Yuki Tsunoda vermutet: "Williams versteckt Performance"
Williams hatte beim Testauftakt in Bahrain mit einigen Problemen zu kämpfen, doch bei der Konkurrenz vermutet man, dass das Team noch Performance versteckt
(Motorsport-Total.com) - Ist der Williams FW46 besser als es am ersten Testtag der Formel 1 in Bahrain (Tag 2 live im Ticker verfolgen) den Anschein hatte? "Ich habe das Gefühl, dass Williams ein wenig Performance versteckt, um ehrlich zu sein", sagt Racing-Bulls-Pilot Yuki Tsunoda und legt damit den Schluss nahe, dass vom britischen Traditionsteam noch etwas mehr kommen kann.
Wobei die nackten Zahlen vom Mittwoch ohnehin keinen großen Aufschluss liefern: Alexander Albon hatte den Vormittag als Achter von zehn Piloten abgeschlossen, Logan Sargeant fuhr am Nachmittag zwar 0,7 Sekunden schneller, doch das reichte in der Endabrechnung mit 2,5 Sekunden Rückstand auch nur zu Rang acht in seiner Session - und zu Platz elf in der Tageswertung.
Allerdings hatte Williams am Mittwoch auch mit einigen technischen Problemen zu kämpfen und konnte beide Sessions nicht anständig beenden. Albon rollte nach 40 Runden mit einem Problem an der Benzinpumpe aus, Logan Sargeant erwischte am Nachmittag ein Problem mit der Antriebswelle und kam sogar nur auf 21 Runden.
Die insgesamt 61 Runden waren nur rund halb so viele wie das Team mit den zweitwenigsten Runden: Die Racing Bulls kamen auf 116 Umläufe.
"Der heutige Tag verlief nicht so reibungslos, wie wir gehofft hatten, denn zwei zeitraubende Probleme führten dazu, dass wir beide Sessions vorzeitig beenden mussten: Alex hatte einen Ausfall der Benzinpumpe und Logan ein Problem mit der Antriebswelle", sagt Dave Robson, der Leiter der Fahrzeugperformance.
Zwei Probleme stoppen Williams
"Wir haben nicht so viele Performance-Runs wie gewünscht gehabt", gibt auch Teamchef James Vowles zu. Williams war mit großen Messgittern am Auto in den Tag gestartet, konnte damit aber keine großen Performance-Runs hinlegen. Nachdem man sie abgenommen hatte, war das Auto von Albon auf der Strecke kurz langsamer geworden.
"Das war der Beginn des Problems mit der Benzinpumpe", sagt Vowles. "Wir haben dann hier ein paar Veränderungen vorgenommen, aber danach sind wir ausgerollt."
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Denn das Auto schaltet sich in den Sicherheitsmodus, wenn es nicht mit genügend Benzin versorgt wird. Daher musste Albon stehenbleiben. "Die Benzinmenge stimmt, es ist eine Menge drin, aber wir konnten sie nicht nutzen", so der Teamchef.
In den bisherigen virtuellen Tests sei dieser Fehler nicht aufgetreten, doch der Engländer ist zumindest froh, dass es jetzt bei den Tests passiert ist und nicht nächste Woche beim Grand Prix. "Heute gibt es keine Punkte, aber wir konnten nicht fahren", sagt er. "Das ist ziemlich viel Arbeit, weil die Benzinpumpe ziemlich tief im Auto verbaut ist."
Zwar bekam man das Auto wieder zum Laufen, doch auch für Sargeant war der Tag schnell vorbei. Erst drehte er sich einmal spektakulär in Kurve 10, dann verbrachte er den Rest des Nachmittags in der Garage. "Hoffentlich können wir die Probleme verstehen, die wir heute hatten, und sie in den Griff bekommen", sagt der Amerikaner.
Williams jetzt auf allen Strecken konkurrenzfähig?
Doch wichtiger ist ohnehin, ob das Auto grundlegend schnell ist. Zumindest eines scheint dem Team gelungen zu sein: War der FW45 im Vorjahr noch ein sogenanntens "One Trick Pony", das im Grunde nur auf langen Geraden mit seinem Highspeed punkten konnte, ist der FW46 nun mehr ein Allrounder.
"Es ist noch früh, aber wir haben die Probleme im Auto definitiv in den Griff bekommen", lobt Albon. "Einige Kurven, die im Vorjahr unsere größten Problemzonen waren, scheinen jetzt definitiv besser zu sein. Dafür haben wir jetzt aber mit anderen Problemen zu kämpfen - keine Probleme, aber Dinge, die wir bei der Balance eingetauscht haben."
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Die Änderung des Konzepts ist auch Teamchef Vowles positiv aufgefallen: "Ich bin froh, dass wir uns über den Winter von einem Auto wegentwickelt haben, das nur in einzelnen Rennen konkurrenzfähig war", sagt er und bezeichnet den Vorgänger als ziemlich schwierig.
"Es war ein Auto, bei dem man nur einen halben Meter zu spät bremst und schon ist es neben der Strecke und man kann es im Grunde nicht mehr einfangen. Und wir haben daran gearbeitet, aus einem Auto, von dem fast jeder hier vorhersagen konnte, wo es schnell sein würde, ein Auto zu machen, das hoffentlich bei 24 Rennen konkurrenzfähig ist", meint er weiter.
"Bislang haben wir natürlich nur eine Handvoll Runden gedreht, 40, von denen ich glaube, dass das Auto bei 20 Runden mit einem Rake versehen war, aber die Richtung sieht korrekt aus", so Vowles. "Aber es gibt noch eine Menge zu tun."
Sargeant bekommt vollen Donnerstag
Was Williams 2024 erreichen wird, wird sich zeigen, doch Vowles ist überzeugt, dass es im Feld große Entwicklungsschritte geben wird, sodass selbst eigene große Schritte nicht ausreichen könnten, um wirklich im Feld voranzukommen. "Und in vielerlei Hinsicht wäre ich damit zufrieden, denn was ich tue, ist eine Umgestaltung für die Zukunft und nicht für heute."
Am heutigen Donnerstag wird Sargeant den kompletten Tag im Auto sitzen. "Das wird ihm wertvolle Zeit im Auto verschaffen und ihm die Möglichkeit geben, mehrere neue Reifensätze mit verschiedenen Kraftstoffmengen zu testen", sagt Robson.
"Idealerweise wären wir [am Mittwoch] mehr gefahren, aber wir konnten einige sehr hochwertige Tests durchführen und haben dabei einige Probleme aufgedeckt. Es verbleiben noch zwei volle Testtage vor der Saison und damit reichlich Gelegenheit, unsere Vorbereitung auf die kommende Saison abzuschließen."