Großer Preis von Italien / Monza
Porträt
Im Königlichen Park der norditalienischen Lombardei kriecht den Fans bei Kurvennamen wie Parabolica, Lesmo oder Variante Ascari ein kaltes Kribbeln den Rücken hinunter. Kurz hinter den Toren Mailands gelegen wäre Monza eigentlich eine verschlafene Kleinstadt, wären da nicht zigtausende Fans aus aller Welt, die am Rennwochenende die engen Straßen in ein heilloses Chaos verwandeln und das Naherholungsgebiet in den gefühlt engsten Parkplatz Italiens verwandeln.
Ausgetragen wird der Grand Prix von Italien, seit es die Formel-1-Weltmeisterschaft gibt. "Bella Italia" hat in all den Jahren kein einziges Mal im Rennkalender gefehlt. Mit Ausnahme der Saison 1980, als Imola wegen Umbauarbeiten einsprang, fand er stets im Hochgeschwindigkeits-Mekka Monza statt. Die Strecke inmitten eines schönen Parks hat sich über all die Jahre verändert, aber die Start- und Zielgerade erinnert an die lange Vergangenheit des Kurses. Nirgendwo sonst sind die Fans so leidenschaftlich. Ob ein Italiener gewinnt oder nicht, ist den berühmten Tifosi meistens völlig egal, denn für sie zählt nur eines: Ferrari!
Mit einem Schnitt von über 240 km/h ist das Autodromo Nazionale di Monza die schnellste Formel-1-Rennstrecke. Der 5,793 Kilometer lange Kurs beansprucht wegen der brutalen Verzögerungsmanöver vor allem die Bremsen, aber auch die Reifen, die besonders in den schnellen Kurven wie der Curva Grande und der Parabolica stark belastet werden. Die ebene Pistenoberfläche ermöglicht das Fahren mit geringer Bodenfreiheit, was in den Kurven zu besserer Bodenhaftung führt und die sowieso schon flach eingestellten Flügel noch flacher werden lässt. Zu 77 Prozent geben die Piloten in der Runde Vollgas und sorgen dafür, dass der Benzinverbrauch dementsprechend hoch ist und die Motoren bis an ihre Belastungsgrenze getrieben werden.
Bereits im Jahr 1922 fand im Königlichen Park der erste Grand Prix von Italien statt, wo zwischenzeitlich auf einer rund zehn Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke gefahren wurde. Besonders bekannt ist Monza für die Steilkurven, auf der heute aber nicht mehr gefahren wird. An sie erinnert heute nur noch eine Betonruine, die Jahr für Jahr mehr der Witterung zum Opfer fällt. Pläne, sie abzureißen, wurden nach Protesten auf Eis gelegt.
Wo heute mehrere Schikanen die Formel-1-Autos einbremsen, wurde früher überall mit Vollgas gefahren, weswegen es in Monza viele Todesopfer zu beklagen gab. Der Temporausch in der Lombardei bescherte der Szene auf diese Art Sternstunden wie die von Niki Lauda und Sebastian Vettel, kostete aber auch vier Legenden das Leben: Alberto Ascari, Wolfgang Graf Berghe von Trips, Jochen Rindt und Ronnie Peterson starben im Autodromo Nazionale.