Mercedes räumt ein: Wintertest lief "nicht ganz reibungslos"
Während Mercedes-Teamchef Toto Wolff Rückschläge beim Formel-1-Test in Bahrain einräumt, grübelt das Sky-Expertenteam über die Gründe für den Rückstand
(Motorsport-Total.com) - Zwar schien Mercedes viele der Probleme, mit denen das Formel-1-Team noch im vergangenen Jahr zu kämpfen hatte, mit dem W14 bei jüngsten Testfahrten abgestellt zu haben. Als konkurrenzfähig genug, um mit Red Bull und Ferrari zu konkurrieren, erwies der neue Silberpfeil allerdings (noch) nicht.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff räumt vor dem Formel-1-Saisonauftakt in dieser Woche ein: "Der Wintertest in Bahrain verlief nicht ganz reibungslos. Wir hatten einige Zuverlässigkeitsprobleme und kämpften am zweiten Tag mit der Fahrzeugabstimmung."
"Aber das Hauptziel war es, etwas über das Auto zu lernen, und wir haben viel gelernt", versichert der Österreicher. "Am letzten Tag konnten wir gute Fortschritte erzielen, die uns Hinweise darauf gegeben haben, woran wir in der kurzen Zeit zwischen dem Test und dem Rennen an diesem Wochenende arbeiten können."
Ohnehin sei es immer schwierig, sich bei den Testfahrten vor Saisonbeginn ein klares Bild vom Kräfteverhältnis zu machen. "Noch schwieriger, wenn nur Daten von drei Testtagen zur Verfügung stehen", betont Wolff mit Blick auf die begrenzte Testzeit.
"Angesichts des Saisonabschlusses im vergangenen Jahr waren unsere Erwartungen, dass wir wahrscheinlich auf die Spitze würden aufholen müssen. Das scheint bisher der Fall zu sein, aber wir werden erst nach diesem Wochenende Gewissheit haben."
Das Team sei aber zuversichtlich, sich in einer stärkeren Position zu befindet als vor zwölf Monaten und ein Auto zu haben, mit dem es arbeiten kann, betont Wolff. "In den W14 ist über den Winter sehr viel harte Arbeit geflossen, und die Vorfreude auf die neue Saison ist immer größer geworden", sagt der Teamchef.
"Wir freuen uns auf die Herausforderung. Diese Meisterschaft wird über 23 Wochenenden ausgetragen, und jedes einzelne wird uns die Möglichkeit geben, uns zu verbessern."
Brundle sieht einen Mangel an Selbstvertrauen
Aus Sicht der Sky-Experten Martin Brundle, Karun Chandhok und Damon Hill wird das auch bitter nötig sein, wenn Mercedes im Kampf um den Titel 2023 ein Wörtchen mitreden will. "Es ist eine Evolution des Autos, mit dem sie im vergangenen Jahr etwas zu kämpfen hatten", analysiert Brundle den W14.
"Sie wussten, welche Richtung sie einschlagen mussten, um die grundlegenden Probleme auszumerzen. Aber ich denke, wir alle hatten erwartet, dass sie sofort wieder vorn dabei wären, wenn es um Fahrbarkeit und Zuverlässigkeit geht."
"Manchmal ist es seltsam", meint der ehemalige Formel-1-Pilot. "Man muss sich nur (den Fußballverein) Liverpool ansehen. Es reichen schon kleine Nuancen aus, Änderungen beim Personal oder in der Philosophie, vielleicht ein Mangel an Selbstvertrauen. Das ist, was ich im Moment bei Mercedes sehe."
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Hier sieht auch Chandhok einen Punkt. "Die Sache mit dem Selbstvertrauen ist interessant. Wir sprechen darüber oft im Fahrerkontext. Aber ein Rennauto zu designen, ist Kunst - ein kreativer Prozess, dem Physik und Mathematik zugrunde liegen, aber man braucht die Kreativität, um ihn in Gang zu bringen", sagt er.
"Die Designer bei Mercedes haben ein Konzept entwickelt und mussten einige Prügel dafür einstecken. Ihre Fahrer waren nicht glücklich. Ihr Teamchef beschwerte sich am Funk, was für ein schlechtes Auto es sei", erinnert Chandhok an 2022.
An welchem Punkt wird das Konzept verworfen?
"Jetzt haben sie in diesem Jahr ein Auto entwickelt, das nicht auf Anhieb funktioniert. Was wird also mit 2024 passieren? Wir kommen zum ersten Rennen, und vielleicht haben sie das ungenutzte Potenzial, von wir oft gesprochen haben, ausgeschöpft. Dann ist alles gut. Aber wenn nicht, was dann?", fragt der Sky-Experte.
"An welchem Punkt geben sie das Konzept auf und sagen: 'Wir fangen für 2024 wieder bei Null an'? Sonst geht diese Spirale immer weiter. Dies ist also ein wichtiges Jahr für Mike Elliott und seine Designgruppe, um das Vertrauen wieder aufzubauen."
Denn sonst wird es auch für Lewis Hamilton schwierig, doch noch Titel Nummer acht einzufahren. "Du kannst so fit sein, wie du willst. Wenn das Auto Performance nicht bringt, wird er dagegen ankämpfen müssen", weiß Hill, Weltmeister von 1996.
"Es war anhand der Interviews ganz klar abzulesen: Max (Verstappen) konnte seine Begeisterung kaum verbergen, während Lewis ziemlich geknickt wirkte."
Dennoch schreibt Brundle Mercedes im Kampf um den Titel noch nicht ab: "Es ist klar, dass sie noch an der Feinabstimmung arbeiten müssen, und das müssen sie früh tun. Denken Sie daran, dass Verstappen im vergangenen Jahr bis zum zweiten Rennen keine Punkte holte und trotzdem die Weltmeisterschaft gewann."