Stella: Müssen aufpassen, dass McLaren "nicht den vergifteten Keks isst"
McLaren geht als Konstrukteurs-Weltmeister in die neue Saison - Teamchef Andrea Stella mahnt nun zur Vorsicht, dass man "nicht den vergifteten Keks essen" dürfe
(Motorsport-Total.com) - Als amtierender Konstrukteurs-Weltmeister wird McLaren in der Formel-1-Saison 2025 vom Jäger zum Gejagten. Das stellt die Mannschaft um Teamchef Andrea Stella vor neue Herausforderungen und das britische Traditionsteam dürfe künftig "nicht den vergifteten Keks essen", mahnt der Italiener zur Vorsicht.
Diese Redewendung, die unterschiedlich interpretiert werden kann und letztlich vor allem bedeuten soll, dass McLaren die richtigen Entscheidungen treffen muss, hat Stella teamintern offenbar schon häufiger verwendet. Jetzt hat sie es auch an die Öffentlichkeit geschafft.
"Wie kommt es, dass der Giftkeks außerhalb von McLaren durchsickert?", wundert sich der McLaren-Teamchef gegenüber der englischsprachigen Ausgabe von Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network. "Ich habe gelernt, dass die Journalisten entweder zu schlau sind oder ich zu naiv bin."
"Die Ablehnung des vergifteten Kekses ist eines der grundlegenden Elemente, um zu überprüfen und zu bestätigen, dass die Kultur, die wir geschaffen haben, nicht nur funktioniert, sondern auch im wirklichen Leben existiert", erklärt Stella, der ahnt, dass es im nächsten Jahr nicht einfacher werden wird.
"Werden uns nicht für Giftkeks entscheiden"
"Wir werden immer wieder vergiftete Kekse in unsere Tasse bekommen, um Zwietracht zu säen und den Zusammenhalt im Team zu brechen", weiß der 53-Jährige. "Aber wir reden jeden Tag darüber, dass wir uns nicht für den Giftkeks entscheiden werden."
"Es wäre sehr naiv und sehr arrogant zu denken, dass wir etwas erreicht haben, dass wir perfekt sind und uns jetzt zurücklehnen können, weil wir Weltmeister sind", mahnt der McLaren-Teamchef alle im Team zur Vorsicht. "Das ist nichts Neues."
"Die beste Philosophie ist, so anzufangen, als hätte man verloren. So werden wir uns auf die nächste Saison vorbereiten", verrät Stella. Der Italiener, der seit 2015 bei McLaren ist, hat in den vergangenen Jahren schon einige Tiefpunkte innerhalb des Teams mitgemacht.
So erlebte Stella unter anderem die unglückliche Zeit mit Honda-Motoren, die internen Turbulenzen unter der Führung von Eric Boullier und den wachsenden finanziellen Druck, der sogar die Existenz des Teams bedrohte. McLaren-Geschäftsführer Zak Brown räumte am Samstag in Abu Dhabi ein, dass das Team am Ende der Saison 2020 "nur wenige Monate" von der Insolvenz entfernt gewesen sei.
McLaren hat "einen Kreis durchlaufen"
Doch spätestens jetzt, mit dem Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, befindet sich das britische Traditionsteam wieder auf einem Höhepunkt seiner Geschichte. "Von dem Moment an, als ich zu McLaren kam, bis heute, am Ende der Saison, als wir die Meisterschaft feiern, haben wir einen Kreis durchlaufen", meint Stella.
"Ich erwähne im Team oft, dass beim ersten Rennen 2015 in Australien [der Abstand] zwischen unserer Runde in Q1 und der Poleposition fünf Sekunden betrug", erinnert der Italiener. "Wir haben es bis zum Ende geschafft, dank großer Ausdauer und großem Glauben."
"Ich möchte mich besonders bei Zak [Brown], Paul Walsh [Executive Chairman der McLaren Group] und all unseren Aktionären für ihr Vertrauen in die Veränderungen bedanken, die sie Schritt für Schritt umgesetzt haben und die McLaren in eine starke Position gebracht haben."
Der Startpunkt für die Zukunft?
"Wenn man aus Sicht des Managements solide ist, hat man das Vertrauen. Und wenn man anfängt, die notwendigen Investitionen zu tätigen, dann kann man an der Spitze mithalten", lobt Stella die Unterstützung der Verantwortlichen. "Ich denke, der letzte Teil dieses Kreises ist durch die Menschen entstanden, durch die Freisetzung der Menschen."
"Ich bin mir nicht sicher, ob es etwas ist, das [andere] zu schätzen wissen, was es bedeutet, wenn man bei 1.000 Leuten nicht so schnelle Fortschritte sieht, aber genau das ist passiert. Man kann diesen Standard, diesen Betrieb und diese Zuverlässigkeit nicht erreichen, wenn nicht jeder der 1.000 Leute auf einem sehr hohen Niveau arbeitet."
"Das ist es, was wir bei McLaren durchgemacht haben", weiß Teamchef Andrea Stella. "Und hoffentlich ist das nicht der Endpunkt, sondern der Startpunkt für die Zukunft."