Mittagsupdate F1-Test: Charles Leclerc & Ferrari klar vor Mercedes
Während Charles Leclerc im Ferrari Bestzeit gefahren ist, sorgte eine Rennsimulation von Valtteri Bottas im Alfa Romeo trotz Defekt für Aufsehen
(Motorsport-Total.com) - Charles Leclerc hat am Samstagmorgen bei den Formel-1-Tests in Bahrain Bestzeit erzielt. Der Ferrari-Fahrer setzte sich mit 0,418 Sekunden Vorsprung auf George Russell (Mercedes) an die Spitze des Klassements (Zum F1-Test-Livetiming). Dritter wurde Felipe Drugovich (Aston Martin/+1,051), der beim ersten Saisonrennen am 5. März anstelle von Lance Stroll (Handgelenk gebrochen) zum Einsatz kommen könnte.
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Charles Leclerc war bei den Testfahrten in Bahrain am Samstagmorgen Schnellster Zoom Download
Dabei war zu sehen, dass die Teams beim Testfinale langsam das Tempo anziehen. Leclerc fuhr seine Bestzeit auf C4, Russell sogar auf dem noch weicheren C5-Reifen. Zwischen den beiden Gummimischungen liegt laut Auskunft von Pirelli knapp eine halbe Sekunde pro Runde.
Vierter wurde Sergio Perez (Red Bull/+1,435), gefolgt von Pierre Gasly (Alpine/+1,738) und Alexander Albon (Williams/+1,769).
Nico Hülkenberg (Haas) belegte mit 2,305 Sekunden Rückstand den siebten Platz. Hülkenberg hatte seine persönliche Bestzeit allerdings auf den mittelharten C3-Pirellis aufgestellt und war damit um mindestens einen Grad härter unterwegs als seine unmittelbaren Konkurrenten vor ihm.
Was waren die wichtigsten Zwischenfälle an Tag 3?
Red Bull: Messgitter weg
Gleich in den ersten Minuten der Session musste für einen kurzen Moment unterbrochen werden. Perez hatte eins der Aero-Messgitter an seinem Red Bull verloren. Der Sensor musste von einem Streckenposten aufgesammelt werden. Die Unterbrechung dauerte aber nur ein paar Minuten.
Dreher von Piastri
Die erste Stunde des Tests war noch nicht vorbei, da drehte sich Oscar Piastri (8./+2,631). In Kurve 9 verlor er das Heck seines McLaren. Die Folge war ein Bremsplatten, nach einem Reifenwechsel konnte er sein Programm aber unbeeinträchtigt fortsetzen. Es war einer der ganz seltenen (kleinen) Fahrfehler der Neulinge im Formel-1-Feld 2023. Piastri schaffte wegen Problemen mit den Luftführungen an den Vorderrädern nur 41 Runden und war damit eindeutig Schlusslicht der Kilometertabelle.
Rote Flagge wegen Bottas
Valtteri Bottas (9./+5,830) war gerade in Runde 52 (von 57) seiner Rennsimulation, als er seinen Alfa Romeo C43 neben der Strecke abstellen musste. Das Geräusch beim Ausrollen deutet auf einen Defekt im Antriebsbereich hin. Die Unterbrechung der Session dauerte rund 15 Minuten.
Wie gut war Alfa Romeo heute?
Die gestrige Bestzeit von Guanyu Zhou wurde nach Datenanalyse als Ausreißer bewertet. Bereinigt um den Faktor Reifen und Benzin war der Alfa-Romeo-Pilot nicht wesentlich konkurrenzfähiger als etwa Yuki Tsunoda im AlphaTauri.
Was die Daten freilich nicht berücksichtigen können, ist der Faktor Fahrer. Bottas saß am Samstagmorgen im C43 und absolvierte eine Rennsimulation, der bei den Ingenieuren der anderen Teams für hochgezogene Augenbrauen sorgte. Im direkten Vergleich schien er sogar schneller zu sein als Russell im Mercedes. Wobei Russells exakte Spritmenge eine Variable in der Rechnung bleibt.
Der Bottas-Longrun ist für die Sauber-Fans ein viel gewichtigeres Argument als die Zhou-Bestzeit am Freitag, der neuen Saison optimistisch entgegenzublicken. Auch wenn Alfa Romeo weiterhin nicht an der Spitze des Mittelfeldes gesehen wird. Die gehört laut Ansicht der meisten Experten derzeit Aston Martin.
Woran arbeiten Ferrari und Mercedes?
Wer die Session genau verfolgte, konnte an der Art und Weise, wie die Teams testeten, erahnen, dass der Samstag der letzte offizielle Testtag vor dem ersten Rennwochenende von 3. bis 5. März (übrigens ebenfalls in Bahrain) ist. Erstens, weil die Reifen tendenziell weicher gewählt wurden; zweitens, weil auch neue Teile zum Einsatz kamen.
Zum Beispiel bei Ferrari. Am frühen Morgen fuhr Leclerc mit dem gleichen Heckflügel wie am Donnerstag und Freitag, um Referenzdaten zu sammeln. Doch dann wechselte er auf einen neuen Flügel mit nur noch einer Strebe. Den ganz großen Einfluss auf den Topspeed hatte das nicht. Der ist bei Ferrari mit beiden Flügelvarianten branchenführend.
Mercedes hatte eigentlich auch vor, heute mit jenem neuen Heckflügel zu fahren, der mehr auf Low-Downforce getrimmt ist und beim Saisonauftakt zum Einsatz kommen soll. Allerdings hat man nach den Problemen am Freitag derzeit andere Sorgen, sodass die Premiere des Heckflügels verschoben wurde. Vermutlich auf das Freitagstraining am 3. März.
Dass Lewis Hamilton am Freitagmorgen so stark gerutscht ist, war Gegenstand einer nächtlichen Untersuchung des Teams. Offenbar war am W14 nichts gebrochen, sondern man hatte mit dem Set-up danebengegriffen.
Fotostrecke: Formel-1-Technik: Die Neuerungen bei den Testfahrten in Bahrain
Auf den Messgittern sitzen einige Sonden, die den Druck im umgebenden Strömungsfeld messen. Die Gitter erfüllen dabei unterschiedliche Anforderungen. Hier bei Mercedes sind sie vor den Hinterreifen und der Flaschenhals-Region angebracht und die Sonden alle einheitlich positioniert. Fotostrecke
Also wurde am Samstagmorgen korrigierend eingegriffen. Russell wurde früh mit C4- und C5-Pirellis rausgeschickt und fuhr damit konkurrenzfähige Zeiten. Die Pace von Ferrari lag trotzdem außer Reichweite. Und die Probleme verlagerten sich von hinten nach vorn. An Russells Zick-Zack-Fahrten kann man ablesen, dass es offenbar zu lang dauert, die Vorderreifen auf Temperatur zu bekommen.
Wo gibt's weiterführende Infos zum Test?
Um 19:30 Uhr gibt's auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de die tägliche Live-Analyse mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll. Am Dienstag um 19:00 Uhr analysiert dann PACETEQ-CEO Alexander Bodo am monatlichen Formel-1-Stammtisch exklusiv für Kanalmitglieder die Formel-1-Tests 2023 mit jenen Daten, die sonst nur den Teams zur Verfügung stehen.