Ocon gibt Alpine nach Haas-Wechsel nochmal eine mit: "Das geht nicht"
Esteban Ocon erklärt die Beweggründe hinter seinem Wechsel zu Haas - von Alpine will er sich im Guten verabschieden, haut aber trotzdem nochmal drauf aufs Ex-Team
(Motorsport-Total.com) - Aufatmen bei Esteban Ocon: Knapp anderthalb Monate nach Bekanntgabe der Trennung von Alpine, hat der Franzose bei Haas ab 2025 eine neue sportliche Heimat gefunden - und damit langfristig seine Zukunft in der Formel 1 gesichert.
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Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Esteban Ocon wechselt für 2025 zu Haas Zoom Download
Dass es dabei nicht für einen Platz in einem Top-Team gereicht hat - Ocon war wegen seiner Verbindung zu Silberpfeil-Teamchef Toto Wolff unter anderem für das vakante Mercedes-Cockpit gehandelt worden - darüber will der Franzose keine Verbitterung zeigen: "Ich bin sehr glücklich mit meiner Wahl. Und ich werde nicht über Namen sprechen, oder mit welchen verschiedenen Teams es Verhandlungen gab."
Denn, so Ocon: "Jetzt ist es offiziell. Am Ende steht also ein Name, und der bleibt." Als Wechsel aus Mangel an Alternative will Ocon das Andocken bei Haas also keinesfalls verstanden wissen, denn laut dem 27-Jährigen lief das Anbandeln mit dem US-Rennstall schon seit geraumer Zeit.
"Natürlich gab es viele Gespräche im Paddock, das ist ja klar. Aber diese Gespräche haben schon vor langer Zeit angefangen, Mitte der Saison 2023. Da gingen die Dinge richtig los, aber Ayao (Komatsu; Haas-Teamchef) hat mich mit seinen Worten überzeugt", verrät Ocon über die Verhandlungen.
"Er ist eine Person, die sehr viel Erfahrung in der Formel 1 hat, und mit der ich auch schon bei meinen ersten Schritten in der Formel 1 zusammengearbeitet habe, als ich vor zehn Jahren zum ersten Mal getestet habe", erinnert sich Ocon an seine Anfänge beim damaligen Lotus-Team: "Und kennen tue ich ihn sogar noch länger."
Ocon lobt Haas: "Performance eindeutig verbessert"
"Als wir uns dann erstmals hingesetzt haben, hat er mir seine Pläne mit Blick nach vorne erklärt, die sehr klar waren und ein klares Ziel haben", sagt der Franzose, und lobt dabei eine gewisse "Demut": "Kein Protzen, was mir auch gefällt. Aber sie haben sehr klare Ideen, sich zu verbessern."
Dass der Trend bei Haas in die richtige Richtung geht, zeige sich unlängst auch in dieser Saison, glaubt Ocon: "Sie haben sich und ihre Performance eindeutig verbessert, auch das Auto. Und die weiteren Pläne sind recht groß und beeindruckend. Deshalb bin ich auch mit meiner Entscheidung sehr glücklich, sehr aufgeregt."
Natürlich sei ein neues Kapitel immer auch "eine große Herausforderung", so Ocon, "es ist ein neues Abenteuer für mich, nach fünf Jahren mit dem Team. Und ich freue mich auch darauf, das Jahr jetzt auf einem Höhepunkt abzuschließen, nochmal das Beste für das Team zu geben - und dann nächstes Jahr eine neue Partnerschaft zu starten".
Dass er nun von einem Werksteam zu einem Kundenteam wechselt, macht Ocon indes keine Sorgen, zukünftig kleinere Brötchen backen zu müssen: "Ich habe ja schon beide Seiten kennengelernt, mit Force India früher, dann mit Mercedes, und jetzt hier", sagt Ocon, der Haas vor diesem Hintergrund ausdrücklich lobt: "Sie machen im Moment einen außergewöhnlichen Job."
Ocon über Alpine: Gleiche Probleme wie vor drei Jahren
Begründung: "Dort arbeiten vielleicht 300 Leute, aber sie schlagen sich besser als einige Teams, die doppelt, dreifach, oder gar viermal so groß sind. Das ist schlichtweg beeindruckend, und die Pläne für die Zukunft sind auch sehr ansprechend. Deshalb freue ich mich darauf", sagt Ocon, der die Entscheidung, zu Haas zu wechseln, daher sogar als "No-Brainer" bezeichnet.
Zumal Ocon klarstellt, dass er schon länger nach einer neuen Herausforderung gesucht habe: "Für mich war diese Entscheidung recht klar, schon vor langer Zeit", sagt er in Bezug auf seinen Abgang bei Alpine: "Ich wollte meine eigene Geschichte schreiben, und fünf Jahre mit demselben Team sind der Formel 1 natürlich eine lange Zeit. Wir haben gute Dinge erreicht, aber hatten auch schwierigere Zeiten, und diese Saison war natürlich frustrierend."
Ocon plaudert aus dem Nähkästchen: "Es ist ja kein Geheimnis, dass niemand im Team glücklich darüber ist, wo wir stehen. Und es gab auch nicht genügend Fortschritt, zum Beispiel bei einigen technischen Problemen, im Vergleich zu von vor ein paar Jahren." Ocon knallhart: "Wir stehen vor einigen Problemen mit dem aktuellen Auto, die wir vor drei Jahren auch schon hatten. Das geht nicht, nicht in der Formel-1-Welt."
Krokodilstränen von Ocon - und von Gasly
Trotz der Entwicklungsschwierigkeiten, die das Team seiner Meinung nach "nach wie vor nicht im Griff" hat, wünscht Ocon seinem Rennstall alles Gute für die Zukunft: "Das Team wird immer in meinem Herzen bleiben, wir haben zusammen mein erstes Podium erreicht, meinen ersten Sieg, deshalb bleibt das hier immer speziell für mich. Und deshalb möchte ich mich im Guten mit dem Team verabschieden."
Allein: Ob das auch in Bezug auf die stets unterkühlte Beziehung zu seinem Landsmann und Teamkollegen Pierre Gasly gilt, das lässt Ocon offen - der Teamkollegen-Crash in Monaco brachte das Fass zwischen Alpine und Ocon schließlich endgültig zum Überlaufen, auch wenn sich der 27-Jährige dem eigenen Bekunden nach davor schon intensiv mit Abwanderungsgedanken auseinandergesetzt hatte.
Gasly erklärt nach der Bekanntgabe der nächsten Station seines scheidenden Stallgefährten am Donnerstag: "Ich denke, auf persönlicher Ebene bin ich happy, dass Esteban in der Formel 1 bleibt, denn ungeachtet unserer Beziehung glaube ich, dass er ein Fahrer ist, der es verdient unter den 20 besten zu sein. Es sind also großartige Neuigkeiten, und ich bin froh, dass er auch nächstes Jahr im Grid ist."