• 20. Dezember 2024 · 10:33 Uhr

Reifen im Fokus: Wer beherrschte 2024 das Reifenmanagement am besten?

Reifenmanagement war 2024 ein Schlüsselfaktor in der Formel 1: Wir zeigen, welche Teams und Fahrer die Reifen am besten schonten - und wer darunter besonders litt

(Motorsport-Total.com) - Die reine Fahrzeugperformance ist entscheidend, doch ohne ein gutes Reifenmanagement bringt das beste Auto wenig. Wir haben die Daten unseres Technologiepartners PACETEQ genauer analysiert, um herauszufinden, welche Formel-1-Teams 2024 besonders schonend mit ihren Reifen umgingen und welche Teams mit starkem Verschleiß zu kämpfen hatten.

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Carlos Sainz beim Großen Preis von China 2024 Zoom Download

Errechnet man den Durchschnitt aller 24 Saisonrennen, war Ferrari das Team mit dem geringsten Reifenabbau. Im Schnitt verschliss der SF-24 die Reifen um nur 0,070 Sekunden pro Runde. Dies ist besonders überraschend, da die Scuderia noch im Vorjahr mit einem hohen Reifenverschleiß zu kämpfen hatte. Anscheinend hat Ferrari über den Winter 2023 auf 2024 die richtigen Anpassungen vorgenommen.

Das zweitbeste Reifenmanagement zeigten Racing Bulls und Mercedes mit einem durchschnittlichen Zeitverlust von 0,072 Sekunden pro Runde. Auf der anderen Seite des Spektrums fanden sich Alpine, Red Bull (beide mit 0,083 Sekunden) sowie Sauber wieder. Kein Team hatte einen höheren Reifenverschleiß als das Schweizer Team, dessen Wert bei 0,089 Sekunden pro Runde lag.

Ausgerechnet: Was ein hoher Reifenverschleiß wirklich bedeutet

Dieser Effekt ist exponentiell, da der Zeitverlust mit jeder Runde steigt. Nehmen wir ein Zweistopprennen mit 60 Runden an, dann würde die Differenz von 0,019 Sekunden pro Runde zwischen Ferrari und Sauber dazu führen, dass Sauber am Ende des Rennens 12,3 Sekunden hinter Ferrari ins Ziel kommt - allein aufgrund des schlechteren Reifenmanagements.

Würden beide Teams eine Einstoppstrategie fahren, wäre Saubers Rückstand aufgrund des höheren Reifenverschleißes sogar bei 18,1 Sekunden. In der Realität fällt dieser Unterschied nicht ganz so gravierend aus, da der Verschleiß bei Einstopprennen in der Regel unterdurchschnittlich ist und die Differenz zwischen den Autos dadurch kleiner ausfällt.

Ein ebenfalls interessanter Vergleich der Topteams zeigt, dass Red Bull gegenüber Ferrari bei einem Zweistopprennen von 60 Runden über acht Sekunden verlieren würde, nur wegen des höheren Reifenverschleißes. Auch Mercedes und McLaren hätten Vorteile gegenüber Red Bull, was erklärt, warum Max Verstappen 2024 häufig gegen Ende eines Stints Schwächen zeigte.

Warum die Abstände trotzdem gering sind

Die Reifenverschleißdifferenz von 0,019 Sekunden pro Runde zwischen dem besten Team - Ferrari - und dem schlechtesten Team - Sauber - mag auf den ersten Blick groß erscheinen, ist jedoch relativ gering im Vergleich zum Vorjahr. 2023 war der Red Bull RB19 mit einem durchschnittlichen Reifenabbau von 0,056 Sekunden pro Runde das reifenschonendste Auto.

Haas, die 2023 den höchsten Verschleiß zeigten, kam auf 0,092 Sekunden pro Runde. Hochgerechnet auf das Zweistoppbeispiel führte das zu einem Rückstand von 23,3 Sekunden, bei einer Einstoppstrategie waren es sogar 34,4 Sekunden. Im Vergleich dazu waren 2024 alle Teams deutlich näher beieinander.

