• 24. Februar 2024 · 12:10 Uhr

Daten nach F1-Test in Bahrain: Sieht so die neue Hackordnung aus?

Wir tauchen tief ein in die Daten nach den Testfahrten in Bahrain: Wer ist Favorit für die Formel-1-Saison 2024? Wer hat Probleme und muss nachbessern?

(Motorsport-Total.com) - Nach dem dreitägigen Test in Bahrain steht die neue Formel-1-Saison 2024 schon vor der Tür. Bereits in der kommenden Woche am Samstag wird das erste Rennen des Jahres in Sachir über die Bühne gehen, doch wer hat die besten Karten für einen guten Saisonauftakt und eine gute Saison?

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An Max Verstappen wird wohl auch 2024 kein Weg vorbei führen Zoom Download

Bei den Testfahrten wird üblicherweise immer etwas getrickst mit den Spritmengen, Motorenmodi und Set-ups, doch mit den Daten unseres Technologiepartners PACETEQ können wir einen guten Blick auf die Performance der Teams im Renntrimm erhalten.

Während mit der Spritmenge für Qualifyingsimulationen getäuscht werden und die Zeitentabelle daher in die Irre führen kann, ist dies bei Rennsimulationen, wo die Fahrer den Bahrain-Grand-Prix von 57 Runden mit echten Boxenstopps nachahmen, nicht so leicht möglich, da das Auto zu Beginn der Simulation nahezu vollgetankt sein muss, um die Distanz zu schaffen.

Wenn man sich die Daten der Longruns und Rennsimulationen der Testtage anschaut, dann kommt folgende Hackordnung dabei heraus. Wichtig: Das Kräfteverhältnis kann sich im Qualifying in Reihenfolge und Abständen ändern, hier geht es ausschließlich um die Rennpace.

1. Red Bull

Man braucht keine detaillierten Daten, um zu erkennen, dass das Weltmeisterteam 2024 erneut an der Spitze des Feldes liegen wird. Beim Blick auf die Longruns von Max Verstappen und Sergio Perez fällt wie schon im Vorjahr die unglaubliche Konstanz bei den Läufen mit viel Sprit auf. Wie sein Vorgänger scheint der RB20 ein Auto zu sein, was die Reifen streichelt.

Vergleicht man ausgewählte Longruns miteinander, so war Red Bull das Team mit dem geringsten Reifenverschleiß. Gerade einmal 0,031 Sekunden pro Runde verlor Verstappen am Schlusstag durch den Abbau seiner Reifen, wenn man den Spriteffekt herausrechnet. Das zweitbeste Team in dieser Kategorie, Aston Martin, ist mit einem Verschleiß von 0,065 Sekunden pro Runde mehr als doppelt so weit weg.

Gut möglich, dass Verstappen in seinem Longrun also noch gar nicht voll gepusht hat, was den geringen Verschleiß erklären würde. Zudem ist aufgefallen, dass Red Bull im Longrun zehn km/h auf der Geraden im Schnitt auf das schnellste Team im Geradeauslauf, Ferrari, gefehlt haben. Das ist untypisch, da im Vorjahr auf den Geraden kein Auto schneller war als der RB19. Das neue Aerodynamikkonzept könnte aber auch für mehr Luftwiderstand sorgen.

Beim Blick auf die Daten sind die Verfolger wohl eine halbe Sekunde pro Runde im Renntrimm weg, doch wie erwähnt, gibt es Indizien, dass Red Bull noch gar nicht alles gezeigt hat. Im Vorjahr war Fernando Alonso beim Großen Preis von Bahrain der erste Verfolger von Red Bull, wobei dem Spanier durchschnittlich sieben Zehntel pro Runde gefehlt haben. Ein Abstand, der zumindest für das Rennen am kommenden Samstag auch dieses Jahr nicht unrealistisch erscheint.

"Es sah alles recht positiv aus", so Verstappen nach dem dritten Testtag. "Ich war ziemlich zufrieden damit, wie sich das Auto verhielt. Wir hatten aber einen sehr guten Test und haben viel gelernt von jeder einzelnen Änderung am Auto."

