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Robert Kubica: Warum der Comeback-Hype platzen könnte
In Polen ist die Euphorie um das Jahrhundert-Comeback von Robert Kubica riesengroß, doch die sportlichen Aussichten für die Formel-1-Saison 2019 sind düster
(Motorsport-Total.com) - Robert Kubica dämmert schon, dass sein vielbeachtetes Comeback zumindest beim Auftakt der Formel-1-Saison 2019 in Melbourne (Australien) kein Happy End nehmen wird. Der größte Erfolg wäre, sagt er, am Ende des Wochenendes zu wissen, dass er als Fahrer gute Arbeit geleistet hat. "Aber es kann gut sein, dass wir nicht in der Position sein werden, die die Fans eigentlich von uns erwarten würden", befürchtet der 34-Jährige.
© Pacepix.com
Robert Kubica erwartet sich für den Saisonauftakt in Melbourne nicht viel Zoom Download
Denn die Erwartungen sind hoch - weniger international, aber besonders in seiner Heimat Polen, wo die meisten Formel-1-Zuschauer die feinen Nuancen des Grand-Prix-Sports nicht so gut verstehen wie in traditionellen Kernmärkten wie Großbritannien oder Deutschland. Das Kubica-Comeback ist in dessen Heimat ein Jahrhundertereignis, und letzte Startreihen wären für viele Fans eine Enttäuschung.
Welche Ausmaße der Kubica-Hype angenommen hat, ist von außerhalb Polens kaum nachvollziehbar. Ein Beispiel: In einer Zeit, in der sich Motorsport-Bücher nur noch schleppend verkaufen, war das neue Kubica-Buch in Polen sofort vergriffen - trotz einer beachtlichen Erstauflage von 20.000 Stück. Und sogar beim sportlich bedeutungslosen Test in Barcelona sitzen immer dutzende Kubica-Fans mit ihren Fahnen und Transparenten auf der Tribüne.
Viel zu jubeln hatten sie bisher nicht. Am Mittwoch belegte Kubica den vorletzten Platz in der Tageswertung, mit 2,223 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Carlos Sainz (McLaren). Immerhin schaffte er 130 Runden, und er war auch um drei Zehntelsekunden schneller als Rookie-Teamkollege George Russell am Vortag. Aber alles andere als ein Q1-Aus für Williams in Melbourne wäre wohl eine Überraschung.
Immerhin: Williams kommt langsam ins Fahren
Nach den Verzögerungen der ersten Testwoche spricht Kubica in Bezug auf den FW42 von "gemischten Gefühlen. Einerseits ist es positiv, dass wir jetzt mal so viele Runden geschafft haben. Andererseits bleibt bis zum ersten Rennen nicht mehr viel Zeit. Wir sind nicht da, wo wir gerne sein würden, besonders aus meiner Sicht."
Und so ist Kubica schlau genug, die Erwartungen seiner Fans nicht weiter zu befeuern, indem er konkrete Zielsetzungen ausgibt. Er hält sich vage, wenn er sagt: "Wenn ich am Sonntagabend von mir sagen kann, dass ich alles gegeben habe, dann bin ich glücklich. Ich bin ehrlich zu mir und verlange mir selbst viel ab. Wenn ich also am Ende zufrieden bin, war es eine gute Leistung."
Positiv: Wer Kubicas rechten Arm sieht, kann sich kaum vorstellen, dass man damit ein komplettes Formel-1-Rennen bestreiten kann. Aber den Beweis dafür hat er am Mittwoch mit 130 Runden angetreten. Das entspricht in Barcelona sogar zwei Renndistanzen. "Was das Körperliche angeht, bin ich sehr glücklich", sagt der 76-fache Grand-Prix-Teilnehmer. Und das ist für sich genommen schon ein kleines Wunder.
"Ich glaube, dass ich so gut vorbereitet bin, wie ich es erwartet habe", so Kubica. "Natürlich würde es helfen, bei den Tests mehr zu fahren. Denn du kannst im Fitnessstudio so viel trainieren, wie du willst, aber das echte Fahren im Formel-1-Auto ist nochmal was ganz anderes. Dein Körper stellt sich auf die Kräfte ein, deine Reaktionen auch. Aber bisher ist es gut gelaufen."
Stimmung im Team am Tiefpunkt
Nach dem verspäteten Start in die Wintertests ist Williams mit dem Testprogramm im Rückstand. Während andere schon so weit sind, Qualifying-Runs zu üben, ist Williams noch mit Grundlagen wie der Zuverlässigkeit beschäftigt. "Für uns Fahrer", bedauert Kubica, "gibt es mit einem neuen Auto so viel zu erkunden. Aber leider haben wir dafür nicht mehr viel Zeit." Genau genommen nur noch einen Tag, am Freitag.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Stimmung innerhalb des Williams-Teams am Tiefpunkt ist. Claire Williams, das spürt man, ohne dass sie es aussprechen muss, würde den Technischen Direktor Paddy Lowe am liebsten loswerden. Und es häufen sich Internetberichte, dass in der Fabrik in Grove nicht mit dem Enthusiasmus gearbeitet wird, der für ein Formel-1-Team in der heißen Phase der Saisonvorbereitung eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Kubica versucht, seine Mannschaft in Schutz zu nehmen, wenn er geschickt um den heißen Brei herumredet: "Das ist die Formel 1. Es ist ja nicht so, dass die Leute nicht arbeiten", so der Pole. "Wir müssen hart arbeiten, wir müssen unsere Probleme lösen. Das muss unser Fokus sein. Wenn wir einen reibungslosen Saisonstart haben, hilft das natürlich. Aber dafür werden wir uns auch anstrengen müssen."