Testfahrten in Bahrain: Mercedes 0,021 Sekunden vor Red Bull
George Russell ist der Schnellste am letzten Tag der Formel-1-Testfahrten 2025, doch die Bestzeit der Woche hat niemand Williams mehr weggenommen
(Motorsport-Total.com) - Der Formel-1-Testwinter ist beendet und damit die letzte offizielle Gelegenheit, die neuen Autos vor dem Start der Saison 2025 auf Herz und Nieren zu testen. Schnellster am dritten und letzten Testtag war George Russell, der mit 1:29.545 Minuten aber nicht ganz an die Zeit von Carlos Sainz am Donnerstag herankam (zum Endergebnis der Testwoche).
Der Spanier, der heute nicht im Einsatz war, beendet die Testfahrten auf dem Bahrain International Circuit damit als Schnellster vor den beiden Ferraris von Lewis Hamilton und Charles Leclerc. Russells Bestzeit vom Freitag bringt den Silberpfeil-Piloten in der Wochenwertung auf Rang vier vor Weltmeister Max Verstappen, der mit 0,021 Sekunden Rückstand heute Platz zwei belegte.
Russell hatte die Spitze erst wenige Minuten vor dem Tagesende von Verstappen übernommen, der über weite Teile des Nachmittags vorne war, bevor zwischenzeitlich Alexander Albon (Williams) an die Spitze geklettert war. Der Thailänder, der den gesamten Freitag fuhr, belegte am Ende des Tages mit 0,105 Sekunden Rückstand Rang drei.
Aber: Albon war seine Zeit mit dem weicheren C4-Reifen gefahren, während die direkte Konkurrenz auf dem etwas härteren C3 unterwegs war.
Für Mercedes war es ein positiver Abschluss der Testwoche, die nicht so gut begann. Andrea Kimi Antonelli hatte am Vormittag Probleme mit seinem ERS, das die Silberpfeile tauschen mussten, wodurch der Rookie einiges an Zeit verlor. Immerhin reichte es für ihn am Mittag noch zum zweiten Rang hinter Charles Leclerc - in der Tageswertung wurden beide auf P9 und P10 zurückgereicht.
Russell konnte am Nachmittag immerhin noch 91 Runden fahren und so dazu beitragen, dass Mercedes mit 458 Runden das fleißigste Team der Bahrain-Woche wurde - gefolgt von Haas mit 457 und Racing Bulls mit 454 Runden.
Red Bull wieder mit den wenigsten Runden
Am anderen Ende des Spektrums war Red Bull. Die Bullen hatten sowohl gestern als auch am Freitag die wenigsten Runden aller Teams gedreht und waren dementsprechend auch in der Wochenwertung ganz hinten zu finden: Auf Mercedes fehlen dem Team knapp drei Grand-Prix-Distanzen.
Verstappen kam am Freitag nur auf 81 Runden und damit auf weniger als fünf andere Fahrer, die sich das Auto mit ihrem Teamkollegen teilen mussten. Immerhin konnten sich die Performance-Runs am Ende durchaus sehen lassen, auch wenn zu vermuten ist, dass noch kein Team seine Karten vollständig aufgedeckt hat.
Fotostrecke: Formel-1-Technik: Innovationen beim Wintertest 2025 in Bahrain
Red Bull hat in Bahrain zwei unterschiedliche Nasenkonstruktionen für den RB21 getestet: Einmal setzte die Nase schon auf dem vordersten Flügelprofil an (oben), in der anderen Version erst auf dem zweiten Element (unten). Fotostrecke
Das gilt auch für Red Bull, die am Donnerstag ihre Runs trotz absoluter Sektorbestzeiten abgebrochen hatten und weit hinten landeten. Diesmal gab es immerhin Platz vier für Oscar Piastri (+0,395 Sekunden), wobei McLaren in dieser Woche mit seinen Longruns aufhorchen ließ, die besser schienen als bei der Konkurrenz.
