Aston Martin nach Rennsimulation: "Lasst uns nicht zu träumen beginnen!"
Trotz des starken Formel-1-Tests in Bahrain sieht sich Aston Martin noch nicht als Topteam: Teamchef Mike Krack und Fernando Alonso üben sich im Tiefstapeln
(Motorsport-Total.com) - Das Aston-Martin-Formel-1-Team war zweifelsohne die große Überraschung des Vorsaisontests in Bahrain. Wenn man sich die Daten der Longruns und Rennsimulationen anschaut, dann dürfte das Team sogar aktuell vor Mercedes und nur knapp hinter Ferrari liegen, wobei natürlich die Rundenzeiten immer mit etwas Vorsicht zu genießen sind, da möglicherweise einige Teams mehr gezeigt haben als andere.
Dennoch war Aston Martin nach dem starken Testauftakt das Gesprächsthema Nummer 1 im Formel-1-Fahrerlager in Sachir, obwohl das Team selbst bemüht ist, die Erwartungen für die neue Saison nicht zu hoch zu hängen.
"Es gibt viel Energie, aber keinen Hype", sagt zum Beispiel Teamchef Mike Krack, der auch nicht so recht glauben will, dass sein Team tatsächlich unter den Top 3 sein könnte. "Ich glaube, wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben", betont er.
"Unsere Erwartungen sind immer hoch, und in dieser Zeit des Jahres will jeder gut abschneiden und andere in irgendwelche Rollen hineinreden. Aber wir sind Realisten. Wir haben klare Ziele, die wir im Vergleich zum letzten Jahr verbessern wollen. Und dann werden wir sehen."
Alonso: "In der Formel 1 gibt es keine Wunder!"
Auch Fernando Alonso übt sich nach den Testfahrten im Tiefstapeln, obwohl er am letzten Testtag tatsächlich die beste Rennsimulation von allen Fahrern während der kompletten drei Tage fahren konnte: "In der Formel 1 gibt es keine Wunder", sagt er.
"Vergangenes Jahr war Aston Martin Siebter in der Konstrukteurswertung. Wir müssen also sehen, was wir tun können, aber wir wollen nicht wieder Siebter werden. Ich denke, es ist unrealistisch zu glauben, dass wir in die Nähe der Top 3 kommen werden. Gleichzeitig müssen wir aber Schritt für Schritt vorankommen."
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"Das Auto war an allen drei Tagen einfach zu fahren, es gab keine bösen Überraschungen oder etwas, was aus Fahrersicht beim Fahren störend war", fügt er hinzu. "Das ist natürlich auf lange Sicht immer ein Vorteil, weil man Runde für Runde konstant fahren kann und versteht, was das Auto verlangt. Aber das ist der einzige Test, also wissen wir nicht, wie sehr die anderen Leute pushen."
"Für uns geht es einfach darum, das Auto zu kennen. Ich denke, dieses Auto erfordert eine ganz andere Abstimmung als im letzten Jahr, weil das Konzept des Autos so anders ist, sodass wir ein paar Rennen brauchen, um alles zu optimieren."
Krack: Rennsimulationen "waren nicht schlecht"
Der Aston Martin scheint dennoch eines der besser liegenden Autos auf der Strecke zu sein. Einige Fahrer der Konkurrenz haben sich bereits erstaunt gezeigt, wie gut der AMR23 liegt, als sie hinter ihm hergefahren sind.
Zudem war nicht nur Alonso schnell, sondern auch Formel-1-Rookie Felipe Drugovich, der Lance Stroll beim Test in Bahrain ersetzte. Der Brasilianer war am dritten Testtag vormittags zur gleichen Zeit wie Mercedes-Pilot George Russell auf einer Rennsimulation mit vollem Tank unterwegs und konnte die Pace absolut mitgehen. Im Schnitt fehlte Drugovich nur eine halbe Zehntel pro Runde auf Russell.
"Die Rennsimulation [von Alonso] war sicherlich nicht schlecht", hat auch Krack bemerkt. "Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Streckenbedingungen wirklich gut waren. Man hatte viel Gummi zur Verfügung, weil andere Teams immer wieder neue Reifen aufzogen, auch mit weichem Gummi."
"Und das ist hilfreich, wenn man eine Rennsimulation durchführt. Es ist schön, gute Longruns zu haben, aber man muss sie in den richtigen Kontext setzen und darf nicht anfangen zu träumen. Ich glaube, Fernando hat es schon gesagt: 'Es gibt keine Wunder in der Formel 1.'"
Krack bremst: 2022 sah der Test auch gut aus
Sowohl bei der Rennsimulation von Drugovich als auch bei der am Abend von Alonso hat sich aber auch gezeigt, dass der Aston Martin AMR23 ein Reifenflüsterer zu sein scheint. Kein Team hatte den Daten nach zu urteilen so wenig mit dem Abbau der Pirelli-Pneus zu kämpfen wie das Team aus Silverstone.
Trotzdem drückt Teamchef Krack weiter auf die Euphoriebremse: "Um ehrlich zu sein, denke ich, dass es sehr, sehr schwierig ist, bei einem solchen Test ein richtiges Urteil zu fällen. Ich gebe hierfür ein Beispiel: Letztes Jahr belegten wir an den drei Tagen P4, P4 und P10, und jetzt scheinen wir sehr ähnlich zu sein. Und beim Grand Prix waren wir dann in Q1 raus."
"Daran sieht man, wie sehr ein solcher Test einen Hinweis darauf geben kann, wo man steht. Ich denke also, wir dürfen unsere Ziele nicht aus den Augen verlieren", betont der Luxemburger. "Unser Ziel war es, einen Schritt nach vorn zu machen, was die Leistung des Autos und des Teams betrifft. Und das bleibt auch weiterhin unser Ziel. Ob wir es schaffen oder nicht, werden wir nächste Woche sehen."
Diese Teams hat Aston Martin auf dem Zettel
Auf die Frage, ob er erstaunt wäre, falls Aston Martin doch das drittschnellste Team sein sollte, bleibt Krack diplomatisch: "Wenn wir besser sind als das sechste oder siebte Team, wie wir es im vergangenen Jahr waren, dann ist das eine Verbesserung. Es geht nicht darum, schockiert zu sein."
Zudem rechnet der Aston-Martin-Teamchef nicht nur mit den drei Topteams, denn auch Alfa Romeo scheint einen guten Eindruck hinterlassen zu haben, was auch die Daten der Longruns belegen. Valtteri Bottas war am Samstagvormittag auf seiner Rennsimulation im Schnitt sogar schneller als George Russell im Mercedes.
Angesprochen, welche Teams ihm besonders positiv aufgefallen sind, meint Krack: "Ganz klar Red Bull. Ich denke, die drei Topteams sind alle sehr stark und ich bin mir nicht sicher, ob irgendjemand die Karten schon auf den Tisch gelegt hat. Aber man hat zum Beispiel [am Samstag] gesehen, dass der Alfa Romeo stark war."
"AlphaTauri war stark und Haas hat einige sehr gute Runden gedreht. Das sind alles sehr gute Teams. Und sie haben auch ihre Hausaufgaben über den Winter gemacht. Es wird also ein wirklich harter Kampf im Mittelfeld."