Verstappen kauft Mercedes Probleme nicht ab: "Ist doch immer so!"
Max Verstappen hat neben Ferrari auch Mercedes für 2022 auf der Rechnung - Er glaubt nicht an größere Probleme bei den Silberpfeilen und erinnert an 2021
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen ist der "Sieger" der Formel-1-Wintertest - bereits zum zweiten Mal in Folge. Nachdem der spätere Weltmeister im März 2021 der schnellste Mann in Bahrain gewesen war, wiederholte er das zwölf Monate später. Macht ihn das nun automatisch zum Favoriten für den Saisonauftakt?
"Hauptsache wir lachen nächste Woche. Das ist viel wichtiger", antwortet Verstappen, als er darauf angesprochen wird, dass in der Red-Bull-Garage eine Menge zufriedene Gesichter zu sehen waren, als er am dritten Testtag in 1:31.720 Minuten die absolute Bestzeit in den Asphalt brannte.
Den Rest des Feldes, angeführt von Mick Schumacher im Haas, distanzierte der Red-Bull-Pilot um mehr als eine halbe Sekunde. Trotzdem traut sich Verstappen keine Prognose zu, ob das in einer Woche genauso sein wird. "Es ist immer schwer zu sagen, wer am schnellsten ist", erinnert er.
Auf der Rechnung habe er auf jeden Fall auch Ferrari, die "konstant schnell" gewesen seien. "Das zeigt, dass sie momentan auf jeden Fall ein stabiles Auto haben. Es sieht gut für sie aus, sie hatten auch nur wenige Probleme. [...] Sie hatten einen sehr guten Test", so Verstappen.
Hat die Scuderia eventuell einen Vorteil, weil man sich bereits frühzeitig auf das neue Auto konzentrieren konnte? "Das ist natürlich möglich. Die vergangenen beiden Jahre liefen nicht so gut für sie, da schaust du ganz automatisch ein bisschen früher als einige andere Teams auf diese Saison", erklärt Verstappen.
Vorsprung zu Saisonbeginn keine Garantie
Während Mercedes und Red Bull 2021 bis zum letzten Rennen um die WM kämpften, war die vergangene Saison für Ferrari von Anfang an lediglich als Übergangsjahr gedacht. "Es ist ganz normal, dass sie früher als wir mit dem 2022er-Auto angefangen haben", weiß Verstappen daher.
Er hält es daher zwar für möglich, dass Ferrari mit einem Vorteil in die neue Saison geht. Aber: "Bei diesen neuen Autos ist die Entwicklungsrate während der Saison das Wichtigste", erklärt er. Wer zu Beginn des Jahres vorne liegt, der muss nicht auch am Ende der Schnellste sein.
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Und nicht nur aus diesem Grund hat der neue Weltmeister auch Mercedes für die Saison 2022 auf der Rechnung. Die Silberpfeile belegten in der Zeitenliste am Ende der Testfahrten nur die Plätze fünf und 16, und Lewis Hamilton behauptete sogar, dass Mercedes aktuell nicht siegfähig sei.
Carlos Sainz erklärte bereits am Freitag, dass er Mercedes diese Tiefstapelei nicht mehr abnimmt. Verstappen hat Verständnis für die Aussage von seinem ehemaligen Teamkollegen. "Das ist doch immer so", zuckt der Niederländer die Schultern und erinnert an die vergangenen Jahre.
Verstappen über Mercedes: "Nicht mein Problem"
"Wenn ein Team schnell ist oder alle von einem Team erwarten, dass sie schnell sind, dann heißt es: 'Nein, wir sind bestimmt nicht die Favoriten!' Und wenn es eine Woche später dann gut läuft, dann heißt es plötzlich: 'Wir haben es in einer Woche komplett umgedreht. Das war nicht normal, unglaubliche Arbeit. Danke an alle in der Fabrik!'"
