Teamchef Wolff ist sich mit FIA-Präsident einig: Fluchen muss aufhören!
Motorsport ist ein emotionaler Sport und die Fahrer sind nicht davor gefeit, über die Stränge zu schlagen - Toto Wolff und dem FIA-Präsident ist das ein Dorn im Auge
(Motorsport-Total.com) - Motorsportler in den höchsten Klassen sind Stars, Vorbilder und Menschen, die dem Nachwuchs und den Fans den Maßstab vorgeben, wie man sich auf und neben der Strecke zu verhalten hat. Immer wieder geraten Fahrer in emotionale Situationen, in denen sie sich nicht immer im Griff haben und harte Worte fallen. Dem will FIA-Präsident Mohammes bin Sulayem einen Riegel vorschieben und hat in Mercedes-Teamchef Toto Wolff einen Verbündeten gefunden.
Schimpfwörter, Fluchen und Kraftausdrücke sollen aus der Formel 1 verschwinden, so will es zumindest die Spitze des Automobil-Weltverbandes FIA. Schließlich haben Fahrer, Teamchefs und Teammitglieder eine Vorbildfunktion in der Öffentlichkeit und sollen dem Nachwuchs vorleben, wie man respektvoll miteinander umgeht, auch wenn auf oder neben der Strecke etwas schiefläuft.
Spätestens wenn Funktionäre oder Fahrer mit dem Nachwuchs arbeiten oder selbst Eltern werden, stehen sie oft vor der Aufgabe, ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden. Dann merken sie auch, wie schnell Fehlverhalten abfärbt und schon die Kleinsten vergiften kann.
Mehr Vorbild für Kinder
"Ich habe einen Siebenjährigen, der selbst Kart fährt und alles anschaut", sagt Wolff. "Vor ein paar Monaten hat er zum ersten Mal 'what the fuck' gesagt und gefragt, wo er das her hat. Er sagt, das hat er von den Fahrern. Ich habe meine Konflikte mit Mohammed, aber wir sind uns einig, dass die Fahrer Vorbilder sind. Ich bin mit vielen seiner Ideen nicht einverstanden, aber wenn man 'fuck' in seine eigene Sprache übersetzt, ist das sehr unhöflich."
Wolff würde solche Worte nie am Funk benutzen und hat auch mit Lewis Hamilton und George Russell darüber gesprochen, dass er diese Art der Kommunikation nicht ausstehen kann. Deshalb hat der Mercedes-Teamchef seinen Formel-1-Piloten auch eine Grenze aufgezeigt. Wolff würde es begrüßen, wenn Fahrer, die diese Grenze des Anstands und Respekts überschreiten, bestraft würden. "Das ist meine Meinung", stellt er klar.
Weltmeister Max Verstappen musste bereits Sozialstunden ableisten, die ihm die FIA wegen Schimpfwörtern und Kraftausdrücken auferlegt hatte. Er leistete sie bei der Preisverleihung in Ruanda ab. FIA-Präsident bin Sulayem will "den Sport" von Unsportlichkeiten "säubern" und deshalb hart durchgreifen. Letztlich würden aber die Sportkommissare entscheiden. Doch bin Sulayem sagt: "Wir senden damit eine Botschaft an den Nachwuchs jeden Alters. Auch Filme haben eine Altersfreigabe."
Bin Sulayem appelliert an Fahrer
Logisch: Je mehr Gewalt, je mehr gefährdende Inhalte, je mehr Schimpfwörter, desto höher die Alterseinstufung eines Films oder einer Serie. Sport ist davon nicht betroffen, auch wenn in der Formel 1 geflucht wird oder in der amerikanischen NASCAR manchmal sogar die Fäuste fliegen - ähnlich wie beim Eishockey, wo Schlägereien an der Tagesordnung sind.
Bin Sulayem appelliert an die Fans und erinnert an Stars der Vergangenheit: "Brauchen wir diese respektlosen Worte wirklich? Hat Michael Schumacher das gesagt? Oder Muhammad Ali? Er sagt, er hatte eine große Klappe, aber hat er jemals geflucht? Was ist mit Pele? Wir sind ein einzigartiger Sport und wir müssen ihn vor Schimpfwörtern schützen."