• 20. Februar 2019 · 18:02 Uhr

Formel-1-Tests Barcelona 2019: Toro Rosso stiehlt Alfa Romeo die Show!

Daniil Kwjat beschert Toro Rosso und Honda am dritten Testtag die erste Bestzeit, während Mercedes zum Dauerläufer wird - Haas verursacht alle drei Rotphasen

(Motorsport-Total.com) - Es ist die erste Überraschung der Formel-1-Wintertests 2019: Daniil Kwjat hat am dritten Tag auf dem Circuit de Catalunya-Barcelona in Spanien eine neue absolute Bestzeit aufgestellt. Im Toro-Rosso-Honda STR14 und mit den weichsten Reifen aus dem Pirelli-Sortiment (C5) unterbot Kwjat die bisherige Messlatte von Ferrari-Pilot Sebastian Vettel um knapp vier Zehntel und schraubte den Bestwert auf 1:17.704 Minuten herunter. Der einzige Schönheitsfehler daran: Vettel hatte im SF90 am Montag nur die langsameren Medium-Reifen (C3) verwendet.

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Toro-Rosso-Fahrer Daniil Kwjat fuhr am Mittwoch die schnellste Testrunde Zoom Download

Die neue 2019er-Rekordrunde wurde erst kurz vor dem Ende des dritten Testtags erzielt. Und damit stahl Kwjat der Konkurrenz die Show: Kimi Räikkönen hatte im Alfa Romeo C38 bereits am Vormittag 1:17.762 Minuten erzielt und damit für Stunden das Klassement angeführt. Am Ende blieb dem Ex-Champion um 0,058 Sekunden geschlagen der zweite Platz vor Daniel Ricciardo im Renault R.S.19, der jedoch bereits einen Rückstand von 0,460 Sekunden aufwies.

Sebastian Vettel belegte im Ferrari SF90 den vierten Platz vor Max Verstappen im Red Bull RB15 und Nico Hülkenberg im Renault R.S.19. Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes W10 wurde auf Position zwölf gewertet, gut 3,1 Sekunden hinter der Spitze. (Zum kompletten Tagesergebnis mit allen Zeiten und Abständen!)

Haas sorgt gleich für drei Rotphasen

Weniger als für die meisten Teams verlief der dritte Testtag hingegen für US-Rennstall Haas: Gleich dreimal rollte der VF-19 auf der Strecke aus, mit unterschiedlichen Defekten. Am Vormittag hatte Testpilot Pietro Fittipaldi das Fahrzeug nach Elektronikproblem abgestellt, am Nachmittag blieb Romain Grosjean mit fehlerhafter Zündung auf dem Grand-Prix-Kurs liegen. Und wenige Minuten vor dem Ende der Testsession stand der Haas-Bolide mit Grosjean erneut, dieses Mal aufgrund von Druckverlust im Hydrauliksystem. Es waren die drei einzigen Rotphasen des erneut sonnigen Tages.

Die meisten Teams nutzten die ausgezeichneten Testbedingungen zu wahren Dauerläufen: Ferrari und Mercedes, aber auch Alfa Romeo, Red Bull, Renault und Toro Rosso spulten jeweils über 100 Runden ab. Vettel (134), Kwjat (137) und Räikkönen (138) meisterten sogar je über zwei komplette Renndistanzen in Barcelona, also mehr als 600 Kilometer.

Die wenigsten Runden gingen auf das Konto des Teams, das bisher noch gar nicht in Erscheinung getreten war: Williams. Nachdem der neue FW42 erst in den frühen Morgenstunden an der Strecke eingetroffen war, erledigte Formel-1-Neuling George Russell am Nachmittag erste Funktionstests. Dabei blieb Russell gut acht Sekunden hinter der Toro-Rosso-Bestzeit zurück und wurde nach 23 Runden oder knapp über 100 Kilometern abgeschlagen Letzter - inklusive kleinem, aber folgenlosem Dreher.

Holperstart für McLaren am Mittwoch

Doch für Williams ging es am Mittwoch vorrangig darum, endlich in die Gänge zu kommen. Claire Williams als stellvertretende Teamchefin reagierte daher mit "Erleichterung" auf die Jungfernfahrt des FW42. Im Gespräch mit 'Sky Sports F1' räumte sie aber auch ein, dass diese große Verzögerung "peinlich" sei für ein Formel-1-Traditionsteam, das seit mehr als 40 Jahren Grand-Prix-Rennwagen baue. Von einer internen Schuldzuweisung sah Williams ab und meinte: "Wir waschen unsere schmutzige Wäsche nicht in der Öffentlichkeit."

Ein bisschen Staub wirbelte Carlos Sainz im McLaren MCL34 auf: Der Spanier wurde am Mittwoch gleich zweimal nach Drehern abseits der Ideallinie gesichtet, nachdem sich sein Fahrbeginn am Vormittag um gut eineinhalb Stunden verspätet hatte. McLaren hatte am Vorabend einen Getriebedefekt entdeckt und über Nacht einen Wechsel vorgenommen, der bis zum Testanfang um 9 Uhr früh noch nicht abgeschlossen war. Sainz bescherte seinen Mechanikern indes mit seinem zweiten Ausritt noch mehr Arbeit: Beim harten Ritt über die Randsteine verlor der MCL34 einige Anbauteile. Am Ende lag er 1,6 Sekunden hinter der Spitze auf P9 im Tagesklassement.