2. Mercedes (+0.45)

Mercedes lief während des kompletten Tests etwas unter dem Radar und ist zusammen mit Alpine das Team, welches am schwierigsten einzuschätzen ist. Zum Großteil der Zeit fuhren George Russell und Lewis Hamilton Longruns mit einer mittleren Spritmenge, was die Zeiten schwer vergleichbar mit den anderen macht.

Es gibt jedoch Anhaltspunkte, an denen man erkennen kann, dass der W15 womöglich schneller als der Ferrari im Renntrimm sein könnte und auch im Fahrerlager wird gemunkelt, dass die Silberpfeile deutlich mehr im Köcher haben, als an den drei Testtagen gezeigt.

George Russell fuhr bereits am ersten Tag in der Abendsession, wo aufgrund des noch geringen Griplevels relativ schlechte Bedingungen vorherrschten, eine volle Rennsimulation. Im Vergleich zur Rennsimulation der Ferrari-Piloten Carlos Sainz am zweiten Tag und Charles Leclerc an Tag drei, ebenfalls jeweils zur Abendsession, fehlten dem Briten sieben Zehntel pro Runde.


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Am zweiten Testtag glänzte Lewis Hamilton dafür mit starken Rundenzeiten in einigen Longruns, die höchstwahrscheinlich mit einer vollen Spritmenge gefahren wurden, die leicht besser als die von Sainz' Rennsimulation aus dem ersten Stint waren. Aufgrund der wenigen repräsentativen Mercedes-Daten ist es jedoch schwer, ein genaues Urteil zu fällen, ob man vor oder hinter Ferrari sowie Aston Martin steht.

"Wir sind uns bewusst, dass wir noch eine Menge Rundenzeit finden müssen", sagt Russell nach dem Test. "Wir wussten schon vor dem Test, dass dies der Fall sein würde, und Red Bull sieht einmal mehr sehr stark aus. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir uns in einer viel besseren Position befinden als vor zwölf Monaten."

3. Ferrari (+0.5)

Die vorherrschende Meinung im Fahrerlager ist, dass die Scuderia aktuell die zweite Kraft hinter Red Bull ist. Sowohl Carlos Sainz als auch Charles Leclerc haben eine echte Rennsimulation ohne Auftanken bei den Boxenstopps hingelegt, was die Daten sehr repräsentativ macht.

Sainz fuhr am Donnerstagabend im Schnitt eine Zeit von 1:36,874, Leclerc am Freitagabend eine 1:36,841. Dem Monegassen ist allerdings die Zeit ausgegangen und hat nur 47 der 57 Runden geschafft. Mit dem leichter werdenden Tank in den letzten Runden hätte Leclerc den Schnitt von Sainz klar unterboten. Vergleicht man nur die ersten beiden Stints der beiden, dann war Leclerc 0,65 Sekunden pro Runde schneller.

Am Freitagabend waren Leclerc, Verstappen, Fernando Alonso und Oscar Piastri zur gleichen Zeit mit viel Sprit unterwegs. Während Leclerc und Piastri eine Rennsimulation absolvierten, schien es, dass Verstappen und Alonso mit einer vollen Spritmenge einzelne Longruns fuhren und dann für einen etwa fünfzehnminütigen Halt an die Box kamen, um das Auto wieder vollzutanken und ein anderes Set-up zu probieren.

Herausgekommen ist ein Rückstand von etwa einer halben Sekunde von Charles Leclerc auf den Red-Bull-Piloten, wenn man nur die ersten Runden mit vollen Tanks vergleicht. Das Reifenmanagement am Ferrari SF-24 machte dabei einen besseren Eindruck als im Vorjahr, doch es blieb weit hinter dem des RB20. Beim Topspeed scheint man jedoch vorne zu sein.

"Mein erstes Gefühl sagt mir, dass Red Bull immer noch ein ganzes Stück voraus ist, aber wir haben eine viel stärkere Basis als letztes Jahr", bilanziert Leclerc nach dem Test. Und Teamchef Frederic Vasseur meint: "Hinter Red Bull ist es so eng, dass zehn Kilogramm Unterschied dich schon von Platz zwei auf Platz sechs fallen lassen können."

4. Aston Martin (+0.55)

Zwischen Mercedes, Ferrari und Aston Martin scheint es zumindest was die Rennpace angeht sehr eng zu sein. Fernando Alonsos Longrun am Freitagabend war auf Augenhöhe mit dem von Leclerc, wenn man nur die ersten Runden von Leclercs Rennsimulation heranzieht.

