Lando Norris: "Stolz" drauf, McLaren trotz Angeboten treu geblieben zu sein
Lando Norris spricht über die Bedeutung der Konstrukteurs-WM für McLaren und darüber, Möglichkeiten bei anderen Formel-1-Teams abgelehnt zu haben
(Motorsport-Total.com) - Wenn kein Wunder mehr passiert, wird McLaren am Sonntagabend in Abu Dhabi zum ersten Mal seit 1998 wieder eine Konstrukteurs-WM gewinnen. Bei 21 Punkten Vorsprung auf Ferrari und der Doppelpole für Lando Norris und Oscar Piastri nach dem Qualifying wäre es schon eine faustdicke Überraschung, sollte da nochmal was kippen.
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Oscar Piastri und Lando Norris bei der Pressekonferenz nach dem Qualifying Zoom Download
Für Norris ein stolzer Moment in seiner gar nicht mehr so jungen Formel-1-Karriere, die 2019 begonnen hat und deren sechste volle Saison gerade zu Ende geht. Im ersten Jahr belegte der heute 25-Jährige Platz 11 der Fahrerwertung, 2020 P9, und von 2021 bis 2023 war er immer entweder Sechster oder Siebter.
"Die Sache, auf die ich am meisten stolz bin, ist die Tatsache, dass ich immer noch hier bin. Dass ich immer noch Papaya bin, weil ich über so viele Jahre hinweg an das Team geglaubt habe", erzählt Norris vor dem großen Showdown in Abu Dhabi, der um 17 Uhr Ortszeit und um 14 Uhr deutscher Zeit beginnt. (Grand Prix Abu Dhabi im Formel-1-Liveticker!)
Norris: Gab Möglichkeiten bei anderen Teams
Norris verrät: "Ich hatte meine Gelegenheiten, nicht mehr in Papaya zu fahren, zu wechseln und wahrscheinlich schon zu einem früheren Zeitpunkt in meiner Karriere Rennen zu gewinnen. Es gab diese Möglichkeiten, aber ich wollte es mit McLaren schaffen. Ich wollte es mit den Jungs schaffen, die mir die Chance ermöglicht haben, überhaupt Formel 1 zu fahren."
Welche Angebote er damit konkret meint, das lässt Norris offen. Tatsache ist: Bereits 2022, damals noch unter Teamchef Andreas Seidl, hat er sich bis Ende 2025 an McLaren gebunden. Als Seidl weg war und McLaren Anfang 2023 auseinanderzufallen drohte, sah dieses langfristige Engagement zunächst nach einem schweren Fehler aus.
Aber der neue Teamchef Andrea Stella brachte McLaren in Rekordzeit wieder auf Vordermann, und im Januar 2024 verlängerte Norris seinen Vertrag sogar vorzeitig. Die genaue Vertragslaufzeit ist nicht bekannt; die Rede war bei der Verlängerung aber davon, dass ihn der aktuelle Deal bis mindestens Ende 2026 an McLaren bindet.
Bereits Anfang dieses Jahres gab Norris zu, dass es einige "unverbindliche Gespräche" mit anderen Teams gegeben habe: "Du redest natürlich auch mit anderen und erkundigst dich mal, was dir die so anbieten könnten. Aber weiter als das ist es nie gegangen", räumte er noch vor dem ersten Saisonrennen 2024 ein.
Wer diese Teams waren, das entzieht sich unserer Kenntnis. Als gesichert gilt, dass es 2023 eine unverbindliche Anfrage von Red Bull gegeben haben soll, als der Plan im Raum stand, Sergio Perez zu ersetzen. Doch Norris bekannte sich zu McLaren, und Zak Brown kostete die vorzeitige Vertragsverlängerung mutmaßlich eine weitere Gehaltserhöhung für seine derzeitige Nummer 1.
Warum Norris bei McLaren happy ist
Heute ist Norris froh, sich so entschieden zu haben: Damit, die Konstrukteurs-WM gewinnen zu können, "haben wir eigentlich erst für nächstes Jahr gerechnet. Das war das Ziel, das wir uns auf dem Papier gesetzt hatten. Dass wir es jetzt dieses Jahr schon geschafft haben, wertet die Leistung nochmal mehr auf."
Norris macht keinen Hehl draus, dass er natürlich auch gern den Fahrertitel gewonnen hätte. Der ist vor dem letzten Rennen in Abu Dhabi rechnerisch außer Reichweite. Und im Kampf um die Vizeweltmeisterschaft liegt er acht Punkte vor Charles Leclerc, der allerdings im Rennen aus der letzten Reihe starten muss.
Doch für beide McLaren-Fahrer hätte auch der Gewinn der Konstrukteurs-WM eine besondere Bedeutung. Oscar Piastri erklärt: "Wenn du nicht selbst Formel 1 fährst und ein Fan bist, kannst du dir nicht vorstellen, warum die Konstrukteurs-WM so viel bedeutet. Und da geht es gar nicht mal nur um die finanziellen Vorteile, die das Team damit erhalten würde."
"Was auch ich nicht verstanden habe, bevor ich in die Formel 1 kam, ist, wie viele Menschen ihr ganzes Können und Wissen aufbringen und so viel von ihrer Lebenszeit opfern, Dinge in ihrem Leben verschieben, nur damit Lando und ich mit den zwei Rennautos, die sie bauen, erfolgreich sein können", erklärt der 23-jährige Australier.