• 01. März 2025 · 07:29 Uhr

Keine FIA-Untersuchung: Was wirklich hinter Verstappens Stinkefinger steckte

Eine Onboard-Aufnahme von Max Verstappen bei den Formel-1-Tests in Bahrain sorgte für Wirbel auf Social Media, bleibt aber ohne Konsequenzen seitens der FIA

(Motorsport-Total.com) - Als Max Verstappen am Freitag beim Wintertest in Bahrain seinen Stinkefinger zeigte, während er gerade an der Williams-Box vorbeifuhr, zuckten einige seiner Fans innerlich zusammen. Die FIA hat beim Thema Benehmen der Rennfahrer erst kürzlich eine "Aktion scharf" ausgerufen, und Verstappen läuft aufgrund seines Strafpunktekontos noch dazu Gefahr, im schlimmsten Fall für ein Rennen gesperrt zu werden.

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In der TV-Übertragung bei Sky Deutschland war der Stingefinger eindeutig zu sehen Zoom Download

Derzeit hält der Red-Bull-Fahrer bei acht Strafpunkten. Wer zwölf oder mehr Strafpunkte innerhalb der letzten zwölf Monate ansammelt, wird für ein Rennen gesperrt. Und die ersten zwei Strafpunkte Verstappens verfallen erst am 30. Juni. An dem Datum hatte er 2024 für seine Härte im Zweikampf mit Lando Norris in Spielberg zehn Strafsekunden und zwei Strafpunkte kassiert.

Auf TV-Bildern war am Freitagmorgen in Bahrain eindeutig zu erkennen, wie Verstappen beim Rausfahren auf die Strecke auf Höhe des Williams-Teams den Stinkefinger aus dem Cockpit streckte. Offensichtlich galt die Geste einer männlichen Person, die sich vor dem Williams-Kommandostand aufhielt und im TV-Kommentar zunächst für einen Fotografen gehalten wurde.

Verstappen, so die initiale Vermutung, könnte einem unliebsamen Fotografen, der technische Details seines RB21 dokumentieren wollte, zeigen, was er von solchen Spionageaktionen hält. Doch offenbar war alles ganz anders. Denn die Person, die dort stand, war laut Informationen von Motorsport-Total.com Williams-Junior Luke Browning, mit dem Verstappen befreundet ist.

Der Stinkefinger war also keine trotzige Reaktion, die einen Fotografen beleidigen sollte, sondern ein "freundlicher Gruß" an einen alten Bekannten, mit einem Augenzwinkern. Und wird Verstappen auch nicht näher an eine Rennsperre bringen. Denn die FIA lässt auf Anfrage ausrichten, dass man den Zwischenfall auch nach den Testfahrten nicht untersuchen werde.

Benimmregeln der FIA gerade ein heißes Thema

Zuletzt hatten die teils drastischen Maßnahmen der FIA gegen unangemessenes Benehmen von Rennfahrern für hitzige Diskussionen gesorgt. Besonders plakatives Beispiel: Der WRC-Rallyefahrer Adrien Fourmaux musste 10.000 Euro Strafe zahlen, weil er in einem TV-Interview den Satz "We fucked up" (Deutsch: "Wir haben es verbockt") gesagt hatte.

Auch Verstappen hat diesbezüglich schon seine Erfahrungen mit der FIA gemacht. 2024 wurde er vom Verband dazu verdonnert, im Rahmen der Jahresabschlussgala in Ruanda "Motorsport-Sozialdienst" zu verrichten, weil er in einer offiziellen FIA-Pressekonferenz am Wochenende des Singapur-Grand-Prix ebenfalls das Wort "fucked" verwendet hatte.

Die neue "Aktion scharf" der FIA kommt bei den meisten Rennfahrern nicht gut an und sorgte zuletzt für Meinungsverschiedenheiten zwischen der Formel-1-Fahrergewerkschaft GPDA und dem mäßig beliebten FIA-Präsidenten Mohammed bin Sulayem. Mutmaßlich war das strenge FIA-Vorgehen auch ein Grund für die Buhrufe beim F1-Launch in London, als Moderatorin Laura Winter die FIA erwähnte.

