Warum Lando Norris mit seiner Stop-&-Go-Strafe immer noch hadert
Vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi spricht Lando Norris über die Konsequenzen seiner Katar-Strafe und die Herausforderungen im Kampf um den Konstrukteurstitel
(Motorsport-Total.com) - Lando Norris kann seine umstrittene 10-Sekunden-Strafe aus dem Rennen in Katar nur schwer hinter sich lassen. Vor dem großen Saisonfinale in Abu Dhabi reflektiert der McLaren-Pilot offen über den Vorfall, seine eigene Enttäuschung und den Druck, der auf ihm und dem Team lastet.
"Es gab keine gelben Lichter, die ich passiert habe", erklärt Norris auf die Frage, ob er sich mit dem Vorfall auseinandergesetzt habe. "Man kann sagen, dass da eines war, aber kein Fahrer hat die Chance, das zu sehen. Es war nicht ideal. Natürlich war ich ziemlich enttäuscht. Ich habe viele Leute enttäuscht, aber es ist passiert. Es liegt in der Vergangenheit."
Norris betont, dass er sich bereits beim Team entschuldigt habe: "Ich würde niemals wollen, dass so etwas passiert. Normalerweise bin ich bei solchen Dingen ziemlich gut und gehe nie ein Risiko ein. Ich bin normalerweise eher auf der sicheren Seite. Es war einfach unglücklich, schwierig, die gelben Flaggen im Dunkeln zu sehen. Es ist einfach schade, aber es ist passiert, und ich habe mich ziemlich gut davon erholt."
Kritik an der Härte der Strafe
Trotz seiner Entschuldigung hadert Norris weiter mit der Härte der Strafe, die ihn letztendlich wichtige Punkte gekostet hat. "Ich muss die Strafe so akzeptieren, wie sie war, ja. Das ist die Regelung", sagt er und fügt an: "Aber für das, was die Sicherheitsmaßnahmen betrafen, hätte es in einer idealen Welt vielleicht andere Möglichkeiten geben können."
Der Brite zeigt Verständnis für den Gedanken hinter der Strafe, sieht aber auch Schwächen im System: "Ich verstehe, warum es so eine schwere Strafe gibt. Aber es war niemand in Gefahr. Es war nicht so, dass jemand auf der Strecke war oder so etwas. Es war ein Außenspiegel. Und wenn es so schwerwiegend ist, sollte das Rennen gestoppt werden. Es sollte ein VSC oder ein Safety-Car geben, die Strecke geräumt werden und dann geht es weiter."
Er kritisiert auch, dass die Erwartung, bei 300 km/h auf ein Hindernis zu reagieren, unrealistisch sei: "Eine doppelte Gelb-Phase bedeutet: Sei bereit anzuhalten. Aber niemand auf der Startaufstellung ist bei 300 km/h darauf vorbereitet, anzuhalten." Abschließend sagt er: "Ich habe die gelbe Flagge nicht gesehen, ich habe die Strafe bekommen und den Preis dafür bezahlt. Aber ich denke, alle sind sich einig, dass die Strafe für das, was tatsächlich passiert ist, zu hart war."
Der Fokus liegt auf Abu Dhabi
Trotz der Enttäuschung will Norris sich nun voll auf das Saisonfinale konzentrieren. "Ich war enttäuscht. Ich war Sonntagabend nicht glücklich mit mir selbst, aber ich war in den letzten Tagen nicht niedergeschlagen", betont er. Die Rückkehr zum Rennalltag helfe ihm dabei, das Geschehene hinter sich zu lassen: "Es ist schön, dass wir hier sind und uns schon auf das letzte Rennwochenende der Saison konzentrieren können."
Der Brite weiß jedoch, dass das Rennen in Abu Dhabi die letzte Konsequenz des Katar-Vorfalls mit sich bringen könnte. "Bis jetzt gab es noch keine schlechten Folgen, die daraus entstanden sind. Aber das könnte am Sonntagnachmittag der Fall sein", sagt er und fügt hinzu: "Wir arbeiten hart daran, sicherzustellen, dass das nicht passiert. Und ich spüre den eigentlichen Schmerz vom letzten Wochenende nicht."
Die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft: Druck und Chance
Für McLaren steht in Abu Dhabi viel auf dem Spiel: Der Kampf um die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft ist so spannend wie seit Jahren nicht mehr. Das Team aus Woking will den ersten Titel seit 1998 holen, doch der Druck ist groß. Norris beschreibt die Lage im Team: "Es gibt viel externen Druck, aber innerhalb des Teams ändert sich nicht viel. Es gab die ganze Saison Druck, gut zu performen. Besonders in der zweiten Saisonhälfte hatte ich das Gefühl, dass ich das tue."
Gleichzeitig betont Norris, dass der Druck von außen auf das Team, die Ingenieure und die Mechaniker lastet. "Ich bin sicher, dass alle im Team etwas nervöser werden vor dem letzten Rennen, aber gleichzeitig sollte sich nichts ändern. Es muss sich nichts ändern. Die Arbeit, die wir machen, ist sehr gut. Ich bin stolz auf das ganze Team, und wir machen einfach so weiter wie bisher."
McLaren gegen Ferrari: Ein historisches Duell
Abu Dhabi wird nicht nur zum Schauplatz des Kampfes um die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, sondern auch zum Duell zweier legendärer Teams: McLaren gegen Ferrari. Für Norris ist das eine besondere Ehre. "Es ist schwer, das manchmal im Moment zu realisieren", gibt er zu. "Das ist etwas, worauf ich in 20 oder 30 Jahren stolz sein werde. Es ist ein cooler Moment, auf den man zurückblicken kann - Ferrari gegen McLaren. Es ist eine coole Geschichte, und es wird alles zur Geschichte von beiden beitragen."
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Norris zeigt sich stolz, für McLaren zu fahren: "Ich war immer sehr stolz, für McLaren zu fahren, und habe es mein ganzes Leben lang getan. Es war immer eine Ehre. Und ich bin sicher, dass es für alle, die für Ferrari fahren, genauso ist." Gleichzeitig betont er den Ehrgeiz der Teams: "Wir wollen oben stehen, und Ferrari will oben stehen. Aber hoffentlich gibt es in 20 oder 30 Jahren einen Film darüber."
Ein enger Vierkampf
Das Rennen in Abu Dhabi wird laut Norris ein enger Vierkampf zwischen McLaren, Ferrari, Red Bull und Mercedes. "Es war nicht unsere beste Strecke in der Vergangenheit", räumt er ein. "Katar war eine großartige Gelegenheit für uns, aber offensichtlich lief es dort nicht nach Plan."
Er erwartet ein ausgeglichenes Feld: "Ich denke, es wird ein enger Kampf zwischen allen vier Teams an diesem Wochenende. Ich erwarte nicht, dass einer von uns viel weiter vorne sein wird. Letztes Wochenende war es im Rennen klar, dass Max und ich die Schnellsten waren, was man am Tag davor nicht gedacht hätte."
Norris bleibt optimistisch, dass McLaren gut abschneiden kann: "Wir sind zuversichtlich, dass wir einen guten Job machen und alles gut ausführen können, aber ich habe keine Ahnung, ob wir von den vier Teams vorne oder hinten sein werden."