Auf die Anmerkung, dass Mercedes in diesem Jahr aber wirklich einen besorgten Eindruck mache, winkt Verstappen ab: "Das waren sie vergangenes Jahr auch, und sie waren am ersten Rennwochenende trotzdem sehr stark." Tatsächlich konnte Hamilton den Saisonauftakt da sogar gewinnen.
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Zum Vergleich: In diesem Jahr lag George Russell bei seiner schnellsten Runde 1,039 Sekunden hinter Verstappen. Das ist fast exakt der gleiche Rückstand wie vor einem Jahr, als Hamilton beim Bahrain-Test 1,065 Sekunden auf Verstappen fehlten - und er zwei Wochen später den Grand Prix gewann.
Ohnehin will sich Verstappen nicht zu sehr mit Mercedes beschäftigen. Über die Seitenkästen und die Spiegel am W13, die bereits vor dem Saisonstart kontrovers diskutiert werden, sagt er lediglich: "Das ist nicht mein Problem. Ich muss dafür sorgen, dass wir selbst einen guten Job machen."
Erstes Fazit zu neuen Autos positiv
Generell erklärt er im Hinblick auf die neuen Boliden, dass das Folgen in diesem Jahr "besser" geworden sei. "Es ist immerhin besser als im vergangenen Jahr", sagt er und erklärt, dass es 2021 hinter einem anderen Auto "unkontrollierbar" gewesen sei. Mal habe man Über-, dann plötzlich Untersteuern gehabt.
"Wenn ich jetzt hinter einem Auto bin, dann merke ich zwar, dass ich Abtrieb verliere. Aber es passiert vorne und hinten. Das macht es vorhersehbarer und für die Piloten besser zu kontrollieren", berichtet er. Dass die neuen Boliden schwieriger als ihre Vorgänger zu fahren seien, findet er nicht.
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"Das hängt natürlich auch von der Balance des Autos ab. Wenn du im vergangenen Jahr viel Unter- oder Übersteuern hattest, dann waren diese Autos auch schwer zu fahren. Es ist immer schwierig, ein Auto am Limit zu fahren", erklärt der Weltmeister. Daher habe sich da nicht viel geändert.
Neu ist allerdings das Porpoising, mit dem seit Barcelona alle Teams zu kämpfen haben. "Wenn es wirklich aggressiv wird, dann ist es ehrlich gesagt kein schönes Gefühl", berichtet Verstappen, der erklärt: "Es hängt davon ab, wie aggressiv es ist und wo es auftritt, eher vorne oder hinten am Auto."
Red Bull hat Porpoising im Griff
Wenn der Effekt "sehr aggressiv" sei, gehe es extrem auf Rücken und Nacken. Könnte man so überhaupt eine komplette Renndistanz bestreiten? "Man kann so schon ein ganzes Rennen fahren. Aber danach wird man sich ziemlich schlecht fühlen, wenn man aus dem Auto steigt", erklärt Verstappen.
Für ihn selbst sei das aber kein Problem, weil Red Bull das Porpoising bereits in den Griff bekommen habe. "Wir haben in Barcelona und hier zu Beginn in Bahrain einige andere Dinge ausprobiert. Es betrifft uns nicht mehr wirklich", gibt sich Verstappen vor dem ersten Saisonrennen ganz entspannt.
"In Barcelona haben wir immer mehr darüber gelernt, wie wir dieses Auto einstellen müssen und welche anderen Möglichkeiten es gibt, um es zu beheben. Jetzt sieht es ziemlich gut aus", so Verstappen, der im Hinblick auf den Spaßfaktor der neuen Autos sagt: "Es hängt auch ein bisschen von den Strecken ab."
"Diese Autos sind in den langsamen Kurven viel langsamer, weil sie viel schwerer sind. Auf einer Strecke mit vielen langsamen Kurven wird es also weniger Spaß machen. Aber wenn wir auf Strecken mit vielen schnellen Kurven kommen, dann macht es wirklich Spaß, diese Autos zu fahren", so Verstappen.
Und noch mehr Spaß macht es natürlich, wenn man dann auch noch ganz vorne landet ...