McLaren weiter in Problemen: Alonso flüchtet in Galgenhumor
Der Spanier meint sarkastisch, "jede Kurve mit Vollgas zu fahren" - Auf der Geraden fehlten 30 km/h - Der Honda-Antrieb sei "das einzige Problem", das Chassis stark
(Motorsport-Total.com) - McLaren kommt nicht aus dem Schlamassel: Auch am Mittwoch, dem sechsten Tag der Formel-1-Testfahrten in Barcelona, wurden die Briten von Technikproblemen heimgesucht. Mit nur 46 abgespulten Runden blieb Fernando Alonso wie mit Platz zwölf - sage und schreibe 3,731 Sekunden hinter der Bestzeit - hinter den Erwartungen zurück. Der Spanier wirkte in seiner Medienrunde aber nicht desillusioniert. Im Gegenteil: "Es fühlt sich gut an. Wir haben alles unter Kontrolle", sagt er.
Erneut war es der Honda-Antriebsstrang, der den MCL32 lahmlegte. Ein angeblich geplanter, dann aber während der Vormittagssession durchgeführter Tausch des Energiespeichers sorgte für die längste Zwangspause. "Der Antrieb ist unser einziges Problem", räumt Alonso ein. Er meint nicht nur die Zuverlässigkeit, sondern auch die Power, die der PS-schwache Japaner (nicht) liefert: "Uns fehlen auf der Geraden 30 km/h. Da ist es schwierig, ein Gefühl für das Auto zu bekommen."
Die inoffiziellen Topspeed-Messungen bestätigen Alonso: Am Dienstag wurde sein Teamkollege Stoffel Vandoorne mit 319,8 km/h geblitzt, während es Felipe Massa mit einem Mercedes-Hybriden im Heck auf 339,6 km/h brachte. Eine Welt in der Formel 1. Woher das Defizit stammt - ob vom Verbrennungsmotor oder den Hybridkomponenten - möchte der Spanier nicht präzisieren. Er bezweifelt jedoch, dass es wie 2016 etwas mit der Bereitstellung von Elektropower zu tun hätte.
Alonso flüchtet sich - von einem Journalisten darauf angesprochen, ob er die Mutkurve drei des Circuit de Catalunya mit Vollgas fahren würde - in Galgenhumor: "Klar!", ruft er ihm bereits schallend lachend zu. "So wenig Power wie wir haben, kann ich doch jede Kurve mit Vollgas fahren!" Hoffnung macht, dass Honda für den Saisonauftakt in Australien bereits eine neue Ausbaustufe anliefern will. Und das Chassis des MCL32, wie Alonso betont: "Ich bin mit der Balance zufrieden - und damit, wie ich in den Kurven attackieren kann. Vom Chassis her sind wir nicht weit zurück."
Dennoch stellt er klar, den Erwartungen hinterherzulaufen, erinnert aber auch an Red Bull im Jahre 2014: Mit einem desolaten Renault-Triebwerk fuhren die Österreicher in Barcelona kaum, gewannen in der Saison aber drei Rennen. "Wir verbessern mit jeder Runde unsere Situation", macht Alonso Mut.
Er unterstreicht, wie wenig aussagekräftig die Zeiten bei den Tests seien - insbesondere gemessen daran, wie wenig Kilometer McLaren bisher abgespult hat. "Wenn wir jeden Tag 40 Runden drehen, stehen wir da, wo andere nach zwei Tage waren." Alonso sagt noch etwas, bei dem man ihm Sarkasmus hätte unterstellen können: "Wir sind ein großes Team. Wenn man an McLaren denkt und einen sieht, bekommt man Angst. Weil wir die Dinge so schnell in den Griff bekommen." Es war definitiv ernst gemeint.