Der Ferrari schien anfänglich wie das schnellere Auto zu wirken, doch der Aston Martin AMR24 konnte am Ende des Stints mit einem besseren Reifenmanagement glänzen. Im Vergleich zu Verstappen waren die Longruns von Alonso dennoch etwas mehr als eine halbe Sekunde pro Runde langsamer.

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Fernando Alonso Fanartikel

Mut macht jedoch, dass der Reifenverschleiß wie im Vorjahr wohl eine Stärke des Autos ist und auch wenn man sich die Topspeed-Daten ansieht, scheint man nicht mehr so weit weg von der Spitze zu sein. Eine Erhöhung der aerodynamischen Effizienz war eines der ausgegebenen Ziele und im Schnitt fehlten Alonso nur 2,9 km/h auf den Geraden auf Leclerc. 2023 hatte man im Schnitt noch einen Rückstand von etwa fünf km/h.

Da Aston Martin jedoch keine volle Rennsimulation hingelegt hat, ist das Team wie Mercedes etwas schwierig einzuschätzen, selbst für die eigenen Fahrer. "Ich weiß nicht, wo wir im Moment stehen", sagt Alonso. "Wir haben keine Ahnung. Es gibt nicht genug Testzeit, nicht genug Wissen darüber, was die anderen machen."

"Das Auto ist ein Schritt nach vorn im Vergleich zum letzten Jahr, aber normalerweise macht jeder im Winter einen Schritt nach vorn. Wir müssen sehen, wie groß unsere Fortschritte im Vergleich zu denen der anderen sind. Aber ich denke, dass [ein Podium im Moment] unrealistisch scheint."

5. McLaren (+1.1)

Das McLaren-Team ist eines der Problemkinder der Testfahrten. Nicht nur technische Pannen reduzierten die Laufzeit des MCL38, denn auch die Rennsimulation von Oscar Piastri am Freitagabend, die zeitgleich zu der von Charles Leclerc stattfand, wird in Woking wohl für Ernüchterung sorgen.

Durchschnittlich sechs Zehntel fehlten dem Australier pro Runde auf den Ferrari-Piloten. Auffällig war über alle drei Testtage zudem ein hoher Reifenverschleiß in den Longruns am MCL38, sowohl bei Piastri, als auch bei seinen Teamkollegen Lando Norris, der selbst keine volle Rennsimulation fahren konnte.

Wenn man bedenkt, dass Piastri im Vorjahr einige Probleme mit der Rennpace hatte und 2023 im Schnitt drei Zehntel langsamer als sein Teamkollege war, dann müsste Lando Norris hochgerechnet 0,8 Sekunden hinter Verstappen sein. Damit bleibt McLaren trotzdem hinter Mercedes, Ferrari und Aston Martin in der Hackordnung.


Fotostrecke: Die wichtigsten Fakten zum 3. Tag der Formel-1-Wintertests 2024

Ein positiver Aspekt ist jedoch der Topspeed in Piastris Rennsimulation gewesen. Nur 0,6 km/h haben im Schnitt auf der Start- und Zielgeraden auf Leclerc gefehlt, was nahelegen könnte, dass der MCL38 aerodynamisch effizienter als sein Vorgänger ist, doch womöglich zu Lasten des Reifenmanagements und der Kurvengeschwindigkeit.

"Ich denke, wir haben definitiv einige Schritte in die richtige Richtung gemacht, aber ich denke, dass wir immer noch ziemlich weit hinter Red Bull liegen", beklagt Norris in der Pressekonferenz am Freitag. "Sehr weit hinter Red Bull und noch weit hinter Ferrari."

Teamkollege Piastri fügt hinzu: "Red Bull ist allen einen Schritt voraus. Auch Ferrari sieht stark aus. Zwar nicht in gleichem Maße, aber sie sehen im Moment wie ein guter Zweitschnellster aus. Wir haben also noch ein bisschen Arbeit vor uns."

6. Racing Bulls (+1.15)

Der genaue Rückstand von Racing Bulls auf das Schwesterteam Red Bull ist schwer vorherzusagen, da es kaum vergleichbare und repräsentative Longrun-Läufe gibt. Klarer ist jedoch, dass man das beste Team im Mittelfeld zu sein scheint und womöglich gar nicht so weit von McLaren weg ist.

