Zandvoort
Porträt
Was Hockenheim und Nürburgring früher für Michael Schumacher waren, das ist heute Zandvoort für Max Verstappen: ein absolutes Tollhaus! Denn der Niederlande-Grand-Prix hat sich seit seinem Comeback zu einem echten Fan-Klassiker gemausert, und das nach einer Rennpause von 1986 bis 2020.
Der Dünenkurs in Zandvoort war 1948 seiner Bestimmung übergeben worden, nachdem unter anderem Hans Hugenholtz sowie der Le-Mans-Sieger von 1927, Sammy Davis, an der Erstellung des Layouts mitgewirkt hatten. Heraus kam eine anspruchsvolle Strecke, die sich perfekt in die Küstenregion einbettet. Schon 1952 gastierte dort erstmals die Formel 1, wobei Ferrari mit Alberto Ascari an der Spitze einen Dreifachsieg erzielte.
Ab 1958 zählte Zandvoort (mit Unterbrechungen) stets zum Rennkalender der Formel 1, wobei sich der Brite Jim Clark auf Lotus allein vier Mal in die Siegerliste eintrug und so zum Rekordhalter wurde. Je dreimal erfolgreich waren in Zandvoort der Brite Jackie Stewart und der Österreicher Niki Lauda. Letzterer gewann 1985 auch das Abschiedsrennen der Formel 1 in den Niederlanden. Weitere deutschsprachige Sieger in Zandvoort sind Wolfgang Graf von Trips (1961) und Jochen Rindt (1970).
Immer wieder wurden Rennen in Zandvoort von Tragödien überschattet: Insgesamt 13 Fahrer starben bei Zwischenfällen auf der Traditionsstrecke. Zuletzt David Ferrer im September 2017 bei einem Lauf zur historischen Formel 1, nachdem er mit seinem March 701 aus der Saison 1970 verunfallt war.
Zu den prominentesten Todesfällen in Zandvoort zählen die beiden Formel-1-Fahrer Piers Courage und Roger Williamson, die 1970 bzw. 1973 jeweils tödlich verunglückten. Der Unfall von Williamson, der in seinem kopfüber liegenden Fahrzeug verbrannte, führte später zur Einführung von feuerfesten Anzügen für die Sportwarte an den Rennstrecken und auch zur erstmaligen Nutzung eines Safety-Cars in der gleichen Saison.
Zandvoort wurde mehrfach umgebaut. Das ursprüngliche 4,2 Kilometer lange Layout erhielt in den 1970er- und 1980er-Jahren Schikanen, um die Geschwindigkeiten zu senken. Von 1989 bis 1998 stand nur eine 2,5 Kilometer lange Variante zur Verfügung, ehe der Kurs 1999 auf 4,3 Kilometern erweitert und im Zuge eines großen Umbaus für das Formel-1-Comeback leicht auf 4,25 Kilometer verkürzt wurde.
Die angesprochenen Arbeiten vor der Formel-1-Rückkehr 2021 haben Teilen der Strecke ein neues Gesicht verpasst. Neben den obligatorischen Fangzäunen für eine Rennbahn der FIA-Einstufung 1 erhielt Zandvoort noch eine modifizierte Boxengassenausfahrt, eine verlängerte Haupttribüne an der Zielgeraden, eine in Richtung Kurve 1 verlagerte Ziellinie sowie kleinere Änderungen an diversen Kurven. Besonders auffällig sind die Neuerungen in der Hugenholtz-Kurve und in der Arie-Luyendijk-Kurve, die zu Steilkurven mit 8 bis 18 Prozent bzw. 32 Prozent umgebaut wurden. Die Luyendijk-Kurve, die Zielkurve in Zandvoort, ist damit steiler als die Steilkurven im berühmten Indianapolis Motor Speedway, dem Schauplatz des Indy 500.
Im aktuellen Zustand bietet Zandvoort zehn Rechts- und vier Linkskurven. Die bekannteste davon ist die erste Kurve, die Tarzanbocht, die ebenfalls überhöht ist und unterschiedliche Linien zulässt. Der Kurs wird im Uhrzeigersinn befahren, der Höhenunterschied beträgt maximal acht Meter. Und Puristen erfreuen sich an zahlreichen Kiesbetten in den Auslaufzonen der Rennstrecke.
Die beste Überholstelle liegt am Ende der Zielgeraden vor Kurve 1. Wer es konsequent versucht, kann sich aber auch eingangs der Schikane bei Kurve 11 an einem Gegner vorbeizwängen. Sonst ist die Strecke in den meisten Passagen zu eng für ernsthafte Überholversuche.