• 29. Juli 2024 · 12:42 Uhr

Sainz, Williams & Antonelli: Was ist dran an der Spezialklausel?

Angeblich soll sich Carlos Sainz für Williams entschieden haben, und tatsächlich verdichten sich die Signale, dass die Chancen von James Vowles am größten sind

(Motorsport-Total.com) - Die Sommerpause ist da, und Carlos Sainz hat immer noch nicht bekannt gegeben, für welches Formel-1-Team er 2025 fahren wird. Allerdings soll die Entscheidung bereits gefallen sein. Das Portal F1-Insider.com berichtet: "Carlos Sainz hat sich für einen Wechsel zu Williams entschieden." Und zwar mit einer Spezialklausel, die ihm trotz der Unterschrift weiterhin volle Flexibilität erlauben soll.

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Hat Carlos Sainz wirklich schon entschieden, dass er zu Williams wechselt? Zoom Download

Die Klausel regelt angeblich, dass Sainz jederzeit aus dem Vertrag aussteigen kann, sollte er doch noch die Chance bekommen, bei einem Topteam wie Mercedes oder Red Bull anzudocken. Und das im Zweifelsfall noch vor dem ersten Rennen bei Williams in Melbourne im März 2025!

Sainz hat zuletzt gezögert, sich auf ein Team festzulegen. Bereits seit Monaten wird er von Audi umworben, und vieles deutete bereits zum Auftakt der Europasaison auf eine Einigung hin. Doch der Spanier zögerte mit der Unterschrift, die der damalige Sauber-CEO Andreas Seidl gern gehabt hätte - und nach und nach machten ihm immer mehr Teams Angebote.

Aktuell steht er auf der Wunschliste bei Alpine, Audi und Williams ganz oben. Bei allen drei Teams müsste er die fertig gedrafteten Vertragsentwürfe nur noch unterschreiben. Doch Sainz hofft insgeheim, dass Mercedes doch nicht Andrea Kimi Antonelli nimmt, oder Red Bull vielleicht Sergio Perez rausschmeißt, und dass für ihn doch noch eine Tür in einem Topteam aufgeht.

Wichtiges Detail: F1-Insider.com behauptet nicht explizit, dass der Vertrag schon unterschrieben ist. Sainz habe sich aber bereits für Williams entschieden. Und sollte Toto Wolff in letzter Minute doch noch auf die Idee kommen, dass er Antonelli lieber doch nicht möchte, dann könnte er mit seinem alten Kumpel James Vowles einfach Fahrer tauschen: Sainz zu Mercedes, Antonelli zu Williams.

Was wir erhärten konnten und was nicht

Informationen, die das Rechercheteam von Motorsport Network, zu dem auch Motorsport-Total.com gehört, so bisher nicht erhärten konnte. Zwar ist es ein offenes Geheimnis, dass Sainz intensiv mit Williams flirtet. Unterschrieben soll aber noch nichts sein, und solange nicht unterschrieben ist, ist der Wechsel auch nicht fixiert.

Die Variante mit der Spezialklausel, die Sainz jederzeit ermöglichen würde, Williams zu verlassen, dementiert Vowles jedenfalls ganz explizit. Auf die Frage, ob er Sainz diese Freiheit einräumen würde, antwortet der Williams-Teamchef klipp und klar: "Nein."

Beim Frühstück mit Medienvertretern ärgert er sich über die jüngste Berichterstattung, wenn er sagt: "Es gibt nur ein paar Leute auf der Welt, die wirklich wissen, worüber wir sprechen. Selbst innerhalb unseres Teams. Und zu diesem Kreis gehören definitiv keine Journalisten, die sich außerhalb dieses Motorhomes befinden."

Antonelli für Vowles eher keine Option

Die Variante Antonelli schließt Vowles für sich nahezu aus. Er wolle Williams auf die Siegerstraße zurückbringen, und dafür möchte er "Führungspersönlichkeiten, die etabliert sind. Und von denen steht bei mir - das habe ich immer so gesagt - Carlos ganz oben auf der Liste." Der habe seine Qualität als Grand-Prix-Sieger nämlich unter Beweis gestellt.