Am Freitagmorgen sind Daniel Ricciardo und Haas-Pilot Kevin Magnussen zeitgleich auf einer Rennsimulation unterwegs gewesen mit dem Ergebnis: Ricciardo war im Schnitt viereinhalb Zehntel pro Runde schneller bei gleichzeitig deutlich besserem Reifenmanagement. Beim Topspeed hat der VCARB 01 aber noch Aufholbedarf, da fehlten im Mittel 5,6 km/h auf Ferrari.

Die Racing-Bulls-Fahrer waren im Verlauf der Testtage sehr bedacht, sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, da das neue Auto eine einfache Weiterentwicklung des letztjährigen AlphaTauris darstellt, der in Abu Dhabi noch einmal ein großes Update bekommen hat.


Formel-1-Wintertests 2024 in Bahrain - Technik

"Es sieht so aus, als wären Red Bull und Ferrari die großen Favoriten, um hier in einer Woche auf dem Podium zu stehen", sagt Ricciardo. "Aber alles kann passieren, aber ich denke, sie scheinen im Moment ziemlich gut zu sein. Und danach ist es wahrscheinlich ziemlich eng."

"Ich weiß, dass viele Leute von uns begeistert waren, aber wir wissen, was wir haben. Und wir wissen, wo wir hinmüssen. Und da sind wir noch nicht. Wir werden nicht gleich zu Beginn der Saison auf dem Podium stehen. Daher versuche ich, allen wieder ein bisschen mehr Realismus zu vermitteln", so der Australier.

7. Williams (+1.35)

Nach dem Donnerstag musste man schon fast befürchten, dass Williams das neue Schlusslicht in der Formel 1 ist, nachdem Logan Sargeant in seiner Rennsimulation am Abend nicht gerade Bäume ausgerissen hat. Etwas mehr als dreieinhalb Zehntel pro Runde haben auf Valtteri Bottas im Sauber gefehlt, der zeitgleich ebenfalls den Bahrain-Grand-Prix simulierte.

Alexander Albon rückte den FW46 am Freitagabend dann aber ins rechte Licht, als er auf seiner Rennsimulation etwa neun Zehntel pro Runde langsamer als Charles Leclerc, dafür aber schneller als Sauber-Fahrer Guanyu Zhou und Nico Hülkenberg im Haas war, die ebenfalls 57 Runden abspulten.

Der Topspeed scheint dabei eine große Stärke geblieben zu sein. Bei den Qualifyingläufen war am Freitag keiner schneller als Albon mit 324 km/h mit DRS und auch in den Longruns betrug der durchschnittliche Rückstand bei der Höchstgeschwindigkeit nur 0,7 km/h auf Spitzenreiter Ferrari.

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Logan Sargeant machte in seiner Rennsimulation am Donnerstag keinen guten Eindruck Zoom Download

"Wir haben ein anständiges Auto, mit dem wir Rennen fahren können", glaubt Albon. "Ich glaube, wir hatten am ersten und zweiten Tag ein wenig mit dem Auto zu kämpfen, weil es so anders ist und wir die Abstimmung nicht hinbekommen haben, aber wir haben große Fortschritte gemacht, um das Auto besser fahrbar zu machen."

"Durch die veränderte Charakteristik des Autos haben wir einige unserer früheren Probleme in andere Bereiche verlagert. Einige davon konnten wir zwar beheben, aber leider haben wir dabei auch ein paar Dinge aufgeschnappt, die uns nicht gefallen haben."

8. Sauber (+1.45)

Ähnlich wie bei Williams scheint es bei Sauber einen relativ großen Performanceunterschied zwischen den Fahrern beim Test gegeben zu haben. Während Valtteri Bottas am Donnerstagabend auf seiner Rennsimulation rund acht Zehntel langsamer als Carlos Sainz im Ferrari und dabei drei Zehntel schneller als Logan Sargeant war, hat Teamkollege Guanyu Zhou am Freitagabend nicht gerade geglänzt.