Umgekehrtes Bild zur Saison 2023

Es ist bemerkenswert, wie sich die Verhältnisse im Vergleich zum Vorjahr nahezu umgekehrt haben. Während Red Bull 2023 mit großem Abstand das beste Team beim Reifenmanagement war, hatte man 2024 plötzlich das zweitschlechteste Auto in dieser Disziplin. Dies war zweifellos ein Grund für die verlorene Dominanz in der Saison.

Anders sah es bei Ferrari und Haas aus. Beide Teams hatten 2023 erhebliche Probleme mit dem Reifenabbau und waren in den Rennen oft chancenlos. Während Haas 2024 im Bereich Reifenmanagement ins Mittelfeld aufschließen konnte, übernahm Ferrari sogar die Führung.

Welche Fahrer die größten Probleme hatten

Nun wollen wir die Fahrer im Detail betrachten. Vergleichbar sind nur die Stammfahrer, die alle oder fast alle Rennen der Saison 2024 absolvierten. Laut den Daten ist Oliver Bearman zwar der beste Fahrer beim Reifenmanagement gewesen, doch der Brite absolvierte nur drei Rennen, von denen zwei auf Stadtkursen stattfanden, bei denen die Reifen aufgrund des glatten Asphalts kaum beansprucht werden.

Carlos Sainz ist somit der wahre König des Reifenmanagements 2024. Der Ferrari-Pilot kam auf einen durchschnittlichen Abbau von 0,069 Sekunden pro Runde. Auf Rang zwei folgen Lando Norris, George Russell und Yuki Tsunoda mit einem durchschnittlichen Verschleiß von 0,070 Sekunden pro Runde.

Hier zeigt sich bereits ein großer teaminterner Unterschied. Während Norris die Reifen im Durchschnitt 0,070 Sekunden pro Runde verschliss, hatte sein McLaren-Teamkollege Oscar Piastri mit dem Management einige Probleme. Mit 0,083 Sekunden pro Runde kommt er auf ein Verschleißniveau wie bei Red Bull.

Hochgerechnet auf ein Rennen würde Piastri nur durch den schlechteren Reifenverschleiß etwa zehn Sekunden an Rennzeit gegenüber Norris verlieren. Diese Rechnung geht davon aus, dass die Grundpace beider Fahrer identisch ist, der Zeitverlust ergibt sich ausschließlich aus dem höheren Reifenverschleiß.

Der schlechteste Reifenmanager der Saison war jedoch Valtteri Bottas im Sauber mit einem Wert von 0,095 Sekunden pro Runde. Bottas, der als Qualifying-Spezialist bekannt ist - 20 Polepositions hat er in seiner Karriere eingefahren - zeigte im Renntrimm Schwächen. Sein Teamkollege Guanyu Zhou hatte mit einem Wert von 0,078 Sekunden pro Runde einen deutlich besseren Verschleiß und war damit in den Rennen oft auf Augenhöhe mit ihm.

China das Rennen mit dem höchsten Reifenverschleiß

Laut den Daten war der Große Preis von China das Rennen mit dem höchsten Reifenverschleiß der Saison 2024. Mit einem Abbau von 0,140 Sekunden pro Runde wurden die Pirellis in keinem anderen Rennen so stark beansprucht. Der Große Preis von Japan lag mit 0,121 Sekunden pro Runde nur knapp dahinter.

Den geringsten Reifenverschleiß verzeichnete der Große Preis von Monaco mit nur 0,025 Sekunden pro Runde. Das liegt daran, dass der Stadtkurs einen sehr glatten Asphalt hat und vorwiegend langsame Kurven bietet, was die Reifen wenig belastet. Zudem ist das Rennen in Monaco oft strategisch geprägt, da die Fahrer aufgrund der Überholproblematik meist im Bummeltempo unterwegs sind und damit ebenfalls nicht viel Last in die Reifen gelegt wird.

Rennstrecken mit schnellen und mittelschnellen Kurven sowie rauem Asphalt führen hingegen zu höherem Reifenverschleiß. Wenn dazu noch hohe Temperaturen kommen, ist der Verschleiß besonders stark. Bahrain sowie Japan und China sind typische Beispiele für solche Strecken.

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