Neben der Bestzeit gab's für Toro Rosso auch einen Spontaneinsatz in der Boxengasse, nachdem Kwjat den STR14 gut eine Stunde vor dem Feierabend dort abgestellt hatte. Womöglich aber war diese Szene völlig undramatisch: Die Ursache für das Anhalten könnte ein schlichter Tanktest gewesen sein. Sonst hielt sich die Mannschaft von Teamchef Franz Tost schadlos - und bis zur überraschenden Bestzeit im breiten Mittelfeld.

Renault kriegt DRS wieder in den Griff

Alfa Romeo wiederum lag lange Zeit ganz vorne. Für Antonio Giovinazzi, den zweiten Fahrer im Team, nicht nur eine Momentaufnahme: "Es sieht gut aus", sagte er bei 'Sky Sports F1'. "Der erste Eindruck vom Auto ist positiv." So positiv, dass Giovinazzi bereits davon spricht, die Saison 2019 in den Top 10 beginnen zu wollen. "Das ist das Ziel. Wir müssen das Auto noch ein bisschen verbessern, aber die Basis stimmt." Was Räikkönen am Mittwoch eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.


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Fortschritte gab es auch bei Renault. Nach dem Defekt am Drag-Reduction-System (DRS) vom Dienstag blieb der Heckflügel am französischen Werksauto am gesamten Mittwochvormittag über geschlossen. Hülkenberg habe "produktiv" gearbeitet, hieß es anschließend vom Team. Der Deutsche absolvierte etliche kurze Fahrten, testete sich durch die Reifensorten und fuhr abschließend einige Longruns, ehe Ricciardo den R.S.19 am Nachmittag übernahm - dann mit aktivem DR-System. Beide Renault-Piloten nutzten die Soft-Reifen für ihre persönlich schnellsten Runden.

Ferrari hatte am Mittwoch mit Vettel lange den zweiten Platz hinter Räikkönen gehalten, fiel bei den Schlussattacken der Konkurrenz aber noch auf P4 zurück. Kein Wunder: Der SF90 war am Mittwoch auf Longruns getrimmt, allerdings nicht mit den neuen Felgen im Mercedes-Stil bestückt. Ferrari-Neuzugang Charles Leclerc kommentierte bei 'Sky Sports F1': "Die Zuverlässigkeit ist gut. Über die Performance können wir nicht viel sagen, weil wir nicht wissen, was die anderen testen." Nach 134 Barcelona-Runden wurde Vettel mit 0,6 Sekunden Rückstand gewertet.

Red Bull baut den RB15 um - mit Erfolg

Gut vier Zehntelsekunden büßte Red Bull und Verstappen auf Vettel und Ferrari ein. Der RB15-Neuwagen stand zwischendurch aber auch für längere Zeit an der Box und wurde umfangreich umgebaut. Unter anderem brachte das Team am Mittwoch einen neuen Heckflügel ins Spiel und verfeinerte die Gesamtaerodynamik des Fahrzeugs. Offenbar mit Erfolg: "Der Red Bull scheint mit Verstappen am Steuer sehr berechenbar zu sein, was das Fahrverhalten angeht. Das ist genau das, was sich der Fahrer wünscht", bemerkt Technikexperte Gary Anderson.

Probleme dagegen bei Racing Point: Sergio Perez plagte sich im RP19 mit einem klemmenden DR-System herum, das die Fahrleistung des neuen Formel-1-Autos beeinträchtigte. Der Mexikaner schaffte auch nur 67 Runden und blieb in 1:20.102 Minuten knapp über der 80-Sekunden-Marke. Rückstand: 2,4 Sekunden auf Kwjat.

Damit war Perez aber schneller als beide Mercedes-Vertreter, die sich den Tag erneut aufgeteilt hatten. Valtteri Bottas hatte am Vormittag 88 Runden gedreht, Hamilton steuerte am Nachmittag weitere 94 Umläufe im W10-Rennwagen bei. Die jeweiligen Bestzeiten unterschieden sich kaum: 1:20.693 Minuten für Bottas, 1:20.818 Minuten für Hamilton.

Noch einmal testen in dieser Woche ...

Dass der Mercedes-Silberpfeil zu mehr imstande ist, zeigten die Fahrer auch am dritten von insgesamt acht Testtagen nicht. Die WM-Titelverteidiger fuhren weiter ein auffällig unauffälliges Programm, von technischen Problemen ist nichts bekannt. Stattdessen gab es viele Longruns auf den härteren Reifen, dazu einen kleinen Ausrutscher von Hamilton in der Schikane.

Haas dagegen muss nach dem Chaos-Mittwoch Ursachenforschung betreiben. Wenn der VF-19 fuhr, war er aber ordentlich unterwegs: Grosjean kam auf 1:19.060 Minuten und Platz sieben, Testpilot Fittipaldi wurde knapp zwei Zehntel dahinter Achter und insgesamt 13 Piloten.

Die erste Testwoche wird am Donnerstag, 21. Februar, zum Abschluss gebracht. Dann führen die Teams noch einmal von 9 bis 13 und von 14 bis 18 Uhr ihre Probefahrten durch, ehe der Fahrbetrieb für vier Tage ruht. Die zweite viertägige Testwoche beginnt dann am 26. Februar an gleicher Stelle, wieder in Barcelona.

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