Beim Vergleich der Rennsimulationen zu späterer Stunde haben dem Chinesen 1,6 Sekunden auf Charles Leclerc, 0,75 Sekunden auf Alexander Albon und sogar fünf Zehntel auf Nico Hülkenberg im Haas gefehlt. Ohne die Daten von Bottas am Donnerstag würde man daher zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass Sauber auf Rang zehn steht, doch der Finne scheint den Test gerettet zu haben.

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Guanyu Zhou im Sauber C44 am dritten Testtag in Bahrain Zoom Download

Beim Blick auf die weiteren Daten scheint sich im Vergleich zum Vorjahr aber nicht viel geändert zu haben. Trotz des neuen Konzeptes fehlte der Speed auf den Geraden mit einem durchschnittlichen Rückstand von 6,8 km/h auf Ferrari im Longrun, und auch beim Reifenverschleiß rangiert man eher am hinteren Ende des Feldes. Gut möglich, dass Sauber für den Renntrimm noch nicht das richtige Set-up für das neue Fahrzeugkonzept gefunden hat.

"Es ist immer noch recht schwierig, die tatsächliche Leistung und das Wettbewerbsumfeld zu bewerten, aber wir sind zuversichtlich, was die von uns gesammelten Daten angeht", sagt Bottas über den Test von Sauber, während Teamkollege Zhou bestätigt, dass "es schwierig ist, das gesamte Potenzial zu beurteilen, insbesondere bei einem völlig neuen Auto".

9. Alpine (+1.5)

Das französische Werksteam soll nur noch Neunter in der Hackordnung sein? Das sagen zumindest die wenigen Daten, die man bei Alpine auswerten kann, denn trotz der härtesten Reifenauswahl aller Teams hat der A524 noch keine volle Rennsimulation gedreht, dafür reihenweise kurze und ehrlicherweise langsame Longruns, die die Alarmglocken in Enstone läuten lassen sollten.

Obwohl die genaue Spritmenge der Alpine-Longruns unklar ist, hat sich das Team wohl einen enormen Rückstand eingehandelt. Denn wenn man annimmt, dass die gefahrenen Longruns unter vollen Tanks -wie der erste Stint einer Rennsimulation -, stattgefunden haben, dann war die Pace erschreckend schwach und etwa 1,5 Sekunden pro Runde langsamer als Red Bull und eine Sekunde hinter Ferrari.

Besonders negativ ist der Reifenverschleiß am A524 aufgefallen, denn kein Team hat in den Longruns die Reifen härter rangenommen als Alpine, was schlussendlich auch die Rennpace drückt. Mit dem wahrscheinlich immer noch bestehenden PS-Defizit des Motors haben zudem durchschnittlich neun km/h auf Ferrari in der Geschwindigkeitsmessung gefehlt.


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Zwar sind die Daten von Alpine aufgrund des unklaren Testprogramms schwer auszuwerten, doch dass das Team eher im hinteren Teil des Feldes zu finden ist, lässt sich wohl schon sagen. Es wird vermutet, dass der A524 das schwerste Auto im Feld ist und noch relativ deutlich über dem Mindestgewicht von 798 Kilogramm liegt, was die schwache Performance erklären könnte. Zehn Kilogramm sind in Bahrain etwas mehr als drei Zehntel an Rundenzeit wert.

Pierre Gasly betont nach dem Test, dass sein Team noch reihenweise Arbeit vor sich habe: "Dieses Jahr haben wir eine große Veränderung vorgenommen. Wenn man sich das Lenkrad ansieht, gibt es an diesem Auto viele Dinge zu analysieren. Einerseits haben wir viele Tests durchgeführt, was positiv war. Andererseits verstehen wir nicht unbedingt alles an diesem neuen Auto, und das ist normal."

"Wir brauchen Zeit, wir müssen arbeiten und die Daten analysieren, die wir in diesen drei Tagen sammeln konnten. Aber wir wissen, dass wir weit weg sind. Wir wissen, dass wir hart arbeiten und versuchen müssen, das Auto weiterzuentwickeln, weil wir von ganz weit weg starten."

10. Haas (+1.6)

Der neue Haas-Teamchef Ayao Komatsu hat beim Launch des neuen VF-24 keinen Hehl daraus gemacht, dass man wahrscheinlich das schlechteste Auto zu Beginn der Saison haben wird. Die Performance des Teams lässt sich nach den Testfahrten nur anhand der Longruns beurteilen, da man explizit einen großen Wert daraufgelegt hat, das Reifenmanagement in den Griff zu bekommen.