Wenn das das Profil ist, das Vowles bei der Fahrersuche anlegt, fällt Antonelli als Plan B zu Sainz flach. Vowles dementiert die aktuellen Gerüchte, wonach Wolff gern hätte, dass Williams den jungen Italiener ausbildet, so, wie das einst mit George Russell hervorragend funktioniert hat.

Vowles sagt aber auch: "Toto und ich haben während des Formel-2-Rennens am Samstag Nachrichten ausgetauscht. Ich habe ihm geschrieben, dass das verdammt beeindruckend ist, was Kimi da gemacht hat. Es war gegen Colapinto, er war innen und ging nicht vom Gas, und das im Nassen!"

"Sowas ist nicht nur mutig, sondern so ein Move erfordert auch eine Menge Können. Und dann fängt er noch den Slide oben bei Eau Rouge ab. Echt beeindruckend. Er ist ein guter Junge - aber er ist 17. Ich bin stolz auf alles, was er noch erreichen wird, denn ich war bis vor ein paar Jahren Teil seiner Reise. Aber ob ihn die zu Williams führen wird? Da bin ich mir nicht so sicher."

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Carlos Sainz Fanartikel

Sobald Mercedes bekannt gibt, wer 2025 Teamkollege von George Russell wird, gibt's jedenfalls keinen Raum mehr für einen Fahrertausch. Ein Szenario, in dem Wolff erst Antonelli bestätigt und dann doch Sainz im Auto sitzt, gilt als ausgeschlossen.

Sollte Antonelli nicht bei Williams landen, wäre es nur noch ein Rennen zwischen Sainz und Valtteri Bottas, der ebenfalls auf der Williams-Liste steht. Weil es laut Recherchen von Motorsport-Total.com derzeit keinerlei Absprachen über einen potenziellen Fahrertausch zwischen Vowles und Wolff gibt.

Das sagt Sainz über den Status quo

Sainz selbst antwortet auf die Frage, ob sein Wechsel zu Williams bereits feststehe, so: "Nein. Ich bin noch bei keinem Team. Sonst hätte ich es auch verkündet. Ich freue mich jetzt erstmal auf die Sommerpause und darauf, diese Frage drei Wochen lang nicht zu hören, die mir seit sechs Monaten gestellt wird."

Er beobachte den Transfermarkt weiterhin, "und zwar ganz gelassen. Ich weiß, was ich will und warum ich noch warte." Was nicht so klingt, als hätte er seine Entscheidung bereits final getroffen. Auch wenn Vowles bestätigt, dass er die Fahrerfrage für Williams bis zum Beginn des "Shutdowns" am Ende dieser Woche geklärt haben möchte.

"Carlos hat vergangenes Jahr trotz einer schwierigen Ausgangslage ein Rennen gewonnen, und zwar auf eine verdammt intelligente Weise, gegen einige der stärksten Gegner, wie zum Beispiel Lando und Charles. Er bringt Qualität mit. Ich habe es schon einmal gesagt, und ich sage es gern wieder: Das ist, wo mein Herz ist. Schauen wir mal, ob sich unsere Wege kreuzen", sagt er.

Vowles: Chancen stehen bei mehr als 50 Prozent

Die Chancen, dass Sainz wirklich kommen wird, möchte Vowles nicht ganz konkret beziffern. Aber er lässt sich immerhin zu einer groben Einschätzung hinreißen: "Mehr als 50 Prozent. Wie wär's damit? Wie zuversichtlich bin ich? Ich glaube, die Chancen stehen gut für uns. Aber ich habe mir dieses Jahr schon einmal den Mund verbrannt. Also warten wir lieber."

Was er damit meint: Vor ein paar Wochen soll Vowles schon einmal Aussagen von Sainz dahingehend interpretiert haben, dass er zu Williams kommen werde. Auf Twitter kündigten Journalisten bereits eine offizielle Bekanntgabe an, zu der es letztendlich nie kam. Weil erst unterschrieben ist, wenn wirklich unterschrieben ist.

Williams ist nicht das einzige Team, das zwischenzeitlich mal davon ausging, Sainz zu bekommen. Audi-intern hatte man schon vor Imola damit gerechnet, den Vertrag unter Dach und Fach zu bekommen. Dann wurde der Termin auf Barcelona verschoben, dann klappte auch das nicht, und jetzt, ein paar Wochen später, ist Audi angeblich nur noch Außenseiter.

