Erster Ferrari-Test: Michael Schumacher kam mit dem Notizblock
Mit Notizbuch und klarem Plan: So erlebte Formel-1-CEO Stefano Domenicali den ersten Test von Michael Schumacher mit Ferrari
(Motorsport-Total.com) - Stefano Domenicali, ehemaliger Sportdirektor und Teamchef von Ferrari und heutiger CEO der Formel 1, erinnert sich im Pirelli-Vodcast Box Box Box auf YouTube an den ersten Test von Michael Schumacher mit Ferrari und beschreibt diesen als Beginn einer außergewöhnlichen Partnerschaft.
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Domenicali und Schumacher arbeiteten bei Ferrari viele Jahre eng zusammen Zoom Download
Dabei betont er Schumachers präzisen und methodischen Ansatz, der bereits bei diesem ersten Treffen deutlich wurde und den Grundstein für eine Ära beispiellosen Erfolgs legte.
"Ich erinnere mich sehr gut an den ersten Tag, an dem Michael nach Maranello kam", erzählt Domenicali von 1995. "Er war damals noch nicht in Rot gekleidet, denn der erste Test, den er machte, fand vor dem Start der Saison statt. Also war es ihm nicht erlaubt, schon komplett in Teamkleidung anzutreten."
Trotzdem markierte dieser Moment nicht nur Schumachers Übergang zu Ferrari, sondern auch den Beginn eines neuen Kapitels für das italienische Traditionsteam, das in den folgenden Jahren zur dominierenden Kraft in der Formel 1 werden sollte.
Schumacher kam mit einer klaren Mission und beeindruckte sofort mit seiner Arbeitsweise. "Er hatte eine sehr pragmatische Herangehensweise, um - naja, Sie wissen schon - Weltmeister zu werden", schildert Domenicali seinen ersten Eindruck.
"Er war bekannt dafür, sehr direkt zu sein, sehr hart, auf eine deutsche Art und Weise, und er brachte ein Notizbuch und einen Stift mit, um alles aufzuschreiben."
Fotostrecke: Michael Schumacher: Die Ferrari-Jahre
Ein Anblick, an den sich die Konkurrenz erst noch gewöhnen muss: Nach zwei Weltmeistertiteln mit Benetton in den Jahren 1994 und 1995 wechselt Michael Schumacher 1996 zu Ferrari. Der Druck auf den Deutschen ist groß, schließlich wartet das italienische Traditionsteam seit 1979 auf einen Titel in der Fahrer-WM. Der damalige FIAT-Chef Gianni Agnelli drückt es angeblich so aus: "Wenn Ferrari mit Michael Schumacher nicht Weltmeister wird, dann werden wir es nie mehr." Fotostrecke
Diese Akribie und Entschlossenheit machten schnell klar, wohin die Reise gehen würde. "Es war sehr, sehr interessant, die Entwicklung zu sehen, die er bei der Arbeit mit unserem Team hatte, und die Entwicklung des Teams, das mit ihm zusammenarbeitete. Daran erinnere ich mich wirklich sehr deutlich", sagt Domenicali.
Dieses Zusammenspiel führte zu fünf Fahrer- und sechs Konstrukteurstiteln in Folge, was Ferrari und Schumacher in den frühen 2000er Jahren unschlagbar machte.
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Der letzte gemeinsame WM-Erfolg liegt nun 20 Jahre zurück, doch für Domenicali ist es, als wäre es gestern gewesen: "Ich erinnere mich an jeden einzelnen Moment der Zeit, die wir zusammen verbracht haben, an die unglaubliche Zeit, aber auch an die schwierigste Zeit. Also, ja, ich erinnere mich sehr, sehr gut."
Für den Formel-1-CEO, der in seiner Karriere neben Michael Schumacher auch mit vielen anderen großen Fahrern wie etwa Fernando Alonso zusammengearbeitet hat, bleibt der Deutsche eine einzigartige Persönlichkeit in der Königsklasse.
Zwar betont Domenicali: "Das Schöne an diesem Sport ist, dass ich in den rund 30 Jahren, die ich in der Formel 1 verbracht habe, unglaubliche Menschen kennengelernt habe. Ich möchte niemandem gegenüber respektlos sein, aber in meinem Herzen repräsentiert Michael etwas, das wirklich einzigartig ist."