Warum Williams nun doch am Test in Abu Dhabi teilnehmen kann
Auch ohne Testträger wird Williams am Dienstag in Abu Dhabi testen - Möglich macht das eine Regellockerung, wie Dave Robson erklärt
(Motorsport-Total.com) - Noch Anfang November hieß es, dass Williams in Ermangelung eines Testträgers nicht an den ersten Testfahrten für die neuen 18-Zoll-Reifen in Abu Dhabi teilnehmen wird. Doch nun ist klar: Williams ist dabei, aber mit dem diesjährigen Auto.
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Anders als zunächst angenommen kann Williams in Abu Dhabi doch testen Zoom Download
Dave Robson, Leiter der Fahrzeugperformance bei Williams, erklärt: "Die sportlichen Regeln sind so formuliert, dass der Test aus zwei Teilen besteht. Der erste Teil ist das Testen der Reifen für das nächste Jahr. Der zweite Teil des Tests dient dazu, jungen Fahrern die Möglichkeit zu geben, ein aktuelles Formel-1-Auto zu fahren."
Die aktuellen Bestimmungen seien so formuliert, dass man an diesem Teil des Tests nur teilnehmen kann, wenn man ein sogenanntes Mule-Car hat. "Einige Wochen lang haben wir dann mit den anderen Teams und der FIA die Möglichkeit erörtert, diese Regelung zu lockern, weil wir kein Testauto hatten und es keine Möglichkeit gab, es rechtzeitig fertig zu stellen", erklärt Robson weiter.
Logan Sargeant im Cockpit
"Letztendlich haben alle zugestimmt, und auch der Weltmotorsport-Rat hat letzte Woche zugestimmt, sodass wir nun am Young-Driver-Test teilnehmen können. Es geht für uns nicht um 2022, wir sind nur dort, um einen jungen Fahrer mit dem aktuellen Auto fahren zu lassen." Die Wahl fiel dafür auf Logan Sargeant.
Die Entscheidung, keinen Testträger zu bauen, bezeichnet Robson als "historische Entscheidung, die getroffen wurde, als das Budget vor dem Eigentümerwechsel knapp war". Die Ressourcen seien zunächst für andere Dinge verwendet worden. "Dann haben wir einfach den Anschluss verpasst. So sind wir in diese Lage geraten."
Auf die Frage, ob es ein großer Nachteil ist, keinen Testträger zu haben, hat der Williams-Ingenieur keine klare Antwort. "Das ist eine interessante Frage. Ich glaube nicht, dass wir die Antwort wissen werden, bevor das nächste Jahr beginnt."
"Diejenigen, die ein Mule-Car haben, haben natürlich schon vorher für Pirelli getestet, aber nicht unbedingt das endgültige Produkt. Darum geht es ja erst diese Woche. Sie werden sicherlich einige Informationen haben. Aber wie gesagt, es handelt sich um ein Mule-Car und mitnichten um ein 2022er-Auto."
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"Ich weiß natürlich nicht genau, ob wir, wenn wir die Zeit zurückdrehen könnten und andere Umstände vorlägen, das Mule-Car gebaut und an diesem Test teilgenommen hätten", sagt Robson. "Es gibt auf jeden Fall etwas zu gewinnen, aber ob es wirklich eine so große Sache ist, vermute ich aus den genannten Gründen nicht."
"Ich glaube nicht, dass diese Testwagen unbedingt repräsentativ für die Autos des nächsten Jahres sind. Hoffentlich können wir sehr schnell aufholen, wenn wir in Barcelona loslegen." Gleichwohl gibt Robson zu, "dass es richtig gewesen wäre, Teil des Entwicklungsprogramms zu sein", und versichert: "Wir hätten ein Mule-Car gebaut, wenn wir zu der Zeit die Möglichkeit dazu gehabt hätten."
Daten sammeln für Wintertests
"Aber ich denke, mit den Daten, die wir von den Tests und den Labortests erhalten, die wir durchführen dürfen und die Pirelli im Auftrag der Teams durchführt, besteht eine gute Chance, dass wir viele der Daten erhalten, die wir brauchen."
Wenn Williams dann beim ersten Wintertest in Barcelona im Februar 2022 an den Start geht, ist die Hoffnung, "dass wir im Vergleich zu denen, die diese Woche fahren, relativ schnell mit den Reifen zurechtkommen werden. Ich glaube nicht, dass wir viel verlieren werden, um ehrlich zu sein, ich hoffe es jedenfalls."
Angesprochen auf Williams-Youngster Sargeant, der erst im Oktober zur Fahrerakademie stieß, betont Robson: "Ich freue mich sehr darauf, ihn ins Auto zu setzen. Es ist immer toll, einem neuen Fahrer die Chance zu geben und zu sehen, wie er zurechtkommt."
Kein Druck für Sargeant
"Wir werden die Zeit nutzen, um ihn mit einem für uns typischen Format an einem Rennwochenende vertraut zu machen. Er kann sich voll und ganz darauf konzentrieren und anfangen zu verstehen, warum Dinge passieren und warum wir es so machen, wie wir es machen. Ich denke, das sind alles wertvolle Erfahrungen."
Gleichzeitig räumt Robson ein, dass man "wahrscheinlich nicht so viel" über ihn als potenziellen Formel-1-Fahrer erfahren wird. "Denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie er diesen Tag angehen könnte. Ich denke, sein Hauptziel wird es sein, einen soliden Job zu machen. Er versucht nicht, Rundenrekorde aufzustellen."
Der entscheidende Schritt sei es, erste Erfahrungen zu sammeln. "Denn wenn er erneut die Chance bekommt, dann werden sich seine wahren Qualitäten als Fahrer entfalten", meint Robson. "Darüber hinaus ist es für uns von großem Wert, dass er einige Zeit im Auto sitzt und mit uns verbringt. Das können wir zurück im Simulator nutzen."
"Er kann das diesjährige Auto genau so fahren, wie er es bei den Tests tut, was seine Arbeit im Simulator enorm aufwertet. Es gibt viele Vorteile für uns. Ich denke nicht, dass wir uns aufgrund dieses Tages ein Urteil über sein künftiges Potenzial als Formel-1-Fahrer bilden werden. Es ist die Vorstufe dazu, das in Zukunft zu tun."