Alonso & Aston überraschen bei Formel-1-Testauftakt in Bahrain
Max Verstappen sichert sich die Bestzeit am Donnerstag, Ferrari überrascht mit einem Technik-Trick, und Fernando Alonso geigt in den Abendstunden groß auf
(Motorsport-Total.com) - Die erste Bestzeit des Formel-1-Jahres 2023 geht an Max Verstappen (Red Bull). Der Weltmeister setzte sich zum Auftakt der Testfahrten in Bahrain mit einer Bestzeit von 1:32.837 Minuten an die Spitze (Zum Testergebnis). Allerdings wäre ihm die Zeit in einem regulären Training wegen Verstoßes gegen die Tracklimits wahrscheinlich gestrichen worden.
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Fernando Alonso war am ersten Testtag in Bahrain die große Überraschung Zoom Download
Bei Red Bull ist die Stimmung jedenfalls entspannt: "Max ist bereits mit den Details beschäftigt. Das ist normalerweise ein gutes Zeichen. Ich denke, es gibt keine grundsätzlichen Fehler am Auto", sagt Teamchef Christian Horner.
Auch Verstappen selbst sprach von einem "reibungslosen" Tag: "Keine Probleme, wir konnten uns auf das Auto und die neuen Reifen für dieses Jahr konzentrieren. Das ist am ersten Tag genau das, was du willst."
In Verstappens Nähe kam am ersten Tag nur Fernando Alonso (Aston Martin). Als die Asphalttemperatur abends abkühlte, legte der Spanier an Tempo zu. Am Ende fehlten nur 0,029 Sekunden auf Verstappen.
Die "Twitteria" kümmerte sich am ersten Testtag indes vor allem um Ferrari. Zwei Dinge standen im Fokus. Erstens eine Delle an der Nasenspitze, die jedoch, wie man inzwischen weiß, nicht gewollt war. Und zweitens eine Art "S-Duct" seitlich neben dem Fahrer. Ob das Probleme mit der FIA geben könnte? Alles in Ordnung, winkt Teamchef Fred Vasseur ab.
Ansonsten fällt auf, dass mehrere Teams gerade beim Seitenkastenkonzept dem von Red Bull gesetzten Trend gefolgt sind. "Einige haben sich unserem Konzept angenähert", sagt Horner. "Der RB19 ist eine Evolution des Vorgängermodells RB18."
Allzu große Bedeutung sollte man den Rundenzeiten indes nicht beimessen. Für die meisten Teams standen Funktionstests, Aero-Checks und Datensammeln im Vordergrund. Und zu prüfen, ob "Porpoising" trotz der Änderung der Unterbodenregeln noch ein Thema ist.
Scheint es nicht zu sein. Zwar wackelte das eine oder andere Auto am Ende der langen Geraden, aber das lag auch an den Bodenwellen der Strecke. Porpoising, sagt etwa AlphaTauri-Teamchef Franz Tost, "sollte für uns kein Problem sein. Zumindest war es das bisher nicht."
Christian Horner bestätigt: "Wir hatten damit keine Probleme. Aber die hatten wir 2022 auch nicht."
Die wichtigsten Zwischenfälle:
Panne bei Aston Martin
Alonso übernahm zu Mittag von Testfahrer Felipe Drugovich. Es dauerte allerdings, bis er auf die Strecke gehen konnte. Laut Aston Martin gab es ein Problem mit dem Unterboden. Inoffizielle Version: Der Mechaniker soll das Auto zu hart abgesetzt haben, als Alonso an der Box war, sodass der Unterboden beschädigt wurde.
Delle am Ferrari
Jene Delle, die am Vormittag an der Nasenspitze des Ferrari auftrat, und zwar nur bei hoher Geschwindigkeit, war offenbar keine wegen Leichtbau in den SF-23 eingebaute Strukturschwäche. Stattdessen hat Ferrari inzwischen durchblicken lassen, dass ein verstärkendes Teil an der Stelle nicht eingebaut war.
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Testfahrer Felipe Drugovich, eingesprungen für Lance Stroll (nach Fahrradunfall am Handgelenk verletzt), fuhr zuerst mit ein paar Minuten Verspätung auf die Strecke und blieb dann gleich stehen. Die Session musste für gut 20 Minuten unterbrochen werden. Teamchef Mike Krack: "Es war ein Elektronikproblem, das wir aber lösen konnten." Nach einer Stunde war Drugovich wieder auf der Strecke.
Hülkenberg zu aggressiv
Nach etwa eineinhalb Stunden wollte es Nico Hülkenberg mal wissen: Er fuhr etwas zu aggressiv über die Randsteine und verlor dabei ein Teil seines Fahrzeugs. Der Schaden war aber überschaubar. Schon nach wenigen Minuten konnte der Deutsche sein Programm fortsetzen.
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Wie lief es für den Rest des Feldes?
Hülkenberg übergab den Haas in der Mittagspause an seinen Teamkollegen Kevin Magnussen. Bis dahin hatte er 51 Runden absolviert. Nach seinem Einsatz stellte er sich der Presse. Das Gefühl, sagt er, komme schnell zurück: "Bei manchen dauert das länger, bei manchen geht es schneller. Ich denke aber, dass ich nach ein paar Rennwochenenden wieder nahe an meinem Maximum fahren kann."
Hülkenberg belegte letztendlich den elften Platz, 1,587 Sekunden hinter der Bestzeit, aber 0,663 Sekunden vor Kevin Magnussen im zweiten Haas.
Auf ganz vorn fehlte doch ein Stück. 0,416 Sekunden hinter Verstappen wurde Carlos Sainz (Ferrari) Dritter, gefolgt von seinem Teamkollegen Charles Leclerc (+0,430), Lando Norris (McLaren/+0,625) und Lewis Hamilton (Mercedes/+0,671).
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Mercedes fiel am Vormittag auf, als bei George Russell (9./+1,337) ein Kabel aus dem Lenkrad flatterte. Das diente nur dem Sammeln von Daten. "Nicht die eleganteste Lösung, aber es sind ja nur Tests", sagt das Team auf Anfrage.
Williams schaffte mit beiden Autos den Sprung in die Top 10, Alfa Romeo immerhin mit einem. Guanyu Zhou (8./+0,886) spricht von einem "enormen Schritt nach vorne. Das Wichtigste sind die schnellen Kurven, denn das war im Vorjahr unsere Schwäche. Und da ist uns, scheint mir zumindest, ein großer Schritt gelungen."
Alpine-Neuzugang Pierre Gasly (16./+1,985) drehte 60 Runden - und war danach zufrieden: "Mit so einem guten Gefühl bin ich noch nie in eine neue Saison gegangen, das steht fest." Er unterstreicht: "Wenn ich am Auto etwas ändere, reagiert es sofort darauf. Aber 60 Runden sind natürlich noch zu wenig, um ein vollständiges Bild zu haben."
Wo gibt's weiterführende Infos zum Test?
Um 19:30 Uhr gibt's auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de die tägliche Live-Analyse mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll. Der zweite Testtag beginnt am Freitag um 8:00 Uhr deutscher Zeit. Im Liveticker auf Formel1.de & Motorsport-Total.com kommentiert Ruben Zimmermann das Geschehen auf der Strecke.