"Ich glaube, McLaren ist im Moment mal zumindest das sortierteste Paket mit den beiden stabilsten Fahrern", meint auch Experte Ralf Schumacher bei Sky. Bislang hatte der Deutsche Ferrari als zweites auf dem Zettel, "aber mit dem heutigen Ergebnis von Max, würde ich sagen, [dass] Max und Lando [Norris] auf Augenhöhe vom Auto her [sind].
Probleme bei Lewis Hamilton
Apropos Ferrari: Nach der Mittagsbestzeit von Charles Leclerc beendete Lewis Hamilton seine erste offizielle Testwoche in Rot nur auf dem sechsten Rang hinter Alpine-Pilot Pierre Gasly (+0,495). Dem Briten fehlten glatte acht Zehntelsekunden auf die Spitze, allerdings hatte er auch mit ziemlichen Problemen zu kämpfen.
Der siebenmalige Weltmeister war in seinem SF-25 zu Beginn des Nachmittags mehrfach neben der Strecke, fuhr bereits nach 47 Runden in die Garage und wurde für den Rest des Tests nicht mehr gesehen.
Platz sieben ging an Racing-Bulls-Pilot Yuki Tsunoda (+0,952) vor Esteban Ocon (+1,183), der im Haas erstmals nicht dem kompletten Feld weit hinterher fuhr. Haas hatte am Vormittag einige Probleme am Auto von Oliver Bearman gehabt, als dessen Bodywork-Teile von der Motorabdeckung einfach davongeflogen waren.
Lance Stroll steigt wieder aus
Einen ungeplanten Fahrerwechsel gab es am Nachmittag bei Aston Martin. Ursprünglich sollte Lance Stroll die erste Session fahren, doch weil er sich unwohl fühlte, sprang Fernando Alonso für ihn ein. Am Nachmittag saß Stroll dann doch im Auto, nur um den Aston Martin nach 34 Runden wieder an den Spanier zu geben.
"Wir haben mit dem neuen Auto im Vergleich zu 2024 durchaus einige positive Entwicklungen, aber es gibt noch Bereiche, an denen wir arbeiten und uns verbessern müssen, während wir uns auf Australien vorbereiten", zieht Alonso ein erstes Fazit.
Aston Martin war den ganzen Test über unter dem Radar geblieben und hatte weder mit guten Rundenzeiten noch mit einer Menge Kilometern geglänzt. Mit 306 Runden fuhr man gerade einmal zwei mehr als Red Bull und belegte auch am Freitag nur die Positionen 13 und 16.
Daher rechnet der Spanier auch mit einem schwierigen Jahr: "Wir brauchen schon perfekte Wochenenden, wenn wir Punkte holen wollen", fürchtet er.
Noch schlechter sah es bislang bei Sauber aus, die auch am Freitag wieder nur weit hinten zu finden waren. Gabriel Bortoleto kam am Vormittag nur auf 35 Runden, Nico Hülkenberg legte am Nachmittag immerhin 69 nach, kam aber über Platz 14 (+2,181) nicht hinaus.
Kuriose rote Flaggen am Vormittag
Von größeren Zwischenfällen blieben die Teams in dieser Woche verschont. Zwar hatte es an den drei Tagen einige rote Flaggen gegeben, die wurden aber nie von den Autos selbst ausgelöst, sondern nur von besonderen Umständen wie einem Stromausfall am Mittwoch und einer kaputten Glasscheibe am heutigen Freitag.
Die Nachmittagssession kam derweil ohne Unterbrechung aus. Lediglich kleinere Fahrfehler waren zu sehen, wie etwa Verstappen, der sich in Kurve 1 gedreht hatte - genau wie Esteban Ocon wenige Minuten vor ihm an gleicher Stelle.
Die Formel 1 verabschiedet sich jetzt nach drei Testtagen aus Sachir und begibt sich als nächstes auf den Weg nach Australien, wo in zwei Wochen der Saisonauftakt 2025 stattfinden wird. Bis dahin dürfte weiterhin Rätselraten herrschen, wer am Ende wirklich die Nase vorn haben wird.