• 14. Februar 2020 · 11:57 Uhr

Shakedown Mercedes W11: "Zweijahres-WM" beginnt in Silverstone

Lewis Hamilton rechnet im Kampf um den siebten Titel mit den "üblichen Verdächtigen", während sich Toto Wolff auf eine "Zweijahres-WM" 2020/21 einstellt

(Motorsport-Total.com) - Am frühen Freitagmorgen hat Mercedes die ersten Fotos vom F1 W11 EQ Performance für die Formel-1-Saison 2020 präsentiert. Gleich danach wurde Valtteri Bottas die Ehre zuteil, den Shakedown mit dem neuen Silberpfeil zu absolvieren. Die Temperaturen in Silverstone waren zwar fröstelnd, doch die Stimmung im Weltmeister-Team gut.

Titelverteidiger Lewis Hamilton, der sich sogar auf Social Media rar gemacht und vier Kilogramm abgenommen hat, spricht von einem "fantastischen Winter. Ich fühle mich bereit. Und ich passe in den Sitz! Das ist ein guter Anfang. Vergangenes Jahr habe ich nicht reingepasst. Da mussten wir dann einige Änderungen vornehmen."

Hamilton kann 2020 Michael Schumachers sieben WM-Titel egalisieren. Wer auf dem Weg dorthin seine schärfsten Gegner sind? "Der Kerl hier!", lacht er in Richtung Teamkollege Valtteri Bottas und ergänzt: "Wahrscheinlich die üblichen Verdächtigen. Ich finde es witzig, [wie alle über Max und Charles reden]. Ich 'rede' lieber auf der Strecke. Alles andere wäre eine Schwäche."

Bottas spricht indes vom "besten Wintertraining bisher. Ich habe viel in verschiedenen Klimazonen trainiert. Ich bin bereit und kann den Start der neuen Saison kaum noch erwarten. Ich bin auch recht viel gefahren - von Rallye-Autos bis zu Hundeschlitten im Schnee in Finnland."

Shakedown: Nur ein erster Funktionstest

Der Shakedown auf dem knapp drei Kilometer langen "National Circuit" in Silverstone ist streng genommen kein richtiger Test, sondern per FIA-Definition nur eine Fahrmöglichkeit, um Videos und Fotos zu PR-Zwecken aufzunehmen. Bottas darf dabei zuerst ran; Hamilton erst am Nachmittag.

Teamchef Toto Wolff möchte die Bedeutung des "Testauftakts" daher nicht überhöhen: "Wir wollen einen Schritt nach dem anderen machen. Für heute wäre ein Erfolg, einen guten Shakedown zu haben, mit den geplanten Kilometern. Die Filmaufnahmen zu erledigen, beiden Fahrern ein erstes Gefühl für das Auto zu geben. Kein Bremsdefekt - wäre gut!", lacht er.

"Und dann ab nach Barcelona. Das ist der nächste Meilenstein." In Barcelona beginnen am 19. Februar die offiziellen Wintertests 2020 (zweimal drei Tage statt bisher zweimal vier). Wolff gibt die Marschroute vor: "Dort einen soliden Test absolvieren, die Arbeit erledigen, Daten sammeln. Dann in guter Form in Melbourne ankommen. Schritt für Schritt. Wir schauen nicht allzu weit in die Zukunft."

Der W11 sei "eine Evolution und keine Revolution. Aber wir haben das ganze Paket optimiert. Alles ist ein bisschen kompakter und optimierter. Wir haben versucht, unsere Schwächen aus dem Vorjahr auszukurieren. Die Kühlung war manchmal ein Problem. Was wir heute sehen ist das Ergebnis dieser Arbeit. Dieses Auto ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung."

Die bevorstehende Saison 2020 schätzt Wolff aufgrund der bevorstehenden Regel-Reform für 2021 als "fast eine Zweijahres-WM" ein, "wenn man es gesamthaft betrachtet. Die Ressourcenverteilung zwischen dem diesjährigen und dem nächstjährigen Autos ist etwas, das wir ständig im Hinterkopf haben müssen."

WM-Kampf 2020: Ein Risiko für 2021?

Denn: Wer sich zu sehr auf einen etwaigen WM-Kampf 2020 konzentriert und dabei die Entwicklung des 2021er-Konzepts schleifen lässt, der läuft Gefahr, dem Rest des Feldes jahrelang hinterherzuhinken. Eine Erfahrung, die die Mercedes-Gegner 2014 gemacht haben, als die neue Hybrid-Motorenformel eingeführt wurde.

Doch Mercedes war in den vergangenen fast zehn Jahren stets am besten darin, sich auf solche Herausforderungen einzustellen. Und auch diesmal ist man gewappnet: "Es gibt eine Gruppe im Team, die sich mit dem 2021er-Auto auseinandersetzt und sich nur darauf konzentriert", verrät Wolff.


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Und stellt klar: "Aber für uns an der Rennstrecke, für das Rennteam, geht es nur um 2020. Es geht darum, das Beste aus dem Material zu machen, das wir den Fahrern geben. Es geht darum, in der Umsetzung so fehlerfrei wie möglich zu sein und gut aus den Startlöchern zu kommen."

"Der Shakedown", erklärt Technikchef James Allison, "war schon immer wichtig, aber in diesem Jahr ist er besonders entscheidend. Es ist unsere letzte Chance, um sicherzugehen, dass vor dem ersten offiziellen Wintertesttag alles stimmt."

Warum der Shakedown trotzdem wichtig ist

"Wenn beim Shakedown alles gut läuft, befinden wir uns in einer guten Position, um am ersten Testtag in Barcelona um 9:00 Uhr aus der Box zu fahren und Runden abzuspulen. Aufgrund des verkürzten Wintertestprogramms ist es umso wichtiger, beim Shakedown alles abzuhaken, damit wir alles herausholen können, was möglich ist."

Übrigens: Das Jahr 2020 ist ein ganz besonderes für das Mercedes-Team: Die Mannschaft feiert das zehnjährige Jubiläum des heutigen Mercedes-Werksteams in der Formel 1. Am 14. März 2010 ging es in Bahrain zum ersten Mal in der Königsklasse an den Start. Seitdem hat es in 198 Formel-1-Rennen 93 Siege, 194 Podestplätze und 48 Doppelsiege eingefahren.

"Es ist fantastisch, dass das Team in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiern kann", sagt Wolff. "Vor mehr als 25 Jahren sind wir als Motorenhersteller in die Formel 1 zurückgekehrt, und ein Jahrzehnt später haben wir aufs Ganze gesetzt. Das zeigt unser langfristiges Engagement sowohl mit unserem Werksteam als auch als Power-Unit-Hersteller für unsere wertvollen Kunden."

"Wir waren über technische Regeländerungen und Wechsel in der Konzernspitze bei Daimler hinweg in der Formel 1, unser Engagement wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Es ist großartig, dass wir nun unser zehnjähriges Jubiläum mit dem Mercedes Werksteam als weiteren Meilenstein hinzufügen können."

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