Großer Preis von Mexiko / Mexiko-Stadt
Porträt
Mexiko kehrte 2015 nach 23 Jahren Abstinenz in den Formel-1-Kalender zurück und entpuppte sich dank frenetischer Fans und ausverkauftem Haus als Stimmungsbombe. Das Autodromo Hermanos Rodriguez, benannt nach den einst berühmtesten Rennfahrern des Landes, hat nach einem Streckenumbau nur wenig mit dem Kurs gemein, der die besten Fahrer der Welt bis in die frühen 1990er-Jahre vor den Toren Mexiko-Stadts in Empfang genommen hatte. Grundsätzlich wurde am traditionellen Streckenlayout festgehalten, allerdings erforderten die Baumaßnahmen kosmetische Änderungen.
Aus Sicht von Puristen schade: Die erste Hälfte der legendären Peraltada-Zielkurve wurde durch langsame Ecken ersetzt und entschärft, sie verlor ihren Charakter. Hintergrund ist, dass ein Beibehalten der ursprünglichen Gestaltung der überhöhten Kurve nicht ohne Erweiterung der Auslaufzonen möglich gewesen wäre. Das wiederum geht nicht, weil durch das Wachstum Mexiko-Stadts inzwischen Wohnhäuser dort stehen.
Außerdem führen die neu entstandenen Ecken durch einen Stadionkomplex, der allein für 42.000 Zuschauer Platz bietet und für eine Stimmung sorgt, die in der Formel-1-Welt einzigartig ist. Dort wird - wenn keine Rennen stattfinden - auch Baseball gespielt. Insgesamt gibt es rund 140.000 Zuschauerplätze, inklusive 5.000 Paddock-Club-Tickets. Die Streckenlänge stieg durch die Änderungen von 4,421 Kilometer im Jahr 1992 auf 4,850 beim Comeback 2015.
Natürlich musste neu asphaltiert werden. Eine Herausforderung, weil Mexiko-Stadt auf dem schlammigen Untergrund eines ausgetrockneten Sees liegt und pro Jahr um drei Zentimeter absinkt.
Mit über 21,3 Millionen Einwohnern im gesamten Einzugsgebiet ist die Megacity nach Köpfen gerechnet die am schnellsten wachsende der Welt und wegen der Drogenproblematik im Land auch eine der gefährlichsten. Obwohl in den vergangenen Jahren viele Begrünungsprojekte und Anreize zum ökologischen Bauen auf den Weg gebracht wurden, leidet der Moloch auch wegen des immer stärkeren Straßenverkehrs unter akuter Luftverschmutzung.
Bereits zwischen 1963 und 1970 gastierte die Königsklasse des Motorsports im damals noch als Magdalena-Mixhuca-Sportpark bekannten Autodromo Hermanos Rodriguez, später noch einmal zwischen 1986 und 1992. Letzter Sieger vor dem Comeback: Nigel Mansell im Williams, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 199,176 km/h. Zum Vergleich: In Monza lag der Siegerschnitt in jenem Jahr bei 235,689 km/h. Heute ist Mexiko-Stadt eine der schnellsten Strecken im Kalender. Die Höchstgeschwindigkeit der Autos liegt dort bei jenseits von 360 km/h.
Einen seiner Namensgeber, Ricardo Rodriguez, kostete die Bahn 1962 das Leben. Seinem älteren Bruder Pedro wurde neun Jahre später der Norisring zum Verhängnis. Mit dem Streckennamen erinnert die Stadt an ihre schnellsten Söhne.