Toto Wolff: Die FIA könnte eine eigene "Reality-Show" haben
Mercedes-Teamchef Toto Wolff meint, dass die FIA angesichts der jüngsten Entwicklungen genug Stoff für eine eigene Reality-Show bieten würde
(Motorsport-Total.com) - In den letzten Wochen sorgte eine Reihe von Personalwechseln bei der FIA für Aufsehen, darunter die Entlassung des Formel-1-Rennleiters Niels Wittich vor dem Grand Prix von Las Vegas. Zudem äußerten die Formel-1-Fahrer Kritik.
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FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem (links) und Mercedes-Teamchef Toto Wolff Zoom Download
Sie richteten im Namen der GPDA (Grand Prix Drivers' Association) einen offenen Brief an FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem, in dem sich mehr Respekt und Klarheit einforderten, insbesondere darüber, wie Strafgelder verwendet werden.
Sulayem zeigte sich jedoch unbeeindruckt von externen Meinungen und erklärte in Katar in Bezug auf die Forderungen der Fahrer, dass dies "nicht ihre Angelegenheit" sei.
Wenig später stand die Handhabung des Katar-Grand-Prix durch die FIA stark in der Kritik. Diskutiert wurden unter anderem der Umgang mit Alexander Albon Seitenspiegel, der auf der Strecke liegen blieb, bevor er überfahren wurde, sowie die Schwere der zahlreichen Strafen, die im Rennen verhängt wurden.
Wolff: Genug Stoff für eine Reality-Show
Mercedes-Teamchef Toto Wolff, dessen Fahrer für verschiedene Vergehen bestraft wurden, bezeichnet die aktuelle Situation rund um die FIA als alles andere als ideal. "Wenn man es positiv sieht, könnte man aus den aktuellen Ereignissen eine eigene Reality-Show machen", scherzt der Österreicher zynisch.
"Ich denke, alle Beteiligten sollten sich bewusst sein, dass wir dieses Heiligtum des Sports schützen müssen - und das mit Verantwortung, Rechenschaftspflicht und Transparenz. Aber so wirkt es momentan nicht", kritisiert er die jüngste Entwicklung.
"Ich kann nicht in die Organisation hineinschauen, aber ich weiß, was wir (die Teams; Anm. d. R.) versuchen, um das Ganze zusammenzuhalten. Aber es ist gut, dass die Fahrer in diesem größeren Zusammenhang geschlossen auftreten", lobt Wolff. "Die Teams haben ein gutes Gespür dafür, was wir für richtig oder falsch halten. Jeder sollte sich fragen: 'Trage ich das Beste zu diesem Sport bei oder nicht?'"
Angesichts von Sulayems Bemerkung, dass interne Vorgänge "nicht ihre Angelegenheit" seien, stimmt Wolff zwar zu, dass der Präsident des Weltverbandes seine Organisation so führen könne, wie er es für richtig halte. Dennoch betonte er, dass der Regulator im besten Interesse des Motorsports handeln müsse.
Mercedes-Teamchef warnt vor Außenwirkung
"Ich denke, er kann so viele Leute entlassen, wie er will. Es ist seine Organisation, und er ist der Präsident. Das ist keine Angelegenheit, in die sich jemand anderes einmischen sollte."
"Wichtig wird es für die Fahrer und für uns alle, wenn man fragt: 'Verbessern diese Änderungen die Entscheidungsprozesse? Verbessern sie die Regeln? Wird der Sport durch diese Änderungen besser?' Wenn die Antwort auf all diese Fragen 'Ja' lautet, dann ist das eine interne Angelegenheit, die er regeln muss."
"Aber was in den Nachrichten steht und welche negativen Auswirkungen auf die Reputation entstehen können, betrifft uns alle", warnt der Mercedes-Teamchef.
"Das ist es, was ich meine: Wir alle, die in diesem Sport involviert sind - die Medien, die FIA, die Fahrer, die Teams, Liberty, Stefano (Domenicali, Anm. d. R.), der den Betrieb leitet - müssen in Zeiten von Polarisierung und Konflikten der Vernunft den Vorrang geben. Und derzeit sieht es für mich nicht so aus."