• 03. September 2024 · 10:24 Uhr

Übersicht: Gesperrte Formel-1-Fahrer

Die vollständige Liste aller Formel-1-Fahrer, die für Rennen gesperrt wurden, und die jeweiligen Hintergründe, weshalb es zu einer Sperre kam

(Motorsport-Total.com) - Neben der Disqualifikation zählt die Rennsperre zu den schärfsten Strafen, die Sportkommissare des Automobil-Weltverbands (FIA) in der Formel 1 verhängen können. Denn ein nachträglich verlorenes Ergebnis ist schlimm, gar nicht erst antreten zu dürfen aber ist noch schlimmer für einen Fahrer und sein Team. Dieser Artikel gibt einen Überblick, welche Formel-1-Fahrer bereits gesperrt wurden und aus welchen Gründen.

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Kevin Magnussen wird 2024 für ein Formel-1-Rennen gesperrt Zoom Download

Welche Fahrer wurden bisher gesperrt in der Formel 1 und wann?

In der Geschichte der Formel-1-Weltmeisterschaft seit 1950 sind bislang acht Fahrer mit Rennsperren belegt worden:

Kevin Magnussen (2024)
Romain Grosjean (2012)
Jacques Villeneuve (1997)
Michael Schumacher (1994)
Mika Häkkinen (1994)
Eddie Irvine (1994)
Nigel Mansell (1989)
Riccardo Patrese (1978)

Die jeweiligen Fälle werden weiter unten in diesem Artikel noch im Detail beleuchtet.

Warum werden Formel-1-Fahrer gesperrt?

Aus unterschiedlichen Gründen: Das kann ein gravierender Regelverstoß sein oder das Auslösen eines besonders schweren Unfalls. Über viele Jahre wurde eine Sperre auch als "Denkzettel" verhängt, um aggressive Fahrer zu einem besonneneren Vorgehen zu zwingen.

Artikel 54.3.i) im Sportlichen Reglement 2024 gibt den Sportkommissaren die Möglichkeit, einen Formel-1-Fahrer direkt für die nächste Veranstaltung zu sperren.

Seit 2014 gibt es in der Formel 1 ein Strafpunkte-System, bei dem die Fahrer - analog zum normalen Führerschein - Punkte auf ihre Fahrerlizenz erhalten, wenn sie einen Regelverstoß begehen. Trägt ein Fahrer binnen zwölf Monaten zwölf Strafpunkte zusammen, wird er automatisch für das nächste Rennen gesperrt. Kevin Magnussen ist der erste Fahrer, der deshalb eine Strafe erhalten hat.

Wie genau funktioniert das Strafpunkte-System der Formel 1?

Je nach Schwere eines Vergehens können die Sportkommissare ein bis drei Strafpunkte pro Vorfall vergeben. Diese Punkte werden direkt auf die jeweilige Fahrerlizenz angerechnet und gelten für zwölf Monate. Nach dem Ablauf dieser zwölf Monate verfallen die Strafpunkte wieder. Der "Kontostand" eines Fahrers ändert sich also ständig. (Hier die aktuelle Strafpunkte-Übersicht abrufen!)

Erreicht ein Fahrer zwölf Strafpunkte binnen zwölf Monaten, wird seine Superlizenz - der "Formel-1-Führerschein" - für die kommende Veranstaltung ausgesetzt und erst bei der übernächsten Veranstaltung wieder reaktiviert. Nach der Sperre werden sämtliche Strafpunkte gelöscht. Der Fahrer hat dann wieder ein leeres Punktekonto.

Strafpunkte gibt es zum Beispiel für unsportliches Verhalten wie das Abdrängen von Gegnern, Vorteilnahme neben der Strecke oder das Herbeiführen von Kollisionen. Doch auch sicherheitsrelevante Vergehen wie "Unsafe Release" nach dem Boxenstopp und Überholen unter Gelb oder hinter dem Safety-Car können zu Strafpunkten führen, genauso wie eine "gefährliche Fahrweise".

Warum wurde das Strafpunkte-System in der Formel 1 eingeführt?

Die Einführung des Strafpunkte-Systems in der Formel 1 geht auf Vorfälle in der Saison 2012 zurück. Damals fiel Lotus-Fahrer Romain Grosjean wiederholt durch ungestüme Aktionen in der Startphase auf und löste diverse Kollisionen aus. Negativer Höhepunkt war ein wilder Startunfall in Spa, bei dem mehrere Autos teils schwer beschädigt wurden. Dann zogen die Sportkommissare die Reißleine und sperrten ihn für das folgende Rennen.


Fotostrecke: Formel-1-Fahrer, die gesperrt wurden

(Zu) aggressiven Fahrern soll durch das Strafpunkte-System eine klare Grenze gesetzt werden. Außerdem dient das System als Abschreckung, nicht zum "Wiederholungstäter" zu werden. Das hat über Jahre gut funktioniert: Kevin Magnussen ist nach zehn Jahren unter dem Strafpunkte-System der erste Fahrer, der die Schwelle von zwölf Punkten erreichte und folgerichtig eine Rennsperre erhalten hat.

Gilt eine Sperre immer nur für ein Rennen?

Im Normalfall: ja. Allerdings sind in der Formel-1-Vergangenheit auch schon Strafen ausgesprochen worden, die Fahrer von der Teilnahme an mehreren Grands Prix abgehalten haben.

Darf ein Team einen Ersatzmann nominieren für einen gesperrten Fahrer?

