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Haas nach Frachtproblem: Test am Sonntag wäre fairere Lösung gewesen
Haas-F1-Teamchef Günther Steiner findet, dass sein Team nicht fair behandelt wird - Ein Nachholtest am Sonntag hätte aber einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen
(Motorsport-Total.com) - Günther Steiner glaubt, dass es eine "fairere Lösung" gewesen wäre, wenn das Haas-Formel-1-Teams am Sonntagmorgen hätte testen dürfen. Dieser Plan stieß jedoch auf die Opposition der anderen Teams.
© Motorsport Images
Haas schiebt Überstunden bei Nacht: Günther Steiner hätte lieber am Sonntag getestet Zoom Download
Ein Frachtflugzeug, das die Ladung des Teams für den Bahrain-Test beinhaltete, blieb aufgrund eines technischen Problems in der Türkei hängen. Es kam erst am Dienstagabend in Bahrain an. Dadurch hat Haas den ersten Vormittag des Tests verpasst.
Der VF-22 konnte erst am Donnerstagnachmittag erstmals auf die Strecke gehen. Daher rennt das Team dem Rückstand eines halben Tages hinterher. Das Team stellte einen Antrag, einen weiteren halben Tag am Sonntag fahren zu dürfen, um die verlorene Zeit aufzuholen. Doch mehrere Teams lehnten den Plan ab.
Haas bekommt nun die Möglichkeit, am heutigen Freitag eine und am Samstag drei Stunden Testzeit nachzuholen. Kevin Magnussen fuhr am Freitag nach dem Ende der offiziellen Session um 19 Uhr Ortszeit eine zusätzliche Stunde.
Am Samstag darf der Däne eine Stunde früher beginnen, was dem Team die zweite verlorene Stunde zurückgibt. Am Ende des Tages wird Mick Schumacher für zwei weitere Stunden im Cockpit sitzen bleiben.
Zusätzliche Zeit bei Nacht sogar ein Vorteil?
Steiner gefällt das nicht. "Wir haben einen kompletten Vormittag verloren und jetzt bekommen wir das nur stückweise zurück", beklagt er. Dass Haas die Zeit quasi als Überstunden absolvieren muss, statt eine komplette Sitzung von vier Stunden zugestanden zu bekommen, hält er für unfair.
"Wir haben nie um eine Nachtsitzung oder irgendetwas in diese Richtung gebeten, sondern um den Sonntagmorgen", führt er aus. "Das hätte den verlorenen Donnerstagvormittag exakt ausgeglichen. Das wäre wesentlich fairer und eine bessere Lösung für alle gewesen."
"Jetzt beschweren sich schon wieder einige, dass wir mehr bei Nacht fahren können, wenn auch das Rennen stattfindet. Wir werden damit umgehen, wie mit allem. Ich will hier nicht rumheulen, das ist nicht mein Stil. Aber meines Erachtens sollten manche Leute nachdenken, bevor sie Kommentare zum Thema Fairness abgeben."
McLaren-Teamchef Andreas Seidl hatte zuvor die Lösung, die Haas angeboten wurde, als "absolut fair" bezeichnet: "Wir haben Haas unterstützt, um ihnen die verlorenen Stunden zurückzugeben. Es ist in solchen Situationen wichtig, dass man gesunden Menschenverstand walten lässt. Und dass man Lösungen findet, die sich auch stets in anderen Fällen anwenden lassen, wenn Ähnliches passiert."
Es heißt, dass McLaren das Team gewesen sei, das den Vorschlag unterbreitet hat, dass Haas die verlorene Zeit an den vorhandenen Tagen nachholt und nicht an einem Extra-Tag. Die Regularien der Formel 1 verbieten es, dass ein Vorsaisontest über mehr als drei Tage geht.
Warum es ein schwieriger Präzedenzfall gewesen wäre
Die Sorge war, dass bei einem Sonntagstest von Haas ein Präzedenzfall geschaffen werden könnte. Dieser hätte die Tür für andere Teams öffnen können, solch eine Verspätung bewusst herbeizuführen, um an einem weiteren Tag womöglich bei besserem Wetter testen zu können. Oder um mehr Zeit für die Datenanalyse zu haben.
Seidl zufolge wäre es unangemessen gewesen, Haas einen weiteren Testtag zuzugestehen: "Wir haben lediglich sechs Tage Testfahrten. Wenn man da einen zusätzlichen Tag zugesteht, beinhaltet das auch eine zusätzliche Nacht, in der man am Auto arbeiten oder Daten analysieren kann und so weiter. So kann man sich einen Vorteil verschaffen. Wir sind bei einem Kompromiss gelandet, den alle Teams unterstützt haben. Ich denke, das ist mehr als fair."
Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer sagt, dass sein Team unterstützte, was Haas jetzt tut. Red-Bull-Teamchef Christian Horner nennt es "eine komplett sinnvolle Entscheidung". Er findet auch, dass solche Fragen von der FIA geklärt werden sollten, ohne dass sich die Teams einmischen.
Steiner hingegen sieht noch einen weiteren Nachteil: Dass das Team aufgrund der Verzögerung nun länger arbeiten musste. "Einige der Jungs haben 30 Stunden durchgearbeitet, damit wir wenigstens am Donnerstagnachmittag rausgehen konnten. Jetzt müssen dieselben Leute schon wieder länger arbeiten, weil wir an einem einzigen Tag elf Stunden lang testen."