Relativ sicher ist, dass man wohl etwa vier Zehntel bis eine halbe Sekunde hinter Racing Bulls liegt und auch Williams zu schnell ist. Den ersten Erkenntnissen zufolge bahnt sich zwischen Sauber, Alpine und Haas jedoch ein enger Kampf zwischen Platz acht und zehn in der Teamwertung an, wo sich noch nicht mit absoluter Sicherheit sagen lässt, wer die besseren Karten hat.

Während die Rennsimulation von Kevin Magnussen am Freitagvormittag darauf deutet, dass auch der Haas VF-24 seine Reifen schnell verschleißt, sah es am Abend bei Nico Hülkenberg deutlich besser aus. Der Deutsche war etwa eine halbe Sekunde pro Runde schneller als Guanyu Zhou und hatte dabei auch die Reifen besser im Griff, wobei man von den Top-Reifenschonern Red Bull und Aston Martin immer noch meilenweit entfernt war.

Eine große Stärke dürfte dafür der Topspeed werden, da der neue Haas sowohl auf eine schnelle Runde mit DRS als auch in den Longruns ganz vorne in der Geschwindigkeitsmessung mit dabei war. "Wir haben verschiedene Dinge ausprobiert und ein paar Experimente gemacht", erklärt Hülkenberg. "Und ich denke, es war gut und positiv. Aber ich habe keine Ahnung, wo wir stehen oder was es wert ist."

Auf seine Eindrücke über das Reifenmanagement des VF-24 angesprochen, meint er: "Es ist noch zu früh, aber wenn ich im Auto sitze und es mit dem letzten Jahr vergleiche, dann fühlt es sich besser an. Wir haben das Gefühl, einen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben."

Wie repräsentativ sind die Testfahrten?

Zwar können uns die Daten der Longruns und Rennsimulationen aufgrund der ähnlichen Spritmengen sehr gute Indizien geben, wie sich das Feld im Groben zusammensetzen wird, doch es bleiben Restunsicherheiten bezüglich der Motorenmodi und anderen Faktoren.

Viele Teams sind mit neuen Konzepten angereist und müssen ihr Auto erst noch kennenlernen. Gut möglich, dass einigen schon in einer Woche beim richtigen Rennwochenende in Bahrain ein Set-up-Durchbruch gelingt, was die Hackordnung verändern kann. Zudem könnten auch schon die ersten Updates eintreffen. Das Entwicklungsrennen über den Saisonverlauf wird auch in diesem Jahr wieder eine entscheidende Rolle spielen.

Wie repräsentativ ist Bahrain als Strecke?

Beim Blick auf die Daten des Vorjahres zeigt sich, dass die kleineren Teams in Bahrain besser abgeschnitten haben im Verhältnis zu den anderen Strecken des Formel-1-Kalenders und näher an Red Bull dran waren. Bei den Topteams ist es dafür umgekehrt gewesen, denn Mercedes, Ferrari und McLaren waren auf anderen Kursen besser unterwegs.

Die Strecke in Sachir ist relativ speziell, da sie wahrscheinlich den rausten Asphalt im kompletten Kalender besitzt. Im Vorjahr war der Große Preis von Bahrain das Rennen mit dem höchsten Reifenverschleiß der kompletten Saison, obwohl schon die härtesten drei Mischungen von Pirelli nominiert wurden.

Zudem hat der Kurs im Prinzip keine ganz schnellen Kurven wie man sie in Suzuka, Barcelona oder Silverstone findet. Mit vier langen Geraden und eher langsamen bis mittelschnellen Kurven stehen Tospspeed, Beschleunigung und Bremsen im Fokus.

Veränderung Rennpace Bahrain 2023 zu Saisonschnitt 2023:

Red Bull: -
Mercedes: -0.291
Ferrari: -0.282
McLaren: -0.113
Aston Martin: +0.044
Alpine: +0.227
Williams: +0.270
AlphaTauri: +0.257
Alfa Romeo: +0.447
Haas: +0.154

(Erklärung: Nimmt man den Schnitt aller 22 Rennen 2023, dann war Mercedes über die Saison bei der Rennpace 0,291 Sekunden näher an Red Bull dran als in Bahrain)

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