• 05. Dezember 2024 · 21:21 Uhr

Perez pocht auf seinen Vertrag: Kommt's zum Rechtsstreit mit Red Bull?

Sergio Perez geht nicht auf den Vorschlag von Christian Horner ein, selbst zurückzutreten, und kämpft offenbar um eine möglichst hohe Abfindung

(Motorsport-Total.com) - Im Formel-1-Paddock in Abu Dhabi gibt es nicht mehr viele, die ernsthaft dran glauben, dass Sergio Perez auch 2025 im zweiten Cockpit von Red Bull Racing sitzen wird. Sergio Perez selbst aber schon: "Es hat sich nichts geändert, und ich sage es schon das ganze Jahr: Ich habe einen Vertrag für nächstes Jahr. Und ich werde nächstes Jahr für Red Bull fahren."

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Sergio Perez gibt sich kämpferisch und denkt nicht dran, freiwillig zurückzutreten Zoom Download

Wie schon vor einer Woche in Katar beantwortet er Fragen danach, ob er wirklich zu 100 Prozent sicher sei, 2025 im Red Bull zu sitzen, unbeirrbar so: "Das habe ich ja schon gesagt, Kumpel. Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich habe einen Vertrag für nächstes Jahr."

Eine klare Aussage also, und eine, die in Widerspruch steht zu den jüngsten Medienberichten, wonach es Red-Bull-intern inzwischen als sehr unwahrscheinlich gelten soll, dass Perez weitermachen darf. Angeblich wurde ihm schon am Sonntag vor dem Rennen in Katar zu verstehen gegeben, dass man nicht unglücklich drüber wäre, würde er aus freien Stücken seine Karriere beenden.

Dass Perez jetzt, nur vier Tage nach Christian Horners Andeutungen in diese Richtung, seine Kommunikation nicht ändert und weiterhin beharrlich auf seinen Vertrag pocht, lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass er nicht vorhat, das Feld freiwillig zu räumen. Und notfalls auch juristisch um das Geld kämpfen will, das ihm seiner Meinung nach zusteht.

Um die jüngsten Schlagzeilen, die von seinem Abschied von Red Bull ausgehen, habe sich Perez "nicht groß gekümmert", sagt er und ergänzt: "Ich habe die Gerüchte gesehen. Aber das ist das Gleiche wie in den letzten Monaten." Und in denen hat er - genau wie heute - gebetsmühlenartig drauf gepocht, dass er einen Vertrag habe und keinen Grund sieht, warum dieser nicht eingehalten werden sollte.

Warum Perez eigentlich gar nichts anderes sagen kann

Klar: Sollte ihn Red Bull wirklich rausschmeißen, muss Perez notfalls vor dem Richter plausibel argumentieren können, dass die andere Seite den Vertrag gebrochen hat und nicht er. So gesehen kann er aktuell gar nicht sagen, dass er sich nicht sicher ist, 2025 im Red Bull zu sitzen. Auch wenn er in Wahrheit vermutlich schon ahnt, dass die gemeinsame Reise zu Ende geht.

Entschieden wird das letztendlich von den Shareholdern der Red Bull GmbH, also Chalerm Yoovidhya als Vertreter der thailändischen Seite und Mark Mateschitz von der österreichischen. Am Montag soll in Abu Dhabi ein Gipfeltreffen steigen. Und so mancher fragt sich: Was passiert dort, wenn Perez am Sonntag plötzlich den Grand Prix gewinnen sollte?

Dass Teamchef Christian Horner und Helmut Marko die Entscheidung über Perez nicht eigenmächtig treffen können, sondern die Shareholder dafür brauchen, impliziert, dass es eine finanzielle Komponente gibt. Die Empfehlung der beiden wird vermutlich sein, den Vertrag aufzulösen. Aber die Shareholder müssen letztendlich sagen, ob sie sich den Spaß wirklich leisten wollen.

Zumal es auch Gründe gibt, die für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Perez sprechen. Ein Argument sind mangelnde Top-Alternativen, wie im Donnerstags-Livestream auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de erörtert. Ein anderes ist, dass Perez mit seinen schwachen Leistungen sogar dazu beigetragen hat, dass Red Bull 2025 mehr entwickeln darf.


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"Sie bekommen ja jetzt mehr Windkanalzeit für das 26er-Auto, weil sie nur Dritter werden", sagt der ehemalige Marko-Fahrer Juan Pablo Montoya gegenüber Vision4Sport. "Ist es also wirklich so schlecht, Checo dort zu haben? Sie haben mit Verstappen den Weltmeister, und sie bekommen auch noch mehr Windkanalzeit."

Montoya ergänzt: "Das, was sie an Geld verlieren, weil sie die Konstrukteurs-WM nicht gewinnen, machen sie wahrscheinlich mit Verkäufen von Checo-Merchandise und dem Sponsorengeld, das er bringt, wieder wett. Wo bitte ist also der Nachteil? Noch dazu können sie sich so voll auf einen Fahrer konzentrieren. Wenn sie einen wie Sainz hätten, würden sicher die Funken fliegen."