Ja. Dem Team steht es frei, sein Cockpit anderweitig zu besetzen, wenn ein Stammfahrer gesperrt ist. Denn es handelt sich hierbei um eine persönliche Strafe des Fahrers, ohne Auswirkungen auf das Team.

Früher haben Teams teilweise auf Ersatzfahrer verzichtet und sind nur mit einem Auto angetreten.

Wer hat die bisher gesperrten Formel-1-Fahrer vertreten?

Kevin Magnussen (2024): noch nicht bekannt (Haas)
Romain Grosjean (2012): Jerome D'Ambrosio (Lotus)
Jacques Villeneuve (1997): niemand (Williams)
Michael Schumacher (1994): JJ Lehto (Benetton)
Mika Häkkinen (1994): Philippe Alliot (McLaren)
Eddie Irvine (1994): Aguri Suzuki, Andrea de Cesaris (Jordan)
Nigel Mansell (1989): niemand (Ferrari)
Riccardo Patrese (1978): niemand (Arrows)

Welche Erfolge haben Ersatzmänner von gesperrten Fahrern erzielt?

In den meisten Fällen blieben die Vertreter von gesperrten Formel-1-Fahrern bei ihren Einsätzen ohne Punkte oder fielen aus. Andrea de Cesaris aber erzielte 1994 in Monaco im Jordan von Eddie Irvine den vierten Platz.

Details zu den bisher gesperrten Formel-1-Fahrern

Kevin Magnussen (2024)
Mehrere Kollisionen sowie Vorteilnahme abseits der Rennstrecke führten 2024 zur Rennsperre von Kevin Magnussen unter dem Formel-1-Strafpunkte-System. Er kam als erster Fahrer überhaupt auf zwölf Strafpunkte, was automatisch eine Sperre nach sich zog: Magnussen fehlt beim Aserbaidschan-Grand-Prix in Baku.

Romain Grosjean (2012)
In der Formel-1-Saison 2012 fiel Romain Grosjean durch seine (zu) aggressive Fahrweise und mehrere Zwischenfälle auf, ehe er beim Belgien-Grand-Prix in Spa einen schweren Startcrash auslöste. Die Sportkommissare hielten eine Zwangspause für angebracht. O-Ton: "Es handelt sich um einen extrem ernsten Regelverstoß, bei dem andere hätten verletzt werden können." Grosjean verpasste den Italien-Grand-Prix in Monza.

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Der schwere Startcrash beim Formel-1-Rennen in Spa 2012, ausgelöst von Grosjean Zoom Download

Jacques Villeneuve (1997)
Im Training zum Japan-Grand-Prix missachtete Jacques Villeneuve zum vierten Mal in diesem Jahr gelbe Flaggen. Darauf stand 1997 eine Sperre, wogegen Williams aber in Berufung ging und so eine Teilnahme von Villeneuve im Rennen erwirkte. Er fuhr und belegte den fünften Platz. Weil Williams die Berufung anschließend wieder zurückzog, wurde Villeneuve nachträglich gesperrt, also disqualifiziert.

Michael Schumacher (1994)
Beim Großbritannien-Grand-Prix überholte Michael Schumacher seinen WM-Rivalen Damon Hill unerlaubterweise in der Aufwärmrunde. Im Rennen erhielt er eine Strafe und später sogar die schwarze Flagge, ignorierte aber beides. Die Sportkommissare sprachen deshalb eine Sperre über zwei Rennen aus. Weil Benetton dagegen in Berufung ging (und dann verlor), kam die Sperre erst verzögert zur Anwendung: "Schumi" war nur Zuschauer in Portugal und Spanien.

Mika Häkkinen (1994)
Für eine späte Kollision mit Rubens Barrichello im Großbritannien-Grand-Prix erhielt Mika Häkkinen eine Sperre, die auf Bewährung ausgesetzt war. Ein Startcrash mit mehreren Autos beim folgenden Rennen in Deutschland besiegelte sein Schicksal: Häkkinen musste in Ungarn aussetzen.

Eddie Irvine (1994)
Im Brasilien-Grand-Prix löste Eddie Irvine eine Kollision mit mehreren Fahrzeugen aus. Das zog eine Sperre für ein Rennen nach sich. Jordan ging in Berufung und verlor die Verhandlung, deshalb wurde die Strafe auf drei Grands Prix ausgeweitet: Irvine fehlte in Okayama, Imola und Monaco.

Nigel Mansell (1989)
Weil Ferrari-Fahrer Nigel Mansell in Portugal seinen Stellplatz verfehlt hatte, fuhr er kurzerhand rückwärts in der Boxengasse. Dafür wurde er sofort per schwarzer Flagge disqualifiziert, nahm aber weiter am Rennen teil - und kegelte später WM-Anwärter Ayrton Senna von der Strecke. Dafür setzte es für Mansell eine Sperre beim folgenden Grand Prix in Spanien, bei dem Ferrari dann nur mit einem Auto antrat.

Riccardo Patrese (1978)
Vor dem Italien-Grand-Prix in Monza war Riccardo Patrese bereits durch seine aggressive Fahrweise aufgefallen. In Monza löste er einen schweren Startcrash aus, bei dem sich Ronnie Peterson umfangreiche Beinverletzungen zuzog. Obwohl eigentlich nicht in Lebensgefahr, starb Peterson tags darauf nach Komplikationen im Krankenhaus. Unter Druck durch Fahrerkollegen sperrten die Veranstalter des folgenden Rennens Patrese in Watkins Glen. Arrows nominierte keinen Ersatz.

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