Warum Sainz immer noch zuwartet

Sainz macht keinen Hehl draus, dass er an Williams interessiert ist: "James macht kein Geheimnis draus, dass er mich gern bei Williams hätte. Ich bin ein großer Fan von ihm und seiner Arbeitsmoral und von der Art und Weise, wie er das Team voranzubringen versucht. Ich komme gut mit James aus. Ob er mit seiner Einschätzung zu optimistisch ist oder nicht, behalte ich aber für mich."

"Es ist ein komplexer Fahrermarkt, eine komplexe Situation. Darum habe ich so lang gewartet, um zu sehen, wie sich die Zukunft für die einzelnen Teams entwickelt. Und jede Woche, die vergeht, bestätigt mich darin. Jede Woche passiert wieder irgendwas bei einem der Teams. Es war genau richtig, so lang zu warten."


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Denn erst tauchte bei Alpine auf einmal Sonderberater Flavio Briatore auf, der alle Hebel in Bewegung setzte, um Sainz zu sich zu holen, und dann wurde bei Sauber Andreas Seidl durch Mattia Binotto ersetzt. Den Sainz übrigens gut kennt. Als er zu Ferrari kam, war Binotto dort noch Teamchef.

Vowles: Williams hat eine große Zukunft

Vowles nimmt Sainz die Hängepartie jedenfalls nicht übel: "Es waren interessante Gespräche, die wir manchmal bis tief in die Nacht hinein hatten", verrät er. "Da haben wir beide Seiten dargestellt. Meine Perspektive ist: Klar, ich trage Williams-Kleidung - aber ich glaube wirklich an das, was wir hier tun. Darum habe ich ja Mercedes verlassen."

"Ich sehe jeden Tag, was sich bei uns tut. Wenn ich ein paar Mitarbeiter nennen würde, die unvoreingenommen erzählen sollen, was sich in den vergangenen zwölf Monaten schon geändert hat und was sich in den kommenden zwölf Monaten ändern wird, würden die positiven Geschichten nur so heraussprudeln. Darum bin ich so guter Dinge."

"Carlos bekommt das alles nicht mit. Er sieht nur, was man von außen sehen kann. 'Wo steht ihr? Wo qualifiziert ihr euch? Warum hattet ihr dort so ein schlechtes Rennen? Was ist da los?' Und er wird von einem der größten Automobilhersteller der Welt umworben. Da kann man schwer nein sagen. Noch dazu, wenn es ein Hersteller ist, mit dem sein Vater so viel gewonnen hat."

"Und dann gibt's da noch ein Team", sagt Vowles über Alpine, "das uns in der Vergangenheit geschlagen hat. Auch da ist es schwer nein zu sagen, denn es ist noch gar nicht so lang her, dass die ein Rennen gewonnen haben."

"Er hat mir gesagt: 'Der Grund, warum ich so lang warte, ist, weil ich mich zu 100 Prozent, mit Leib und Seele, festlegen möchte, sobald ich mich festlege. Da dürfen keine Zweifel mehr bleiben.' Und das passt mit meiner Sichtweise gut zusammen."

Vowles wirft als Habenargumente im Vergleich zu Audi und Alpine "ein stabiles Management" in die Waagschale: "Bei uns gibt's keine großen Änderungen der Führungsstruktur, und im Hintergrund wird ein Haufen Geld investiert. Ich bin voreingenommen. Für mich wäre eine leichte Entscheidung. Aber für ihn ist es das nicht."

Ralf Schumacher: Williams ist Sainz' beste Option

Sky-Experte Ralf Schumacher kann diese Argumentation nachvollziehen: Williams sei mit dem Mercedes-Motor und mit den Investments im Hintergrund "eine vernünftige Basis". Audi sei "noch nicht sortiert", und "bei Renault fliegen ständig irgendwelche Leute raus. Also glaube ich, dass Williams im Moment die beste Option für ihn ist."

Wann die Entscheidung über Sainz' Zukunft fallen wird, bleibt also weiter unklar. Laut den Medienberichten soll es schon bald so weit sein. Vowles hofft auf eine Entscheidung in dieser Woche. Nur Sainz selbst lässt sich nicht in die Karten blicken. Möglich, dass er sein Wartespiel noch länger fortsetzt, wenn er das Gefühl hat, das sei das Beste für ihn und seine Zukunft.

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