Die Argumente, die Red Bull zuletzt gegen Perez angeführt hat, sind bekannt. Die Konstrukteurs-WM nicht zu gewinnen, bedeutet, dass die Ingenieure und Mechaniker keine WM-Prämie ausbezahlt bekommen. Das ist für Perez' Rückhalt im Team nicht hilfreich. Und zwischen Platz 1 und Platz 3 in der Teamwertung liegen vermutlich um die 20 Millionen Dollar an Preisgeldern. Die hätten die Shareholder sicher gern auf ihrem Konto.

Perez: Übernehme Verantwortung für die WM

Auf die Frage, ob er sich verantwortlich dafür fühlt, dass Red Bull in Abu Dhabi nicht mehr um die WM kämpfen kann, antwortet Perez: "Natürlich übernehme ich dafür Verantwortung. Gleichzeitig glaube ich nicht, dass das alles nur an einer Person hängt. Ich bin Teil einer großen Organisation, eines großen Teams, und es ist sehr bedauerlich, dass wir nicht härter um die Konstrukteurs-WM gekämpft haben."

Die These, dass er einfach mit den modernen "Ground-Effect-Cars" nicht so gut zurechtkomme wie etwa ein Nico Hülkenberg, lässt Perez "nicht wirklich" gelten, denn "wenn man es sich mal genauer anschaut: Ich war 22 voll dabei, ich war 23 voll dabei. Ich hatte 23 ein paar schwierige Phasen, aber dann hat 24 wieder sehr gut angefangen."

"Ich denke, wir sind irgendwann einfach falsch abgebogen, und beim Fahrstil ist es so, dass sowas einem Fahrer vielleicht mehr wehtut als einem anderen. Auf mich hat es sich sehr viel stärker ausgewirkt als zum Beispiel auf Max, weil er mit seinem Fahrstil mit einer sehr neutralen Balance umgehen kann. Ich konnte das nicht. Das ist der Hauptunterschied", räumt er ein.

Verstappen: Klingt das schon nach Perez-Abschied?

Selbst Max Verstappen meint: "Unser Auto war von Anfang an nicht einfach zu fahren. Am Anfang waren wir trotzdem noch dominant. Aber dann, mit ein paar Upgrades, die kamen, wurde die Balance immer schwieriger. Auch für mich - aber für Checo und seinen Fahrstil noch mehr. Und wenn die anderen aufholen, macht halt jedes kleine Detail einen großen Unterschied im Ergebnis."

Perez sei aber "immer ein großartiger Teamplayer" gewesen, "und ich habe die Zusammenarbeit mit ihm in jedem einzelnen Grand Prix genossen", sagt Verstappen und gibt zu: "Auch wenn wir manchmal schwierige Zeiten hatten." Etwa in Brasilien 2022, als die Stimmung zwischen den beiden vergiftet war und Verstappen eine Teamorder pro Perez verweigert hat.

Aber die persönlichen Unstimmigkeiten sind offenbar Schnee von gestern: "Ich kann nichts Negatives über ihn sagen. Wir kommen super miteinander aus", unterstreicht Verstappen - klingt aber, wenn er über Perez spricht, ein wenig so, als wisse auch er schon, dass es mit seinem Teamkollegen der vergangenen vier Jahre zu Ende geht.

"Wenn ich manchmal sehe, wie schwer er sich mit den Ergebnissen tut, ist das nicht schön anzuschauen. Auch nicht fürs Team. Das Team hat immer das Beste gegeben, um ihn bestmöglich zu unterstützen, damit er das Beste rausholen kann. Aber leider ist das nicht immer passiert", lässt Verstappen auch sanfte Kritik durchklingen.

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Aber ganz egal, wer letztendlich 2025 im zweiten Red Bull sitzen wird: Teamkollege von Max Verstappen zu sein, das ist für jeden Rennfahrer die wahrscheinlich größte Herausforderung, die es momentan in der Formel 1 gibt.

"Es ist eine unglaubliche Herausforderung", nickt Perez und sagt: "Ich wusste, was auf mich zukommt, als ich hier unterschrieben habe. Es ist eine unglaubliche Herausforderung. Und es ist eine Herausforderung, die die Leute nicht unterschätzen sollten. Was Erfahrung betrifft, mentale Stärke. Das ist schon extrem."

Perez klingt so, als würde er Red Bull davon abraten, ihn durch einen jungen Fahrer wie Liam Lawson zu ersetzen, wenn er sagt: "Ich möchte nicht in den Schuhen eines jungen Fahrers stecken, der Teamkollege von Max wird. Ich glaube wirklich, die Leute unterschätzen, was es bedeutet, in diesem Cockpit zu sitzen."

Spätestens am Montag wird klar sein, ob Perez bleiben darf oder doch nicht. Ziemlich genau vier Jahre nach dem Saisonfinale in der Coronasaison 2020. Damals war Perez frischgebackener Grand-Prix-Sieger auf Racing Point und erfuhr im Yas-Viceroy-Hotel, dass er den Zuschlag erhält und nicht Nico Hülkenberg.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass seine Zukunft jetzt wieder in Abu Dhabi entschieden wird. Und die Entscheidung wieder ganz in den Händen von Red Bull liegt ...

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