• 09. März 2018 · 15:22 Uhr

Pirellis Hypersoft: Bockstark im Qualifying, aber dann ...?

Der weichste Reifen 2018 entzweit die Gemüter: Bei Kälte und neuem Asphalt in Barcelona funktioniert er prima, doch was ist bei Hitze und bei langen Stints?

(Motorsport-Total.com) - Mit dem neuen Hypersoft-Reifen scheint Formel-1-Reifenzulieferer Pirelli für die Saison 2018 ein Pfund aus dem Hut gezaubert zu haben. Nach ersten Eindrücken bei den Testfahrten in Barcelona befinden die Teams den pink markierten Pneu unisono als starke Verbesserung zur bisher weichsten Mischung, dem Ultrasoft. Dank viel mehr Grip wird es im Qualifying - sofern der Hypersoft nominiert ist - keine Alternative geben. Doch lässt sich der Reifen auch im Rennen sinnvoll einsetzen?

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Der neue Hypersoft-Reifen hat mehr zu bieten als schicke pinke Farbe Zoom Download

Darüber gehen die Meinung bislang auseinander. Renault-Fahrer Carlos Sainz bestätigt nur, dass er auf einer schnellen Runde viel aggressiver in die Kurven gehen könne: "Für den kleinen Extrakick Leistung ist der Reifen wirklich gut", so der Spanier. Denn der Hypersoft hat (im Gegensatz zu den übrigen Mischungen) keine spezifischen Stärken - etwa in langsamen oder schnellen Passagen -, sondern bringt durchgängig Vorteile. Die kleinen Zeitgewinne summieren sich mit den Kilometern.

Auch Renault-Chassischef Nick Chester bestätigt: "So viel Unterschied besteht zwischen den Reifen eigentlich nicht. Aber dann zieht man den Hypersoft auf und der Leistungssprung ist gewaltig." Die Testzeiten von Barcelona untermauern die These. Am Donnerstag war Ferrari-Pilot Sebastian Vettel mit der neuen Mischung 1,218 Sekunden schneller als Mercedes-Konkurrent Lewis Hamilton am Mittwoch auf Ultrasoft - auch wenn den Bedingungen ein Teil dieser Differenz geschuldet war.


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Zumindest für einige Kilometer hält der Extrakick. Obwohl es Pirellis erklärtes Ziel war, durch mehr Reifenverschleiß mehr Unwägbarkeiten zu schaffen und die Rennen spannender zu gestalten, monieren die Kritiker die Kurzlebigkeit des Hypersoft. Zu ihnen gehört auch Toro-Rosso-Fahrer Pierre Gasly: "Schon in der zweiten Runde ging es bei mir mit den Hinterreifen dahin", berichtet er. "Idealerweise muss alles also gleich im ersten Versuch passen." Heißt: mehr Druck im Qualifying.

Doch Hülkenberg relativiert: "Sie halten ganz gut. Ich hätte Schlimmeres erwartet. Angesichts dessen, dass der Reifen Hypersoft heißt, hätte ich mehr Abbau erwartet. Es erging mir sogar mit dem Ultrasoft schlechter." Überhaupt scheinen die 2018er-Reifen mehr Tücken parat zu haben. Der Soft und der Supersoft neigen laut der Aussagen der Piloten zum Körnen und zur Bläschenbildung.

Ob solche Aussagen belastbar sind, darf bezweifelt werden. In Barcelona bewegten sich die Außentemperaturen selten im zweistelligen Bereich, was im Laufe der Saison nicht mehr zu erwarten ist. Zum Auftakt in Australien und Bahrain wird es wahrscheinlich sogar sehr heiß. Dazu verzerrt der neue Asphalt auf dem Circuit de Catalunya das Bild. "Ich glaube nicht, dass wir nach zwei Wochen viel wissen. So wie hier wird sich die Situation nicht erneut darstellen", sagt Kevin Magnussen.

Auch Sauber-Teamchef Frederic Vasseur glaubt angesichts der beschränkten Kontingente nicht daran, dass die ganze Wahrheit über Hypersoft und Co. bereits auf dem Tisch liegt: "Es ist etwas anderes als früher bei Reifentests, als wir 25 Sätze am Tag verwenden durften", warnt der Franzose.


Formel 1 2018 - Thema: Reifen

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Hinzu kommt: Auf den ersten Hypersoft-Renneinsatz muss die Formel 1 eine Weile warten. Pirelli liefert den neuen Pneu erst zum Kanada-Grand-Prix im Juni an und verzichtet überraschenderweise in Spanien - wo er sich offenbar bewährt hat - darauf. Mehr noch: Die Italiener gehen mit dem Härtegrad sogar zwei Stufen höher, da Supersoft, Soft und Medium stattdessen im Aufgebot sind.

"Wir hätten uns nach den Erkenntnissen aus Barcelona eigentlich mehr Einsätze für den Hypersoft gewünscht", sagt Chester. Es könnte zumindest beim Stadtrennen in Monaco (unmittelbar vor Montreal) dazu kommen. Die Nominierung steht noch aus, weil Pirelli aus logistischen Gründen zunächst seine Auswahl für Übersee-Rennen trifft und erst danach entscheidet, was in Europa passiert.

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