• 20. Februar 2020 · 18:11 Uhr

F1-Test Barcelona: Vettel bei SF1000-Debüt schneller als Leclerc

Die Wintertests 2020 haben ihre erste rote Flagge, und mit Kimi Räikkönen einen Überraschungs-Schnellsten - Sebastian Vettel im ersten Vergleich vor Charles Leclerc

(Motorsport-Total.com) - Am zweiten Tag der Wintertests in Barcelona (Formel 1 2020 live im Ticker) hat auch für Sebastian Vettel die Formel-1-Saison 2020 begonnen. Der Ferrari-Star war, nachdem er die ersten eineinhalb Tage krankheitsbedingt ausgelassen hatte, auf Anhieb schneller als sein Teamkollege Charles Leclerc. Aber im Paddock gab es am Donnerstag nur ein Thema, und das war Mercedes.

Das Gerede um die verblüffenden Ähnlichkeiten zwischen dem Werks-W11 und dem Kunden-RP20 von Racing Point war noch kaum leiser geworden, da rückte schon ein anderes Thema in den Vordergrund. Denn aufmerksamen Social-Media-Nutzern war am Mercedes von Lewis Hamilton ein ungewöhnliches Lenksystem aufgefallen, das inzwischen als DAS bekannt ist.

DAS steht für "Dual Axis Steering", also zweiaxiale Lenkung, und bedeutet, dass der Fahrer des W11 mit dem Lenkrad nicht nur nach links und rechts lenken, sondern auch die Position der Vorderräder bei Geradeausfahrt beeinflussen kann. Der Fahrer muss dazu nur das Lenkrad von sich wegschieben oder an sich heranziehen.

Mercedes-Technikchef James Allison hat in einer Pressekonferenz zu Mittag bestätigt, dass das System existiert, DAS heißt und von der FIA Stand heute als legal eingestuft wird. Mehr wird über den Technik-Trick aber nicht verraten. Ein gegnerischer Technikchef sagt nur: Wer so ein System nachbauen will, der wird dafür Monate brauchen ...

Erster technischer Defekt bei Mercedes

Die schlechte Nachricht aus Mercedes-Sicht: Valtteri Bottas (13./+2,216) musste sein Programm wegen eines elektrischen Problems vorzeitig beenden. Bis dahin hatte der Finne mit der Startnummer 77 genau 77 Runden absolviert. Lewis Hamiltons (9./+1,296) Beitrag zum Mercedes-Konto waren am Vormittag rekordverdächtige 106 Runden gewesen.

Ungeachtet des Rückstands auf die absolute Bestzeit beeindruckte Mercedes mit bärenstarken Longruns. Am Vormittag überzeugte Hamilton, als er präzise wie ein Schweizer Uhrwerk 1:20er-Zeiten fuhr. Und am Nachmittag absolvierte dann Bottas dutzende Runden am Stück, die am Ende des Stints genauso schnell waren wie am Anfang.

Die Bestzeit sicherte sich mit Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) ein Überraschungsmann. Der Finne schaffte in der letzten Stunde der Session auf den weichen C5-Reifen eine Bestzeit von 1:17.091 Minuten, blieb damit aber knapp hinter der Hamilton-Bestzeit vom Mittwoch (1:16.976 Minuten) zurück.

Bestzeit und erste rote Flagge für Räikkönen

17 Minuten vor Schluss rollte Räikkönen dann auf der Strecke aus, was den Wert seiner Tagesbestzeit möglicherweise schmälert. Denn gerade bei Wintertests ist es durchaus üblich, dass ein Fahrer am Ende eines Tages seinen Tank komplett leer fährt, um die Verbrauchsmessungen mit dem neuen Fahrzeug zu kalibrieren.

Räikkönens Dreher in Kurve 13, also eingangs Zielpassage, blieb ohne Folgen, ebenso wie ein Fehler von Bottas an der gleichen Stelle. Den einzigen echten Abflug leistete Romain Grosjean (11./+1,405) gegen Ende der Session, als er in Kurve 4 ins Kiesbett rutschte. Der Haas-Pilot beschädigte sich dabei Unterboden und Heckflügel und musste sein Programm frühzeitig beenden.

Daniel Ricciardo (Renault/+0,658) belegte am zweiten Tag den dritten Platz. Sein schwarzer R.S.20 mit der auffällig schlanken Nase leidet aber noch an Kinderkrankheiten. "Es ist alles noch ein bisschen empfindlich", sagt der Australier, "ohne ins Detail gehen zu wollen". Am Vormittag behinderte die Hydraulik ein konzentriertes Abarbeiten des Programms.

Sebastian Vettel schaffte bei seiner Premiere im Ferrari SF1000 74 Runden, also mehr als sein Teamkollege Charles Leclerc (8./+1,244) mit 49 - und war auch um knapp zwei Zehntelsekunden schneller als der Monegasse. Letztendlich belegte er hinter Alexander Albon (Red Bull/+0,821) und Pierre Gasly (AlphaTauri/+1,030) den sechsten Platz.

Williams: Besserer Start als 2019

Bei Williams war George Russell Alleinkämpfer. Nach dem psychologisch wichtigen Erfolg, am Mittwoch das erste Auto auf der Strecke gewesen zu sein, legte Russell am Donnerstag weitere 116 Runden nach. Rückstand auf die Bestzeit: 1,175 Sekunden. Die Zwangspause am frühen Nachmittag lag an einem durchgeschmorten Kabelbaum.

"Wir haben über Mittag ein paar Änderungen durchgeführt, und dabei sind wir im hinteren Bereich des Autos auf was gestoßen. Nichts Großes oder Besorgniserregendes", erklärt Technikchef Dave Robson. "Aber es war etwas, was tief im Auto steckte und daher ein bisschen dauerte. Wir mussten den Unterboden runternehmen."

Wer versucht, die Bestzeiten zu lesen, sei gewarnt: Der Unterschied zwischen vollem und leerem Tank beträgt in Barcelona vier Sekunden. Dazu kommen weitere vier bis fünf Sekunden Delta zwischen einem frischen C5 und einem gebrauchten C1. Heißt: Rein theoretisch kann einer mit zwei Sekunden Vorsprung Bestzeit fahren - und trotzdem um sechs Sekunden zu langsam sein ...

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