Was Verstappen über die Benimmregeln denkt

Auch Verstappen selbst hatte zuletzt im Rahmen des F1-Launchs dazu aufgefordert, Augenmaß walten zu lassen: "Ich halte es ehrlich gesagt nicht für notwendig, die Regeln so zu handhaben. Ich finde, wir brauchen da ein bisschen Hausverstand." Die öffentliche Wahrnehmung der FIA-Position in dieser Frage sage genug aus, ergänzt er.

"Ich verstehe auch, dass wir nicht die ganze Zeit fluchen können. Das verstehen wir als Rennfahrer", stellt Verstappen klar. "Aber im Eifer des Gefechts, wenn du gerade interviewt wirst oder noch im Auto sitzt, kann dir im Adrenalinrausch schon mal was rausrutschen." Schlimm findet er das nicht, denn: "Wir sind doch alle erwachsen. Man sollte das nicht auf die Goldwaage legen."


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Dass die FIA zuletzt sogar bestraft hat, wenn ein Rennfahrer niemanden beleidigt, sondern nur über sein eigenes Auto oder seine eigene Leistung mit dem Wort "fucked" gesprochen hat - siehe Verstappen selbst, siehe Fourmaux -, findet im Paddock der Formel 1 kaum Unterstützer. Selbst Mercedes-Teamchef Toto Wolff stellt sich in dieser Frage gegen die FIA.

Was Toto Wolff über das Fluchverbot sagt

Er sagt: "Keiner von uns begrüßt es, wenn solche Worte verwendet werden. Wir sind Vorbilder, und auch wenn man darüber lachen mag, sehe ich uns als Vertreter eines Sports mit einem gewissen Gentleman-Charakter. Wir stehen für Hochtechnologie, für Präzision, und in dieser Hinsicht unterscheiden wir uns von vielen anderen populären Sportarten."

"Für mich hat unser Sport eine gewisse Eleganz, ähnlich wie Rugby, wo es undenkbar wäre, einen Offiziellen zu beleidigen. Daher sollten wir es auch unterlassen, Offizielle zu beschimpfen - das steht außer Frage. Die FIA muss diesen Aspekt schützen, das ist ganz klar", sagt Wolff, und fordert "Respekt gegenüber den Mitbewerbern, gegenüber den Offiziellen, aber auch innerhalb des eigenen Teams" ein: "Niemand sollte beleidigt werden, weder der eigene Rennstall noch ein Konkurrent auf der Strecke."

"Gleichzeitig gibt es einen entscheidenden Unterschied in der Art und Weise, wie bestimmte Worte verwendet werden", unterstreicht er. "Wenn das F-Wort aus Frust über das eigene Fahrverhalten oder aus spontaner Emotion heraus gebraucht wird, dann ist das eine Sache. Aber wenn es gezielt gegen einen anderen Fahrer, einen Offiziellen oder das eigene Team gerichtet ist, dann ist das inakzeptabel und sollte untersagt werden."

"Natürlich wollen wir die Fahrer nicht in ihren Emotionen bremsen. In einer Pressekonferenz oder einem Interview gelten andere Maßstäbe. Doch im Cockpit, solange es sich nicht um eine direkte Beleidigung oder Respektlosigkeit gegenüber jemand anderem handelt, würde ich es einfach laufen lassen. Aber das ist meine persönliche Meinung."

Eine, die sich im Fall von Verstappens Stinkefinger offenbar mit der Meinung der FIA-Verantwortlichen deckt. Die Sache sei im Auto passiert und nicht in einem offiziellen Interviewumfeld, weswegen man sie auf sich beruhen lässt, heißt es aus FIA-Kreisen. Zumal bei Testfahrten, anders als an Rennwochenenden, ohnehin keine FIA-Kommissare nominiert sind.

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