Hamilton über Mercedes-Abschied: "Man ist ein Leben lang Teil des Teams"
Hamiltons Zeit bei Mercedes geht zu Ende, doch sein Vermächtnis bleibt - Sein Wunsch zum Abschied? Ein letzter Sieg wäre schön, doch für ihn zählt etwas anderes
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton steht vor seinen letzten Rennen mit Mercedes, einem Team, mit dem er Formel-1-Geschichte geschrieben hat. Nach über einem Jahrzehnt voller Erfolge, Herausforderungen und persönlicher Entwicklung blickt der siebenfache Weltmeister auf seine bemerkenswerte Zeit bei Mercedes zurück.
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Lewis Hamilton steht vor seinen letzten beiden Rennen mit Mercedes Zoom Download
Mit nur noch zwei verbleibenden Rennen für Mercedes beginnt Hamilton, den Abschied zu realisieren: "Ich saß neulich mit Bono (Peter Bonnington, Hamiltons Renningenieur) zusammen und dachte: 'Wow, nur noch zwei Rennen gemeinsam.'"
Obwohl der Brite sich aktuell noch nicht besonders emotional fühle, erwartet er, dass die kommenden Wochen tiefergehende Gefühle auslösen könnten.
"Ich hatte das ganze Jahr Zeit, darüber nachzudenken, aber ich kann nicht vorhersagen, wie ich mich nächsten Sonntag nach dem Rennen oder die Tage danach oder an Weihnachten fühlen werde. Es ist nicht einfach. Das ganze Jahr über war es nicht einfach", sagt Hamilton, der ab 2025 in Ferrari-Rot fahren wird.
Eine Umstellung, die dem 39-Jährigen nicht leicht fallen wird. "Ich weiß noch, als ich zu diesem Team kam", erinnert er sich an seinen Einstand bei Mercedes. "Es war seltsam, in der Boxengasse an meinem alten Team vorbeizufahren, sodass ich sogar einmal bei ihrem Team angehalten habe. Das wird also hart."
Die Verbindung zu Mercedes: Mehr als ein Team
Rückblickend beschreibt Hamilton die enge Bindung zu Mercedes als einzigartig. "Mercedes ist wirklich eine Familie", sagt er. Diese familiäre Atmosphäre sei ein zentraler Bestandteil seines Erfolgs gewesen und mache den Abschied besonders schwer.
"Bei Mercedes ist man ein Leben lang Teil des Teams. Sie ehren dich und deine Beiträge, selbst wenn du längst nicht mehr aktiv bist", weiß der siebenfache Weltmeister.
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Besonders hebt er die gemeinsamen Erlebnisse mit der gesamten Mannschaft hervor: von bedeutenden Gesprächen mit Niki Lauda über die intensiven Momente nach Siegen bis hin zu kleinen Gesten des Zusammenhalts. "Es war eine unglaubliche Reise, die ich wirklich geliebt habe", hält Hamilton fest.
Der 39-Jährige ist überzeugt, dass seine besondere Verbindung zu Mercedes auch in Zukunft bestehen bleiben wird. "Ich werde immer Teil der Geschichte dieses Teams sein. Ich werde immer zurückkommen und das Museum besuchen können - in dem Wissen, dass ich Teil der Geschichte dieser Marke war."
Die letzten Rennen mit Mercedes
Auf die Frage, was er sich für die letzten beiden Rennwochenenden mit Mercedes wünsche, antwortet Hamilton: "Ich brauche keinen Abschluss, aber natürlich wollen wir die Saison auf einem Hoch abschließen. Das ist ja erst letzte Woche passiert."
Da feierte Hamilton in Las Vegas mit Rennsieger George Russell einen Doppelerfolg für Mercedes - ein emotionaler Moment, den er mit einer besonderen Geste festhielt.
Er fuhr bewusst neben seinen Teamkollegen, um ein Bild für die Mitarbeiter im Werk zu schaffen, das die gemeinsame Leistung würdigt: "Ich hätte auch einfach an George vorbeifahren und ihm zuwinken können, aber das war eine Hommage an das Team, eine Erinnerung daran, was wir zusammen erreicht haben."
Für die letzten beiden Rennen in Katar und Abu Dhabi hat Hamilton deshalb keine konkreten Wünsche außer einen: "Ich möchte nur, dass wir unser Bestes geben. Diese Rennen werden nichts an unserer gemeinsamen Geschichte ändern."
"Wir haben bereits alles erreicht - mehr als wir je erwartet haben. Aber natürlich wäre es toll, wenn wir wieder einen Sieg einfahren könnten", ergänzt der Mercedes-Pilot.
Kein Test mit Ferrari in Abu Dhabi
Auf seinen ersten Rollout im Ferrari muss er vorerst noch warten. Ursprünglich hatte Ferrari-Teamchef Fred Vasseur die Idee ins Auge gefasst, Hamilton für einen Tag bei den Tests in Abu Dhabi zu engagieren, die am Dienstag (10. Dezember) nach dem großen Formel-1-Saisonfinale stattfinden werden.
Da Mercedes jedoch im Dezember eine Reihe von Abschiedsveranstaltungen für Hamilton plant - darunter ein Petronas-Event in Malaysia am Tag des Tests - wurde Ferrari mitgeteilt, dass der Brite für den Test nicht zur Verfügung stehen wird.
Fotostrecke: Traumehe in Rot? Lewis Hamiltons langer Weg zu Ferrari
Seinen neuen Ferrari-Teamchef lernt Hamilton bereits früh in seiner Karriere kennen: Mit Frederic Vasseur gewinnt der Brite unter anderem 2006 den Titel in der GP2. Danach trennen sich ihre Wege allerdings, denn Hamilton steigt 2007 mit McLaren in die Formel 1 ein. Ferrari ist also zunächst sein großer Gegner, denn ... Fotostrecke
Darauf angesprochen, gibt Hamilton zu, dass er selbst nie allzu erpicht auf ein Debüt in Abu Dhabi war. "Ich weiß, dass Fred das wollte. Ich selbst war hin- und hergerissen."
"Das rote Auto in Abu Dhabi zum ersten Mal zu fahren, reizt mich nicht wirklich. In einer perfekten Welt würde man es fahren, nicht gesehen werden und im nächsten Jahr den ersten Rollout machen", schildert der künftige Ferrari-Fahrer seine Wunschvorstellung.
Aufgrund seiner Verpflichtungen bei Mercedes bis zum Jahresende wäre seine Teilnahme am Test ohnehin wohl niemals erlaubt worden, "selbst wenn ich darum gebeten hätte", sagt Hamilton weiter. "Aber das ist völlig in Ordnung. Es stört mich nicht weiter, weil ich den Test nicht machen wollte. Das weiß auch Fred."
"Ob ich dadurch etwas verpasse? Auf jeden Fall. Das verzögert den Prozess und macht den Jahresbeginn schwieriger, aber wir werden unser Bestes tun, alles aufzuholen."