1.
© Allengra
Die in Deutschland entwickelten Sensoren von Allengra lösen 2026 das Produkt von Sentronics ab Zoom Download
"Wir sind sehr glücklich darüber, eine Schlüsseltechnologie für die Formel 1 liefern zu dürfen und damit Teil dieses faszinierenden Sports zu sein", sagt Raul Junker, Gründer und CEO von Allengra, schon seit 2022 Exklusivlieferant von Durchfluss-Sensoren für die Langstrecken-WM WEC und seit 2024 auch für die Superbike-WM.
Allengra sitzt in Deutschland, produziert in Rumänien und entwickelt seit fast zwei Jahrzehnten Ultraschall-Durchflussmesser unter anderem für die Heizungs- und Automobilbranche sowie für Kaffeemaschinen. Allengra beschreibt selbst als seine Kernkompetenz, die Technologie zu miniaturisieren und in High-End-Serienapplikationen zu implementieren.
Generalprobe beim Abu-Dhabi-Test bestanden
Die Generalprobe haben die ersten Allengra-Prototypen bereits bestanden, und zwar beim Test in Abu Dhabi nach Saisonende 2024. Vier von zehn Teams (McLaren, Mercedes, Williams und Sauber) entschieden sich auf freiwilliger Basis dazu, in Serie geschaltet mit den bisherigen Sensoren die Allengra-Prototypen zu verwenden, die ab 2026 vorgeschrieben sein werden.
Der erste Streckentest nach zahlreichen Prüfstandsläufen sei "sehr gut" gelaufen, sagt Martin Baerschneider, Spezialist für den Bereich Antriebsstrang bei der FIA, gegenüber Racecar Engineering. Und: "Wir sind zufrieden, dass die Benzindurchfluss-Sensoren, die wir eingesetzt haben, zuverlässig gelaufen sind. Das Signal war gut."
Allerdings handelte es sich dabei nur um einen ersten Test. Aktuell fährt die Formel 1 noch mit sogenanntem E10, also einem Benzin, dem zehn Prozent Ethanol beigesetzt sind. Ab 2026 verzichtet die Formel 1 bei ihren Powerunits komplett auf fossiles Mineralöl und setzt stattdessen auf synthetisch hergestellte E-Fuels mit Biomasseanteil.
Allengra erhält erst nach dem Abu-Dhabi-Test erste 2026er-Benzinproben, um die Sensoren darauf abstimmen zu können. Vorgegeben ist seitens der FIA eine Messgenauigkeit mit einer maximalen Abweichung von 0,5 Prozent. Ein Ziel, für dessen Erreichung Allengra übrigens auf einen anderen Ansatz setzt als die bisherigen Hersteller.
Benzindurchfluss: Erst seit 2014 ein relevantes Thema
Allengras Sensoren ermitteln den Durchfluss mithilfe des sogenannten Ultraschall-Laufzeitverfahrens. Dabei emittieren und empfangen zwei Ultraschallwandler Wellen, die sich zwischen diesen Wandlern stromauf und stromab bewegen. Durch die Fließgeschwindigkeit werden die Wellen beschleunigt oder verzögert, sodass eine Laufzeitdifferenz entsteht, die zur Bestimmung des Volumenstroms herangezogen wird.
Als 2014 die neuen Hybridmotoren in der Formel 1 eingeführt wurden, erforderte dies erstmals die Messung des Benzindurchflusses, weil die maximale Benzinmenge im Reglement festgelegt wurde. Bis 2018 lieferte die dafür notwendigen Messgeräte das britische Unternehmen Gill Sensors & Controls. Seit 2018 werden diese von Sentronics bereitgestellt.
Sentronics verbaute zuletzt zwei Sensoren an den Powerunits: einen, der Daten an die Teams lieferte, und einen, zur Kontrolle, der Daten an die FIA lieferte. Allengra wird in Zukunft mit nur noch einem Sensor auskommen. Beim Abu-Dhabi-Test wurde dieser bei den vier Testträgern jeweils anstelle des bisherigen FIA-Sensors verbaut.
Für die Teams und Motorenhersteller der Formel 1 bedeutet der Wechsel eine Umstellung: "Die Installation muss angepasst werden", erklärt Baerschneider. "Die Form ist anders, die Größe auch, und die Montage muss anders erfolgen. Und sie werden womöglich auch Kabelstränge und Benzinleitungen neu verlegen müssen."