Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos
Warum die Formel-1-Autos der Generation anders zu fahren sind als ihre Vorgänger und in welchen Bereichen sich die Fahrer besonders umstellen müssen
(Motorsport-Total.com) - "Es ist kein Unterschied wie Tag und Nacht. Wir fahren immer noch schnell im Kreis. Aber: Wir müssen uns umstellen." So fasst Mick Schumacher zusammen, was die Formel-1-Fahrer bei den ersten Testfahrten vor Beginn der Saison 2022 beschäftigt. Denn die neuen Formel-1-Autos erfordern einen anderen Umgang als das bisherige Material.
Der Wechsel hin zu Bodeneffekt-Fahrzeugen mit größeren Rädern und mehr Gewicht hat nämlich seine Spuren hinterlassen. Am meisten spüre man es auf der Bremse, sagt etwa Ferrari-Fahrer Charles Leclerc. Er erklärt: "Die Bremsdistanz ist nicht viel anders, aber die Art und Weise, wie man bremst. Das hat sich verändert."
Denn eben beim Bremsvorgang mache sich das im Vergleich zum Vorjahr höhere Gewicht bemerkbar. Und der Sprung ist groß ausgefallen, von 752 Kilogramm in der Saison 2021 auf 795 Kilogramm in der Saison 2022. Mit Benzin für die komplette Renndistanz kommt ein aktuelles Formel-1-Auto auf rund 905 Kilogramm beim Rennstart.
Wie sehr das Autogewicht den Fahrern zusetzt
In schnellen Passagen spielt das keine große Rolle, meint Leclerc. "Da fühlt es sich ziemlich gut an. In langsamen Passagen aber spürst du das Gewicht des Autos umso mehr." Laut Aston-Martin-Fahrer Sebastian Vettel verhält sich das Fahrzeug bei niedrigen Geschwindigkeiten "weniger agil" als vorher.
Fernando Alonso von Alpine ist einer der Fahrer, die das ausdrücklich bedauern: "Aus Fahrersicht ist das nie schön. Du willst immer schneller fahren und leichtere Autos haben." Vettel pflichtet Alonso bei: "Das Auto fühlt sich zu schwer an. Das [hohe] Gewicht ist aber der einzige Nachteil."
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Zumal, so meint McLaren-Fahrer Lando Norris, die Situation bei den Formel-1-Wintertests nur eine Momentaufnahme sei. Das größere Gewicht schlage sich zwar auf die Reaktionsfreudigkeit der Fahrzeuge nieder. "Es fühlt sich einfach träger an", sagt Norris. "Man wird sich aber rasch daran gewöhnt haben, und dann wird es sich fast normal anfühlen."
Leclerc ist wieder fasziniert von der Formel-1-Technik
Für Leclerc ist es schon jetzt "nicht so schlecht". Ihn fasziniert die neue Technik in der Formel 1, er gibt an, die Testfahrten zu genießen. Begründung: "Du hast ein vollkommen neues Auto und musst deinen Fahrstil anpassen, kannst auch mal was ausprobieren."
"In den vergangenen Jahren hat man mehr oder weniger immer den gleichen Fahrstil gebraucht, musste sich nicht groß umstellen. Dieses Jahr ist es viel interessanter für uns Fahrer."
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Die große Frage aber lautet: Wird das Hinterherfahren unter dem neuen Formel-1-Reglement wie angestrebt einfacher oder nicht? Weltmeister Max Verstappen von Red Bull meint einen ersten Trend erkannt zu haben: "Es scheint besser geworden zu sein. Man verliert zumindest nicht mehr so viel Abtrieb und kriegt auch nicht plötzlich viel Untersteuern oder gewaltiges Übersteuern."
Verstappen dämpft Erwartungen an neues Reglement
Gleichzeitig dämpft Verstappen die Erwartungen: "Man darf nicht davon ausgehen, dass [die Dirty-Air] jetzt vollkommen weg ist und man einem anderen Auto im Diffusor hängen kann. Denn in der Formel 1 fahren wir immer noch sehr schnell. Es scheint aber zu passen. Die Autos sind gut."
Unterm Strich könnten Testfahrten aber nur bedingt Auskunft darüber geben, wie sich die neue Formel-1-Generation im Renntrimm verhalte. Schumacher: "Im Endeffekt wird man es erst im ersten Rennen spüren, wo es sich wirklich verbessert hat."
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Bis dahin "spielt man rum", wie es Vettel formuliert. "Unterm Strich hoffe ich, das Feld liegt enger beisammen. Das ist das Wichtigste. Vergangenes Jahr hat es manchmal nicht viel Spaß gemacht, wenn man nicht dabei war. Hoffentlich sind wir dieses Jahr besser bei der Musik und können einen Unterschied machen."
Und Unterschiede gibt es dieses Jahr mehr als genug. Vettel gibt an, "überrascht" zu sein, wie individuell die Fahrzeuge 2022 gehalten sind. "Ich hätte erwartet, dass sich die Autos ähnlicher sehen", meint er.
"Es ist aber schön zu sehen, wie jeder seine eigene Philosophie verfolgt beim Autodesign. Wer richtig liegt, das wird sich zeigen. Hoffentlich liegen alle richtig. Es wäre klasse, wenn alle Autos eng beisammen liegen würden."