• 22. Dezember 2024 · 13:15 Uhr

Zwischen Hoffnung und Auflösung: Die letzten Tage des Caterham-F1-Teams

Die ungewöhnliche Geschichte von Finbarr O'Connell, der 2014 versuchte, das Caterham zu retten - und warum seine Mission letztendlich scheiterte

(Motorsport-Total.com) - Es war eines der ungewöhnlichsten Bilder der Formel-1-Saison 2014, als Finbarr O'Connell an der FIA-Teamchef-Pressekonferenz beim Grand Prix von Abu Dhabi teilnahm. Er arbeitete für die Insolvenzkanzlei Smith & Williamson, die mit der Verwaltung von Caterham Sports Limited beauftragt war.

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Finbarr O'Connell im Team-Outfit von Caterham beim Abu-Dhabi-GP 2014 Zoom Download

O'Connell erschien damals in weiß-grüner Caterham-Teambekleidung an der Strecke, nachdem das Team 2,3 Millionen Pfund durch eine Crowdfunding-Kampagne gesammelt hatte, um am letzten Rennen der Saison teilnehmen zu können.

Die katastrophale Finanzlage von Caterham hatte dazu geführt, dass das Team die Rennen in den USA und Brasilien auslassen musste. Durch die gesammelten Mittel hoffte O'Connell, Caterham potenziellen Käufern präsentieren zu können.

Vier prägende Erinnerungen an Abu Dhabi

Ein Jahrzehnt später hat Motorsport.com, eine Schwesterseite von Motorsport-Total.com, mit O'Connell über seine Eindrücke beim Grand Prix von Abu Dhbai 2014 gesprochen.

"Ich habe vier bleibende Erinnerungen an diesen Grand Prix", sagt er. "Die erste ist der Teamgeist von Caterham F1. Diese Damen und Herren kamen alle zusammen, wobei nur ihre Spesen bezahlt wurden, weil sie das Team liebten."

"Ich erinnere mich, wie ich in Abu Dhabi zur Presse sagte, dass dieses Team zwei Motoren hatte, den Renault-Antrieb unter der Motorhaube und die Männer und Frauen im Team, die alles für etwas gaben, das für sie viel mehr als nur ein Job war - das ihr Team, ihr Leben und ihr Stolz war", erinnert O'Connell.

"Die zweite Erinnerung war, dass ich an der Boxenmauer saß und in direktem Kontakt mit den Fahrern und dem Rennteam stand. Als ein ernsthaftes Problem am Auto von Kamui Kobayashi auftrat, gab ich ihm die Anweisung 'Box, Box'."

"Als Drittes fällt mir ein Anruf von der FIA ein, die mir mitteilte, dass Will Stevens nicht am Grand Prix teilnehmen könne, weil er keine Superlizenz hatte. Als Notlösung kontaktierte ich einen Freund von mir, der Besitzer eines anderen Teams war, und fragte, ob ich einen seiner Fahrer 'ausleihen' könnte", verrät O'Connell.

Am Ende war das jedoch nicht nötig: Stevens erhielt seine Superlizenz und konnte fahren. O'Connells vierte Erinnerung: "Ich lief mit meinen grünen Caterham-Laufschuhen über die Strecke. Es schien damals einfach eine gute Idee zu sein!"

Unterstützung von anderen Teamchefs

Der Auftritt des Insolvensverwalters in der FIA-Pressekonferenz war in der Tat ein surrealer Moment. Er saß neben Toto Wolff, Christian Horner sowie den damaligen Teamchefs Marco Mattiacci, Federico Gastaldi, Claire Williams und Otmar Szafnauer.

"Ich war dort, um zu versuchen, ein Formel-1-Team zu retten, und ich fühlte nur Unterstützung und Freundschaft von ihnen und den anderen Teamchefs", sagt er.

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Unter den damaligen Formel-1-Teamchefs stach O'Connell heraus Zoom Download

Nach dem Grand Prix von Abu Dhabi flog O'Connell in die Schweiz, um an einem Treffen mit der FIA teilzunehmen, das darauf abzielte, ihn in seinen Bemühungen zu unterstützen, das Caterham-Team zu restrukturieren oder zu verkaufen.

"Ich schlug vor, dass eines der anderen Formel-1-Teams Caterham übernimmt und es als zweites Team für seine Marke nutzt. Der Nachteil wäre ein sehr anderes Auto gewesen, aber der Vorteil wären die geringeren Kosten und die Schnelligkeit, mit der dieses neue Team in die Startaufstellung gekommen wäre."

O'Connell hatte zwar die Mittel gesammelt, um Caterham nach Abu Dhabi zu bringen, und nahm an der Pressekonferenz teil, doch ein Ort, zu dem er keinen Zutritt erhielt, war die Startaufstellung. Bernie Ecclestone habe das damals blockiert.

O'Connell erzählt: "Bernie wollte, dass Caterham in der Startaufstellung steht und in Abu Dhabi fährt, vor allem, weil Marussia nicht antreten würde. Er unterstützte das Team bei der Organisation des Transports, obwohl ich dafür viel Geld bezahlt habe. Er half auch dabei, unsere Reifen und unser Benzin zu organisieren."


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"Aber als Chef der Manege dieses unglaublichen Wanderzirkus hatte Bernie auch das Sagen, wenn es darum ging, wem er die Boxenpässe ausstellte - und er wollte mich nicht in der Startaufstellung haben. Er wollte nicht, dass die Weltpresse sich fragte, wer dieser Typ war, der den Caterham-Fahrern die Hand schüttelt."

"Er blockierte auch, dass mein Anwalt ins Paddock durfte, aber es stellte sich heraus, dass er für einen Verwandten von Bernie tätig war, also wurde ihm der Eintritt doch erlaubt."

Das Ende von Caterham

Leider fand sich trotz großen Interesses nie ein Käufer für das Team. Letztlich wurde Caterham aufgeteilt, seine Teile und Ausrüstungen wurden verkauft. "Leider war damals niemand in der Lage, dieses fertige Formel-1-Team zu erwerben", sagt O'Connell.

"Die Autos und technischen Teile wurden versteigert. Das Leafield Technical Centre wurde auf den Markt gebracht und an den Meistbietenden verkauft, und die Rennfahrer fanden alle einen Platz in anderen Teams und in anderen Rennunternehmen."

Das Technikzentrum steht heute leer und verfällt. Pläne, es in eine Luxusferienanlage umzuwandeln, scheiterten zunächst, sind jedoch nun zumindest in Arbeit.

"Ich weiß, dass die neuen Eigentümer große Schwierigkeiten hatten, eine Baugenehmigung für das von ihnen favorisierte Projekt zu erhalten", sagt O'Connell. "Entwickler haben sich nun um den Bau eines Luxus-Ferienparks beworben, der 51 Ferienhütten, acht Hütten im Scheunenstil und zwei Loft-Häuser umfassen soll."

"Das Konzept sieht vor, erstklassige Hideaway-Erlebnisse zu schaffen, mit neuem Hallenbad, Spa, Außenwhirlpools, Umkleideräumen, einem Geschäft, einer neuen Bar samt Restaurant, einem überdachten offenen Aufenthaltsraum und Studioflächen."

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