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Pirelli: Verbesserungen der Teams "über den Erwartungen"
Laut Reifenhersteller Pirelli haben die Formel-1-Teams gegenüber 2023 mehr Performance gefunden als erwartet - Werden die Autos '25 zu schnell für die Reifen?
(Motorsport-Total.com) - Ist die Formel 1 zu schnell geworden? Pirelli gibt zu, dass die Verbesserungen der Teams weit über die Erwartungen des Reifenherstellers hinaus gehen. Das hat sich auch am Freitag in Abu Dhabi gezeigt, wo die Bestzeit von Lando Norris mit 1:23.517 Minuten nur knapp hinter der Polezeit von Max Verstappen aus dem vergangenen Jahr (1:23.455) lag.
Man kann davon ausgehen, dass diese Zeit im Qualifying noch deutlich gedrückt wird. Denn alleine schon der Vergleich mit dem zweiten Training 2023 fällt eindeutig aus, wo Charles Leclerc 1:24.809 Minuten brauchte. Im Vergleich der beiden ersten Trainings wurde sich 2024 um 1,7 Sekunden gesteigert.
Pirellis Chefingenieur Simone Berra räumt ein, dass die aktuellen Autos nun "sehr schnell" seien - was bedeutet, dass die Reifen stärker belastet würden als vorhergesagt: "In den vergangenen Rennen haben wir sogar einen noch höheren Anstieg als erwartet gesehen, und wir haben sehr hohe Belastungen gesehen, vor allem bei zwei oder drei Teams", meint er.
"Bei den Simulationen haben wir normalerweise eine für das Ende der Saison und eine für die Mitte des Jahres, und niemand hat mit dieser Art von Belastungen gerechnet", so Berra. "Sie liegen im Grunde genommen jenseits der Erwartungen, würde ich sagen."
"Es ist interessant, wie sehr sie sich mit den Autos weiterentwickeln, denn wir dachten, dass sie irgendwann das maximale Leistungsniveau erreichen würden", sagt er. "Aber es gibt immer noch einige höhere Lasten zu bewältigen und mehr Leistung zu erreichen. Und in den letzten Rennen haben wir zum Beispiel gesehen, dass Mercedes sich stark verbessert hat. Das ist sehr interessant."
Fotostrecke: Schwarzes Gold: Alle Reifenhersteller der F1
In der Geschichte der Formel 1 engagierten sich neun verschiedene Reifenhersteller: Zwei davon hatten oder haben ihren Ursprung in Großbritannien, zwei in den USA und jeweils einer in Deutschland, Japan, Belgien, Frankreich und Italien. Hochzeiten des später als "Reifenkrieg" bezeichneten Szenarios mit mehreren Zulieferern zum gleichen Zeitpunkt sind die Jahre 1954 und 1958, als sechs verschiedene Firmen ihre Produkte ins Rollen bringen. 1950 beginnt alles mit vier Marken... Fotostrecke
Die nachstehende Tabelle zeigt, wie sich die Poleposition-Zeiten vom letzten Jahr mit denen von diesem Jahr vergleichen lassen und wie sehr sich die Rundenzeiten entwickelt haben.
Vergleich: Polezeit 2023 vs. Polezeit 2024
Bahrain - 1:29.708 vs. 1:29.179
Saudi-Arabien - 1:28.265 vs. 1:27.472
Australien - 1:16.732 vs. 1:15.915
Aserbaidschan - 1:40.203 vs. 1:41.365
Miami - 1:26.841 vs. 1:27.241
Monaco - 1:11.365 vs. 1:10.270
Spanien - 1:12.272 vs. 1:11.383
Kanada - 1:25.858* vs. 1:12.000
Österreich - 1:04.391 vs. 1:04.314
Großbritannien - 1:26.720 vs. 1:25.819
Ungarn - 1:16.609 vs. 1:15.227
Belgien - 1:46.988 vs. 1:53.574*
Niederlande - 1:10.567 vs. 1:09.673
Italien - 1:20.294 vs. 1:19.327
Singapur - 1:30.984 vs. 1:29.525
Japan - 1:28.877 vs. 1:28.197
USA - 1:34.723 vs. 1:32.330
Mexico - 1:17.166 vs. 1:15.946
Brasilien - 1:10.727 vs. 1:23.405*
Las Vegas - 1:32.726 vs. 1:32.312
Katar - 1:23.778 vs. 1:20.575
* Nasses Qualifying
Zwar sind die Fortschritte in diesem Jahr größer geworden, aber Berra ist sich nicht sicher, wie die Situation in der kommenden Saison sein wird: "Wir haben die Simulationen der Teams Ende November erhalten und sehen sie uns jetzt im Detail an", sagt er.
"Im Moment haben wir noch kein klares Bild. Natürlich erwarten wir eine gewisse Verbesserung, aber wir müssen anhand der Daten verstehen, ob die Leistungssteigerung, sagen wir mal, viel geringer ausfallen wird und ob wir uns in einer stabileren Situation befinden werden."
Reaktion mit höherem Druck
Pirelli ist klar, dass eine höhere Belastung das Risiko birgt, dass die Reifen über ihre Grenzen hinaus belastet werden und Probleme bekommen. In der Vergangenheit reagierte Pirelli manchmal mit strukturellen Änderungen an der Konstruktion, um die Haltbarkeit zu verbessern - so geschehen beim Grand Prix von Großbritannien 2023.
Das ist für das kommende Jahr aber unwahrscheinlich, weil der Fokus bereits auf den neuen Reifen für 2026 liegt. "Grundsätzlich wollen wir die Konstruktion während der Saison nicht ändern, weil wir denken, dass das nicht wirklich fair ist", sagt Berra. "Wir bieten eine Spezifikation an, und die sollte für den Rest der Saison gleich bleiben."
"Letztes Jahr in Silverstone war der Grund dafür, dass die Ermüdungserscheinungen ziemlich signifikant waren, und wir haben dies vorgeschlagen, um eine bessere Integrität für die Reifen zu haben", meint er.
"Aber wir erwarten nicht, dass wir im nächsten Jahr etwas Ähnliches haben werden, weil die neue Struktur sowohl die Ermüdung als auch den Widerstand gegen stehende Wellen verbessert hat."
Theoretisch könnte Pirelli mit höheren Reifendrücken auf Probleme reagieren, "aber mir wäre es lieber, wenn wir den Druck nicht zu sehr erhöhen, und ich denke, das sehen auch die Teams so", sagt er. "Denn dann sorgt man für Überhitzen und Graining. Wir wollen den Druck daher möglichst niedrig halten."